Für die Studie wurden die nationalen Register verschriebener Medikamente der jeweiligen Länder auf PPIS und Personen zwischen 1 und 17 Jahren untersucht. Für die jeweiligen Jahre, Länder und Altersgruppen wurde daraus die Anzahl der verschriebenen PPIs pro 1.000 Kindern errechnet und der zeitliche Verlauf dieser Raten untersucht.
2007 zeigte sich für alle 3 Länder eine Verschreibungsrate von 10–11/1.000 Kindern. In den folgenden Jahren bis 2020 war eine länderspezifisch unterschiedliche, aber durchwegs ansteigende Verschreibungspraxis zu beobachten (Abb.). So wurden 2020 in Norwegen mit 34,0/1.000 Kindern die meisten PPIs verschrieben, in Schweden immerhin 21,3/1.000 Kindern und in Dänemark mit 16,1/1.000 Kindern deutlich weniger als in den anderen untersuchten Ländern. Die zeitliche Entwicklung offenbart auch, dass in Dänemark von 2015 an ein Abfall an Verschreibungen beobachtbar ist, in Schweden und Norwegen jedoch nicht.
Im selben Zeitraum wurde in den untersuchten skandinavischen Ländern kein Anstieg an GERD oder ähnlichen Erkrankungen festgestellt, der den allgemeinen Anstieg der PPI-Verschreibung an Kinder erklären könnte. Darüber hinaus scheint es keinen objektiv erklärbaren Grund zu geben, der zu einer unterschiedlichen GERD-Prävalenz unter den einzelnen untersuchten Ländern führen würde. Ein Unterschied besteht aber in der Art und Weise, wie PPIs verschrieben werden dürfen. Hier dürfen in Norwegen seit 2014 alle Ärztinnen und Ärzte ohne spezifizierte Diagnostik PPIs für Kinder verordnen. Auch wurden 2008 PPIs als Granulat zugelassen, was Kindern eine leichtere Einnahme ermöglicht.
Die Ergebnisse der Studie sind durch verschieden beschriebene Limitationen nicht voll umfänglich aussagekräftig. Obwohl GERD die Hauptdiagnose für das Verschreiben von PPIs ist, werden diese Medikamente auch bei anderen Erkrankungen oder Symptomkonstellationen verwendet. In den verwendeten Datensätzen konnte der Grund der Verschreibung jedoch nicht nachvollzogen werden. Genauso wurden die Anzahl der abgeholten Packungen und die täglich eingenommene Dosis nicht ermittelt. Zu den Fachrichtungen der verschreibenden Ärztinnen und Ärzte stehen leider ebenfalls keine Informationen zur Verfügung.
Die Autoren konkludieren, dass PPIs ein integraler Bestandteil der Therapie eines Refluxes oder einer GERD auch bei Kindern seien, es jedoch keinen strukturellen Unterschied gebe, der das unterschiedliche Verschreibungsverhalten der drei Länder und den allgemeinen Anstieg in den Verschreibungszahlen erklären könnte. Daher vermuten sie eine Überbehandlung, die in leichterem Zugang und gelockerter Verschreibungspraxis begründet sein könnte.