Rückenschmerzen müssen nicht sein!

Mehr als 80 % der Bevölkerung hatten zumindest einmal in ihrem Leben starke Rückenschmerzen. Während es sich in vielen Fällen um unspezifische Schmerzen handelt, die ohne Behandlungsbedarf rasch wieder vergehen, gibt es auch eine Reihe an spezifischen Ursachen wie Bandscheibenvorfälle (Abb. 1), Abnutzungungserscheinungen von Bandscheiben oder Wirbelgelenken, Tumoren, Wirbelbrüche oder Entzündungen. Medizinische Abklärung und Behandlung sind bei den genannten Ursachen dringend notwendig.

Medikamentöse Therapie

Zur Schmerzbehandlung von Wirbel-säulen- und Gelenkbeschwerden stehen Wirkstoffe wie Paracetamol, nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID), selektive Cyclooxygenase-2-Hemmer (COX-2-Hemmer), Metamizol und Opioide zur Verfügung. Wichtig ist die ausreichende Dosierung. Oft werden die Medikamente in zu geringen Dosen eingenommen, weshalb die Wirkung dann nicht effektiv genug ist. Die Medikamente können und sollen auch in Kombination eingenommen werden. Wenn beispielsweise NSAID allein nicht ausreichend wirken, sollte zusätzlich z. B. Metamizol eingenommen werden. Zeigt die Kombination immer noch eine zu geringe Wirkung, können zusätzlich noch Opoide eingenommen werden. Details zu den Medikamenten, deren Dosierung, Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten und der Kombination mit anderen Präparaten sollten unbedingt mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden.

Nicht zu lange abwarten

Primär kann die Behandlung über den Hausarzt erfolgen. Wenn klassische Schmerzmedikamente nichts nützen, sollte eine bildgebende Abklärung erfolgen: ein Röntgenbild im Stehen und eine MRT der betroffenen Region. In weiterer Folge sollte die Vorstellung beim Facharzt für Orthopädie erfolgen, der Physio- und Schmerztherapien veranlassen kann. Auch Infiltrationen von Nerven oder Gelenken sind möglich. Sollten auch diese Therapien keinen Erfolg zeigen, ist eine Zuweisung zu einem Wirbelsäulenspezialisten ratsam. Es ist wichtig, dass diese Zuweisung nicht zu spät erfolgt, da eine Chronifizierung der Beschwerden (< 6 Monate) unbedingt vermieden werden muss – je länger zugewartet wird, desto geringer ist der Behandlungserfolg. Wenn die konservative Behandlung (gezielte Schmerztherapie, Physiotherapie und gezielte CT-gesteuerte Infiltrationen) keine Besserung bringt, können perkutane minimalinvasive Verfahren helfen, den Schmerz zu verbessern. Diese Verfahren können teilweise sogar in lokaler Betäubung ambulant oder im kurzstationären Aufenthalt durchgeführt werden. Nur bei groben Schäden oder bei voroperierten Patienten können größere Operationen notwendig werden. Diese sollten unbedingt an einem spezialisierten Zentrum mit viel Erfahrung durchgeführt werden.

Erfolgreiche Behandlung auch bei „schwierigen Fällen“

Auch sogenannte „hoffnungslose Fälle“, bei denen man angeblich „nichts mehr machen kann“, können in einem spezialisierten Zentrum in fast allen Fällen erfolgreich behandelt werden. Vielen ist nicht bewusst, dass sich die Operationsmethoden modernisiert haben und Behandlungen ermöglichen, die früher unvorstellbar waren (Abb. 3).

Wichtig ist der Ausschluss eines Notfalles, der eine sofortige Diagnostik und Behandlung notwendig macht – das gilt insbesondere für Lähmungen. Bei Nervenkompression und höhergradigen Lähmungen können akute Notfalloperationen erforderlich werden, die keinen Aufschub dulden. Fieber, Nachtschmerzen und Gewichtsverlust können Hinweise auf schwere organische Erkrankungen sein, die zeitnah abgeklärt und behandelt werden müssen.

