Qualitätsentwicklung ist eine mit der Berufsausübung untrennbar verbundene gemeinschaftliche Aufgabe der Ärzteschaft.
Sie umfasst die tägliche Praxis, aber auch den Bereich Forschung und Lehre. Sie dient der kontinuierlichen Verbesserung der Patientenversorgung, widmet sich aber gleichzeitig Arbeitsbedingungen, damit die Motivation der im Alltag handelnden Personen erhalten bleibt.
Fragen nach Effektivität und Effizienz und wechselnde Qualitätssicherungs- bzw. Qualitätsförderungskonzepte wurden für alle Gesundheitssysteme seit den 1990er-Jahren entwickelt. Es entstand eine Verlagerung der Entwicklung von Qualitätssicherungssystemen in den nichtärztlichen Bereich, was gleichzeitig mit einer ausgeprägten Top-down-Tendenz verbunden war.
Dies macht die „ärztliche“ Auseinandersetzung mit Qualitätsentwicklung und Qualitätsförderung im Gesundheitssystem wieder notwendiger. Vor allem Arbeitsbedingungen brauchen dabei ausreichende Beachtung. Expert:innen, die zwar Werkzeuge der Qualitätssicherung kennen, jedoch die Bedingungen der täglichen Berufsausübung nicht selbst erleben, muss ärztliche Expertise zur Seite gestellt werden.
Die Auseinandersetzung mit den Methoden ist besonders wichtig und sollte nicht nur auf dem Boden der Standesvertretung, sondern in gleicher Weise im universitären Bereich stattfinden. Zustandsanalysen, Problemfeststellungen, Konzeptplanung, -testung, -revision sowie -implementierung müssen gefolgt werden von den Fragen:
Welche Verbesserungen, aber auch Nebenwirkungen sind eingetreten?
Wie ist das Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen der Maßnahmen?
Wo bestehen weiterhin Lücken bzw. Entwicklungs- und Entlastungsbedarf?
Wo sollten Steuerungsmaßnahmen eventuell auch wieder zurückgenommen werden?
In der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin begann die zunehmende Auseinandersetzung mit Qualitätssicherungskonzepten durch die Zusammenarbeit mit der EQuiP (European Association for Quality and Patient Safety in General Practice/Family Medicine), die bis heute gepflegt wird. Der dort stattfindende Austausch von Fachwissen und Methodik zur Förderung und Bewertung von Qualitätsmanagement und Qualitätsentwicklung führte zum Einbringen entsprechenden Know-hows in verschiedene Diskussionsforen und zur Implementierung bereits erprobter Strukturen.
Die Qualitätszirkel-Methode mit dem regionalen, kollegialen Erfahrungs- bzw. Problemaustausch ist ein aus dieser Zusammenarbeit entstandenes und mittlerweile fix etabliertes Beispiel für eine Bottom-up-Strategie. Sie dient durch eine strukturierte Analyse und moderierte Diskussion von Betroffenen zur Feststellung von Verbesserungsbedarf. Außerdem ermöglicht sie, Probleme der täglichen Arbeit an Verantwortungsträger fundiert heranzubringen.
Der Fokus der Qualitätsentwicklung hat sich in der Allgemeinmedizin in Österreich in den letzten 30 Jahren verlagert. Die Beachtung von Leitlinien, Fehlermanagement und Patientenorientierung sind selbstverständlich geworden, die universitäre Verankerung hat flächendeckend stattgefunden, allgemeinmedizinische Forschung wird immer mehr wertgeschätzt. Die Auseinandersetzung mit Rahmenbedingungen der täglichen Arbeit ist jedoch dringlicher geworden und fordert aktive ärztliche Teilnahme.
Durch das Lesen folgender Artikel von Frau Prof.in Dr.in Erika Zelko, Leiterin des Institutes für Allgemeinmedizin an der Johannes Kepler Universität Linz und Mitglied der EQuiP, und Frau MRin Dr.in Andrea Bitschnau-Friedl, Hausärztin in Seekirchen am Wallersee und Organisatorin des ÖGAM-Moderatorentrainings für Qualitätszirkel, entsteht sicher weitere Motivation dazu.