Qualitätszirkel sind unter der Leitung eines/einer approbierten ärztlichen Moderator:in arbeitende Fortbildungskreise für Ärzt:innen, die dazu dienen, die medizinische Versorgung der Patient:innen weiter zu verbessern.
Mehrere, zumindest jedoch 5–15, Ärzt:innen oder Vertreter:innen anderer Gesundheitsberufe erarbeiten ohne äußere Einflüsse, strukturiert und nach Vorbereitung ein bestimmtes medizinisches Thema. Grundsätze der Gruppenarbeit sind Freiwilligkeit, Kollegialität, Kontinuität, Themenzentriertheit und Zielbezogenheit. Ziel ist die Qualitätsverbesserung durch:
Qualitätszirkel sind im Ärztegesetz, 2. Abschnitt, § 5, Absatz b, als Fortbildungsform verankert, für die dann auch Punkte nach dem Diplom-Fortbildungsprogramm der Akademie der Ärzte vergeben werden – 2 Punkte für eine 90-minütige Veranstaltung.
Sie können als geschlossene Modelle mit fixem Teilnehmerkreis oder offene Zirkel mit freier und wechselnder Teilnahmemöglichkeit durchgeführt werden. Angeboten werden können sowohl fachspezifische (z. B. All-gemeinmediziner:innen), interdisziplinäre (Ärzt:innen unterschiedlicher Fachrichtungen) als auch multiprofessionelle Qualitätszirkel (Ärzt:innen und Angehörige anderer Gesundheits- und Sozialberufe).Von Qualitätszirkeln zu unterscheiden sind andere Gruppenkonzepte, wie:
Der entscheidende Unterschied zu frontalen Formen der Fortbildung ist die Gleichrangigkeit und Gleichwertigkeit der Teilnehmer:innen und das Zusammenwirken von vielen unterschiedlichen Expertisen. Das Wissen und der Erfahrungsschatz der einzelnen Teilnehmer:in-nen werden der ganzen Arbeitsgruppe zur Verfügung gestellt – dazu braucht es ein wertschätzendes Klima und großes gegenseitiges Vertrauen. Qualitätszirkel eignen sich deshalb hervorragend zur Förderung von kollegialen Beziehungen und zum Aufbau eines Gruppengefühls. Wir können uns als Expert:innen der eigenen Tätigkeit profilieren, aber auch den Blick für eigene Oberflächlichkeiten und „blinde Flecken“ schärfen. Wir lernen die Eigenheiten von Kolleg:innen und Angehörigen anderer Gesundheits- und Sozialberufe besser kennen und verbessern dadurch auch das Verständnis für deren Situation und Arbeitsweise. Wir können durch den kollegialen Austausch auch Sicherheit und Rückhalt gegenüber Forderungen von Patient:innen, Kassen oder Trägern aufbauen, außerdem Standards und Leitlinien auf regionale Gegebenheiten und Praxiswirklichkeit abstimmen.
Die Mitarbeit an Qualitätszirkeln ermöglicht selbstbestimmte Qualitätsförderung mit Reflexion der Alltagspraxis „bottom up“ und vermittelt Spaß und Freude am Beruf durch interkollegiales und interaktives Lernen am eigenen Handeln.
Ursprünglich kam die Idee aus der Industrie und begann in den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, einen schrittweisen Verbesserungsprozess einzuläuten, dessen Ziel die Reduktion von Fehlern und (schweren) Arbeitsunfällen war, um Produktivität zu steigern und gleichzeitig Kosten zu reduzieren. EQuiP, die Europäische Organisation für Qualität und Sicherheit in der Allgemeinmedizin, hat diese Idee in die Medizin getragen, und um die Jahrtausendwende haben die Repräsentant:innen der ÖGAM dieser Fortbildungsart als Instrument der medizinischen Qualitätsförderung zur Anerkennung im österreichischen Ärztegesetz verholfen.
Seither bildet die ÖGAM laufend neue Moderator:innen aus, um diese attraktive Art der Fortbildung stets weiter zu verbreiten. Bei einer repräsentativen Ärztekammer-Umfrage in allen Bundeländern konnten im April 2022 österreichweit 181 aktive Qualitätszirkel nachgewiesen werden.