Eingeklemmte Nerven und Bandscheibenvorfälle

Sind Nerven in der Wirbelsäule eingeklemmt (Spinalkanalstenose) oder durch Bandscheibenvorfälle gereizt, ist die CT-gesteuerte Infiltration oft erfolgreich. Typisch hierfür ist die sogenannte „Schaufensterkrankheit“ mit zunehmend abnehmender Gehfähigkeit oder ausstrahlenden Schmerzen bis in den Fuß. Der Patient muss immer wieder stehenbleiben, sitzen und rasten und kann erst nach einiger Zeit seinen Weg fortsetzen. Auch Vorbeugen des Oberkörpers bringt Erleichterung, weil sich dadurch der Wirbelkanal weitet.
Bei stark eingeschränkter Lebensqualität durch Schmerzen bzw. Gehstreckenverkürzung und Versagen der konservativen Therapie können hier minimalinvasive Operationen Erleichterung bringen. Mit Hilfe eines Operationsmikroskops wird der Wirbelkanal mit einer Diamantfräse erweitert, was die Symptome prompt beseitigt. Die OP-Zeit beträgt 30–45 Minuten, und der stationäre Aufenthalt dauert 2–3 Tage.

Wirbelbrüche

Insbesondere im höheren Alter treten Wirbelbrüche auch ohne Trauma auf (Osteoporose). Bricht der Wirbel spontan ein, führt dies zu einem stark einschießenden Rückenschmerz. Typischerweise hat der Patient im Liegen kaum Beschwerden, beim Drehen im Bett oder beim Sitzen und Stehen treten dann aber sofort stärkste Schmerzen auf, welche die Mobilität massiv limitieren.
Bei Wirbelbrüchen kann die Zementierung des gebrochenen Wirbels eine sofortige Besserung bringen. In einem 10-minütigen Eingriff wird mit einer dünnen Nadel über die Haut Knochenzement in den gebrochenen Wirbel eingeführt, der Bruch stabilisiert sich dadurch. Die Operation kann in lokaler Betäubung ambulant oder tagesklinisch erfolgen und die Schmerzdauer massiv reduzieren. Insbesondere Folgezustände mit Verformung des Wirbels und aufwendige Folgeoperationen können dadurch erfolgreich verhindert werden!

Revisionsoperationen

Manche Patienten haben über viele Jahre chronische Schmerzen oder wurden schon mehrfach an der Wirbelsäule operiert, ohne dass sich eine Besserung der Symptomatik einstellt. Die Patienten sind der Meinung, dass man in ihrem Fall „nichts mehr machen kann“ oder dass die Operation „sehr gefährlich ist“. Meist ist dies nicht der Fall. Mit der entsprechenden Expertise eines Wirbelsäulenzentrums können fast alle Leidenszustände erfolgreich behandelt werden. Diese Operationen sind dann oft aufwendiger und müssen genau geplant werden.

Fazit

Auch wenn Patienten mit chronischen Schmerzen schlechtere Erfolgsaussichten haben als Patienten mit akuten oder subakuten Beschwerden, ist es doch so, dass in fast allen Fällen eine signifikante Beschwerdebesserung erreicht werden kann.
Ziel ist es, die Lebensqualität zu verbessern, die Mobilität zu steigern und den Bedarf an Schmerzmittel zu reduzieren!

Wissenswertes für die Praxis
  • Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit – mehr als 80 % der Bevölkerung sind betroffen.
  • Lähmungen, Gefühlsstörungen, Fieber oder Nachtschmerzen sind Alarmsignale, die eine sofortige Behandlung bedürfen.
  • Länger andauernde Schmerzen, bei denen eine Behandlung nicht anschlägt, sollten mit Röntgen und MRT bei einem Spezialisten abgeklärt werden.
  • Gezielte Schmerztherapie, Physiotherapie, CT-gesteuerte Infiltrationen und minimalinvasive Operationen stehen als Behandlungsoptionen zur Verfügung.