Risikofaktoren erkennen und reduzieren

Daten des Stroke-Unit-Registers zufolge erleiden in Österreich jährlich etwa 19.000 Menschen einen Schlaganfall, damit handelt es sich um die dritthäufigste Todesursache. Die Mortalität durch Schlaganfall hat in den vergangenen 30 Jahren deutlich abgenommen, allerdings sind Schlaganfälle die Hauptursache für Behinderungen im Erwachsenenalter, und rund 40 % der Betroffenen sind langfristig so stark beeinträchtigt, dass sie Unterstützung im Alltag benötigen. Die Inzidenz ischämischer Schlaganfälle steigt exponentiell mit dem Lebensalter, dennoch treten 15% der Schlaganfälle bei Menschen unter 55 Jahren auf. Das Risiko eines Schlaganfall-Rezidivs beträgt im 1. Jahr nach einem Schlaganfall ca. 7,4%.

Risikofaktoren großteils beeinflussbar

Ein höheres Lebensalter und genetische Prädisposition zählen zu jenen Risikofaktoren, die nicht bzw. kaum beeinflusst werden können. Allerdings gibt es auch eine Reihe von Faktoren, die – zumeist durch Begünstigung von Atherosklerose – das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen, jedoch durch einen entsprechenden Lebensstil und bei Bedarf medikamentös minimiert werden können. Zu diesen beeinflussbaren Risikofaktoren zählen Hypertonie, Übergewicht/Adipositas, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes mellitus sowie Rauchen, Alkohol und Bewegungsmangel. Je mehr einzelne Risikofaktoren gleichzeitig vorliegen, desto höher ist das Gesamtrisiko für einen Schlaganfall.

Risikofaktor Vorhofflimmern

Vorhofflimmern ist weltweit die häufigste Herzrhythmusstörung, rund 20–30 % der Schlaganfälle sind auf Vorhofflimmern zurückzuführen. Durch die ungeordnete Kontraktion der Vorhöfe aufgrund einer gestörten Vorhoferregung kommt es zur Verlangsamung des Blutstroms und damit zu einem erhöhten Risiko für die Bildung von Thromben, welche die Hirnversorgung unterbrechen können. Das Risiko für einen Schlaganfall infolge von Vorhofflimmern ist insbesondere bei Menschen über 65 Jahre sowie bei gleichzeitigem Vorliegen oben genannter Risikofaktoren erhöht. Im Durchschnitt erhöht Vorhofflimmern das Schlaganfallrisiko um den Faktor 5.

Basis Lebensstilmodifikation

Entsprechend dem Vorliegen beeinflussbarer Risikofaktoren besteht die Basis der Schlaganfallprävention in einer Anpassung des Lebensstils, allen voran Rauchstopp und Einschränkung des Alkoholkonsums.

Ernährungsempfehlungen

Die WHO empfiehlt den Salzkonsum auf 5–6g/Tag zu beschränken. Der blutdrucksenkende Effekt (bei salzsensitiven Personen) kann durch einen erhöhten Verzehr von Obst und Gemüse als Kaliumlieferanten verstärkt werden.

Bezüglich Fettaufnahme senkt ein verminderter Gesamtfettanteil an der Energiezufuhr die Spiegel von Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin. Ein hoher Anteil gesättigter Fettsäuren erhöht die Gesamt- und LDL-Cholesterin-Konzentration, während ein erhöhter Anteil an Omega-6-Fettsäuren die Gesamtcholesterin-, LDL-Cholesterin- und Triglyzerid-Konzentration senkt.

Die empfohlenen diätetischen Maßnahmen können im Alltag mit mediterraner oder nordischer (u. a. Fisch, Vollkorngetreideprodukte) Ernährungsform gut umgesetzt werden. Patient:innen mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko sollten bezüglich Ernährung beraten bzw. geschult werden. Eine durch Ernährungsumstellung erzielte Gewichtsreduktion kann begleitende Risikofaktoren wie Hypertonie, Dyslipidämie, Diabetes und atherosklerotische Veränderungen günstig beeinflussen.

Körperliche Aktivität

Patient:innen mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko sollten beraten werden, regelmäßig körperliche Aktivität im Ausmaß von 30 bis 40 Minuten mindestens 3-mal/Woche auszuüben, wobei es sich – entsprechend den individuellen Präferenzen – idealerweise um ausdauer- und/oder kraftbetonte Bewegungsformen mit Schweißbildung sowie Erhöhung der Puls- und Atemfrequenz handeln sollte. Personen, die nicht körperlich aktiv sein können, sollten versuchen, täglich im jeweils individuell möglichen Ausmaß aktiv zu sein und ihre sitzende Zeit zu minimieren.

Medikamentöse Präventionsmaßnahmen wie Blutdruck-, Blutzucker- und Lipidsenkung kommen zum Einsatz, wenn die entsprechenden Zielwerte durch Lebensstilmodifikation nicht erreicht werden können.

Wann Antikoagulation?

Antikoagulanzien beugen der Thrombenbildung und somit der Entstehung von Schlaganfällen vor, indem sie die Wirkung von Gerinnungsfaktoren wie Thrombin oder Faktor Xa hemmen (direkte orale Antikoagulanzien/DOAK bzw. neue orale Antikoagulanzien/NOAK) oder die Bildung von Gerinnungsfaktoren unterdrücken (Vitamin-K-Antagonisten, Heparine). Eine Indikation zur Antikoagulation besteht bei einem sehr hohen Schlaganfallrisiko, beispielsweise bei Patient:innen mit Vorhofflimmern und zumindest einem weiteren Risikofaktor wie Hypertonie, Diabetes, Herzinsuffizienz oder wenn bereits ein Schlaganfall bzw. eine transitorische ischämische Attacke (TIA) in der Vorgeschichte stattgefunden hat. Im Unterschied zu Vitamin-K-Antagonisten kommt es unter DOAK u.a. zu keinen Wechselwirkungen mit Lebensmitteln, und es ist kein regelmäßiges Therapiemonitoring erforderlich.