Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises zeigen außer bei der seronegativen Spondylarthropathie eine deutlich höhere Prävalenz bei Frauen. Interessanterweise zeigen Männer aber bei Erkrankung oft einen schwereren Verlauf. Sowohl die Sexualhormone als auch die Geschlechtschromosomen sind für das höhere Risiko der Frauen mitverantwortlich. Das X-Chromosom ist mit immunitätsbezogenen Genen angereichert; daher kann eine Immundysregulation aus einer verzerrten oder auch ausbleibenden Inaktivierung des X-Chromosoms resultieren. Tatsächlich haben Menschen mit Aneuploidie der Geschlechtschromosomen ein erhöhtes Risiko für Autoimmunerkrankungen. Andererseits kann der fetomaternale Zellverkehr während der Schwangerschaft mit langfristiger Persistenz fetaler Zellen zur hohen Prävalenz rheumatischer Erkrankungen bei Frauen beitragen. Allerdings: während in der Schwangerschaft beim SLE oder primären Sjögren-Syndrom meist eine Verschlechterung des Krankheitsverlaufs eintritt, kommt es bei der rheumatoiden Arthritis zu einem protektiven Effekt. Die Menopause verschlechtert wiederum das primäre Sjögren-Syndrom oder die rheumatoide Arthritis, während es beim SLE meist zu einer Abnahme des Schweregrades kommt. Bei den Therapien scheinen TNF-Blocker bei Frauen etwas weniger effektiv zu sein. Deshalb ist es wichtig, dass in klinischen Studien mit innovativen Therapien im Sinne einer personalisierten Therapie geschlechtsspezifische Aspekte evaluiert werden.