Prävention im Fokus

Die Erstinfektion mit dem respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) erfolgt bei 97 % aller Kinder in den ersten beiden Lebensjahren. Es entsteht keine bleibende Immunität, weshalb eine Infektion in jedem Alter vorkommen kann. Bei Erwachsenen verläuft die Erkrankung oft asymptomatisch oder verursacht nur leichte Symptome der oberen Atemwege. Bei kleinen Kindern, Personen mit Risikofaktoren und älteren Menschen kann die Infektion auch schwere Symptome verursachen und ist mit erhöhten Hospitalisierungs- und Mortalitätsraten assoziiert. RSV ist in Österreich nicht meldepflichtig, weshalb Daten zur Häufigkeit auf Schätzungen basieren. Aktuelle Zahlen gehen von etwa 2.300 Hospitalisierungen von Personen über 65 Jahre und etwa 1.100 spitalspflichtigen Erkrankungen unter Babys und Kleinkindern aus.

Gefährlich für die Kleinsten

RSV ist der häufigste Grund für eine Hospitalisierung bei Säuglingen und Kleinkindern. Aufgrund der engen Atemwege ist eine Infektion umso problematischer, je jünger das Kind ist. Schwere Atemnot und künstliche Beatmung sind mögliche Folgen. Nicht nur Risikokinder sind betroffen, 3 von 4 hospitalisierten Kindern sind ansonsten gesunde und reif geborene Säuglinge. Deshalb ist die Prävention in dieser Altersgruppe besonders wichtig, die momentan nur durch passive Immunisierung möglich ist. Kinderimpfstoffe befinden sich in klinischer Entwicklung.

Höheres Risiko im Alter

Ältere Menschen und Patient:innen mit Risikofaktoren (chronische Erkrankungen, funktionelle Beeinträchtigungen) haben häufig ein schwächeres Immunsystem und sind gefährdet, schwer an RSV zu erkranken. „Die Infektion kann eine Abwärtsspirale in Gang setzen, bei der sich die Grunderkrankung verschlechtert“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Stefan Winkler während seines Vortrags. Oftmals ist eine Behandlung auf der Intensivstation erforderlich, und nicht selten kommt eine bakterielle Lungenentzündung hinzu. Betroffene versterben dann nicht direkt an der RSV-Infektion, sondern an der daraus resultierenden Gesamtverschlechterung ihres Zustandes. Auch wenn sie nicht versterben, erholen sich die Patient:innen häufig nicht mehr vollständig. „RSV wirkt damit wie ein Katalysator für klinische Verschlechterung“, weiß Winkler. Zur Prophylaxe stehen seit Herbst 2023 Impfstoffe für ältere Erwachsene zur Verfügung.