Kausaler Osteoporosefaktor in der Menopause ist Östrogenabfall. Das Versiegen der Eierstockfunktion nach den Wechseljahren ist der Hauptgrund, warum manche Frauen in diesem Lebensabschnitt von Osteoporose betroffen sind. Eine sachgerechte HRT (Hormonersatztherapie) kann eine postmenopausale Osteoporose verhindern und senkt die Frakturrate am Wirbelkörper und am Schenkelhals um 30–40% signifikant.3 Selbst unter einem aus heutiger Sicht unphysiologischen Therapieregime wie in der WHI-Studie betrug in der Gruppe der Frauen zwischen 50 und 59 Jahren das relative Risiko (RR) für Frakturen jeder Lokalisation unter der Kombination von CEE/MPA 0,76, unter CEE-Monotherapie 0,70.4, 5
Nach den aktuellen S3-Leitlinien des Dachverbandes Osteologie zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose1 soll eine spezifische medikamentöse Therapie geschlechtsunabhängig bei Auftreten einer osteoporotischen Wirbelkörper- oder proximalen Femurfraktur möglichst rasch und ohne Verzögerung erfolgen. Unter den möglichen spezifischen Osteoporosetherapeutika mit der höchsten Empfehlungsstärke (A) finden sich mit Risikoreduktion sowohl für Wirbelkörper-, periphere als auch proximale Femurfrakturen auch Östrogene, neben Alendronat, Zoledronat, Denosumab, Romosozumab und Teriparatid, gereiht. Unabhängig von der speziellen Situation in der Menopause sind systemische Östrogene/Gestagene zur Frakturprävention bei postmenopausalen Frauen mit hohem Frakturrisiko zugelassen, die Unverträglichkeit oder Kontraindikationen gegenüber anderen Osteoporosetherapeutika aufweisen (A). Bei Frauen unter östradiolbasierter Hormonersatztherapie in Standarddosierung (Östrogene und bei vorhandener Gebärmutter in Kombination mit Gestagenen), die aus anderer Indikation wie etwa vasomotorischen Symptomen begonnen wurde, ist in der Regel keine weitere spezifische Osteoporosetherapie erforderlich, da sie als frakturrisikosenkende Osteoporosetherapie angesehen werden kann.
In der 2024 aktualisierten österreichischen Osteoporose-Leitlinie2 wird die Einleitung einer HRT zur Behandlung der postmenopausalen Osteoporose für jüngere postmenopausale Frauen (Alter ≤ 60 Jahre) empfohlen, die ein geringes Ausgangsrisiko für unerwünschte maligne und thromboembolische Ereignisse haben. Die weitere Anwendung einer HRT nach dem 60. Lj. sollte gemeinsam mit der Patientin besprochen werden und nach einer individuellen Risiko-Nutzen-Analyse erfolgen.