Schmerzreduktion durch Hochfrequenz-Stimulation

Die Neuromodulation (Spinal Cord Stimulation) als jahrzehntelang angewandte Therapie unterschiedlicher chronischer Schmerzen wird durch ein neuartiges, hochfrequentes Verfahren ergänzt. Die aktuellsten Daten zur kürzlich erfolgten FDA-Zulassung zeigen, dass das Verfahren speziell im Bereich chronischer Rücken- und Beinschmerzen bei deutlicher Medikamentenreduktion und hoher Patientenzufriedenheit deutlich überlegen ist.
Neuromodulierende Verfahren mit Stimulation der Hinterstränge des Rückenmarks werden seit vielen Jahren im Bereich chronischer, neuropathischer Schmerz angewandt. Neben der primären Indikation chronische, konventionell therapierefraktäre Schmerzen im Rücken und den Beinen (Armen), speziell nach Wirbelsäulen- OP, umfasst das Spektrum auch die Behandlung von Ischämien durch PAVK, CRPS und Angina pectoris.

Funktionsweise von HF-10

Speziell der tiefe Rückenschmerz sowie der Wegfall der für den Patienten fühlbaren, oft störenden Parästhesien sind die Domänen des neuen hochfrequenten Verfahrens (HF-10, Senza-System, Fa. Nevro).Analog zu den etablierten Systemen werden minimalinvasiv Elektroden (ähnlich PM-Sonden) epidural eingebracht und an definierter Stelle im unteren BWS-Bereich platziert. Die intraoperative Testung entfällt, der Eingriff ist dadurch wenig belastend. Durch Einstellung der Stimulationskonfiguration sowie der Stromstärke werden die Hinterstränge des Rückenmarks mit fixen 10.000 Hz stimuliert. Im Rahmen einer ein- bis zweiwöchigen Testphase (meist zu Hause) wird die Wirksamkeit evaluiert. Hier liegt der Schwerpunkt neben der Schmerzreduktion besonders auf Steigerung der Lebensqualität und der Mobilität. Nach erfolgreicher Testung wird der Impulsgenerator mit den liegenden Elektroden verbunden und das gesamte System fix implantiert.

Interdisziplinäre Abklärung: Dem Eingriff gehen obligatorisch eine interdisziplinäre Abklärung zum Ausschluss einer operativen Sanierung, ein neurologischer und physiotherapeutischer Status sowie eine psychologische Testung in relevanten Fällen voran. Ziele dabei sind die optimale Patientenselektion und -zufriedenheit, da in einigen Fällen durchaus durch minimalinvasive CT- oder röntgengezielte Verfahren und Optimierung des multimodalen Settings eine Implantation (vorerst) nicht erforderlich ist.

Deutliche Abnahme von Rücken-/Beinschmerz und Behinderung

Die seit fünf Jahren vorliegenden Daten (zertifiziert in Europa und Australien) ließen bereits Rückschlüsse auf eine sehr gute Wirksamkeit und Sicherheit des Systems zu.
Die nun publizierten Daten der aktuellen Studie für die FDA-Zulassung bestätigten diese Annahme. Erstmals wurde ein SCS-System randomisiert prospektiv mit einem konventionellen System vergleichend in elf US-Sites an 241 Patienten untersucht. Dabei zeigte sich eine hochsignifikante Überlegenheit in der Schmerzreduktion im Bereich Rücken- und Beinschmerz im primären und allen sekundären Endpunkten der Studie. Die Schmerzen konnten im Schnitt von VAS 8 auf 2,3 gesenkt werden, die Responderrate betrug 79%, schmerzbedingt schwere und schwerste Behinderungen konnten von 90% auf 49% gesenkt werden. Die Funktion der Patienten im ODI verbesserte sich deutlich, und kein einziger Patient berichtete über störende Parästhesien (im Vergleich bei niederfrequenter, konventioneller Stimulation 44,4%).

Resümee

Hochfrequente Neuromodulation (HF-10)stellt eine innovative, hochwirksame Möglichkeit zur Therapie chronischer, therapierefraktärer (medikamentös/multimodal) Schmerzen im Bereich des Rückens und der Beine dar. Signifikante Verbesserung des VAS, der Mobilität und der Patientenzufriedenheit im direkten Vergleich zu konventionellen, niederfrequenten Systemen werden in der aktuellen FDA-Zulassungsstudie eindrucksvoll belegt. Zusätzlich ist das Senza-System das einzige, das auch eine Zulassung für MRI bis 3 Tesla sowie für die uneingeschränkte Benutzung von Kraftfahrzeugen erhielt.
Somit stellt es für Patienten, neben der Schmerzreduktion, einen deutlichen Gewinn an Lebensqualität und Sicherheit dar, da der persönliche Aktionsradius nicht eingeschränkt ist und auch neu auftretende Krankheitsbilder ungehindert untersucht werden können.