In jüngster Zeit gibt es vermehrt Untersuchungsergebnisse auch über Belastungen im psychischen Bereich, wie z. B.:
Diesbezüglich alarmierende Schlagzeilen in den Medien verstärken das noch einmal durch eine Wortwahl wie „psychische Schäden“, „verlorene Generation“, „psychische Störungen“. Psychische Belastungen werden gemeinsam mit befürchteten sozialen Auswirkungen den Maßnahmen gegenübergestellt, die körperliche Gesundheit erhalten sollen, um nicht zu sagen: Sie werden gegeneinander ausgespielt. Zielführender wäre es, für den Diskurs dafür von ärztlicher Seite medizinisches Wissen und politische Maßnahmen zu unterscheiden.
Generell fordern Unsicherheit, Unvorhersagbarkeit, rasch wechselnde Annahmen, die Flexibilität und die Multitaskingfähigkeit. Dies betrifft derzeit im Besonderen z. B. berufstätige Mütter, die dies mit großer Selbstverständlichkeit leisten. Durch die Länge des bisherigen Zeitabschnittes tritt nun – und das ist völlig normal – vermehrt Ermüdung, aber auch Frust nach anfänglich akzeptierender Zuversicht ein. Da das ersehnte Ende zeitlich nicht benennbar ist, wird dieses teils eben selbst benannt: „Es reicht, … ich will wieder meine Party, oder, … ich kann den Kindern nicht alles verbieten …“. Werden Schutzmaßnahmen nicht als schützend, sondern als Einschränkung bewertet, können Hoffnungslosigkeit, Gereiztheit, Wut und Resignation die Folge sein und als Symptome in Sprache gebracht werden.
Psychische Symptome können aufzeigen, dass die bisherigen individuellen Bewältigungsstrategien nicht mehr angemessen sind, entweder, weil diese schon zu lange andauern oder persönlich hinterfragt werden. In welchem Zusammenhang hören wir in der allgemeinmedizinischen Praxis vermehrt von psychischen Symptomen?
Hier gilt es zu unterscheiden:
Angst ist per se ein unangenehmes, jedoch kein pathologisches Phänomen und von der Angststörung zu unterscheiden. Ängste können eine normale Reaktion sein, in einer Zeit, in der nichts wie normal üblich ist. Was in normalen Zeiten als pathologisch angesehen wird, kann derzeit eine normale Reaktion sein.
Die veröffentlichten Studienergebnisse erinnern uns daran, die psychischen Herausforderungen mit einer Selbstverständlichkeit im hausärztlichen Gespräch mit zu berücksichtigen und aktiv anzusprechen – neben notwendiger Aufklärung über Impfungen, Ct-Wert oder ärztlicher Begleitung von COVID-Erkrankten.