Das kolorektale Karzinom stellt in Österreich die dritthäufigste Krebsart bei Frauen und Männern bezogen auf Neuerkrankungen und Todesfälle dar. Darunter sind alle Krebserkrankungen des Dickdarms, des Rektums und des Anus zusammengefasst. Die meisten malignen Tumoren finden sich im Kolon (zwei Drittel), gefolgt vom Rektum mit etwas weniger als einem Drittel.
Bei karzinomsuspektem Gewächs im Rektum wird eine weitere Abklärung mittels Rektalschalls und MRT des Beckens vor einer Biopsie der Formation durchgeführt und um ein CT Thorax/Abdomen zum Tumorstaging ergänzt. Erst nach Durchführung der bildgebenden Untersuchungen zur Ausbreitung der Erkrankung in die Darmwand und ihre Umgebung sowie eine etwaige Metastasierung entlang der Lymphbahnen und in andere Organe (z. B. Leber) soll im Rektum die feingewebliche Untersuchung mittels Biopsie erfolgen.
Während bisher viele Rektumkarzinome mittels einer neoadjuvanten kombinierten Chemo- und Bestrahlungstherapie vorbehandelt wurden, werden zukünftig verstärkt individuelle Faktoren (Tumorbiologie, aber auch der Lymphknotenstatus und die lokale Tumorausdehnung) Beachtung finden. Diese bestimmen das Ansprechen des Tumors und ermöglichen so auch die Identifikation der Tumoren, die kurativ ohne Vorbehandlung operiert werden können.
Die neoadjuvante Therapie hemmt in vielen Fällen das Tumorwachstum eindrucksvoll und bringt es in manchen Fällen sogar zum (vorübergehenden) Verschwinden. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind bei dieser Behandlung jedoch häufig (in bis zu einem Drittel) und umfassen Entzündungen des Rektums, Harn- und Stuhlinkontinenz, Störungen der Sexualfunktion und chronische Schmerzen. Es laufen intensive Forschungen, um Pa-tient:innen, die von dieser Behandlung profitieren, besser zu identifizieren.
Alle Operationsarten (offene OP mittels Bauchschnitte, OP in Schlüsselloch- oder mit Robotertechnik) haben ihre Berechtigung, wenn sie lege artis von versierten onkologischen Chirurg:innen durchgeführt werden. Wird beim Eingriff der sakrale Nervenplexus geschädigt, kann dies ein LARS (Low Anterior Resection Syndrom) zur Folge haben. Am besten ist es aber, wenn durch die Vorsorge eine Operation verhindert werden kann.
Vorsorgeprogramme (Koloskopie und Test auf okkultes Blut im Stuhl) haben die Zahl der Neuerkrankungen an Kolon- und Rektumkarzinomen und deren Sterblichkeit in den vergangenen Jahren gesenkt. Leider hat die COVID-19-Pandemie die positiven Entwicklungen in der Darmkrebsvorsorge negativ beeinflusst. Viele Personen haben aufgrund von Verunsicherung und Beschränkungen ihre Kontrolltermine ausgelassen oder verschoben. Es ist mittelfristig daher wieder sowohl mit einer höheren Inzidenz als auch mit einer höheren Mortalität zu rechnen. Unsere Aufgabe als Ärztinnen und Ärzte ist es, die Patient:innen zu motivieren, versäumte Vorsorgeuntersuchungen zeitnah nachzuholen.