Sinnvoller Einsatz des PSA-Tests

Pro Jahr werden in Österreich etwa 5.000 Fälle von Prostatakarzinom (PCa) entdeckt, Männer über 60 Jahre sind gefährdet. Das PCa stellt in dieser Altersgruppe die zweithäufigste Todesursache dar, dieser Tumor ist also alles andere als harmlos. Durch die breite Anwendung des PSA-Tests seit Ende der 1980er-Jahre wird das PCa oft frühzeitig entdeckt, Patienten mit organüberschreitender oder bereits metastasierter Erkrankung wurden dadurch deutlich seltener. Allerdings sollte auch der PSA-Test nicht unkritisch eingesetzt werden. In den letzten Jahren wurde die Erkenntnis gewonnen, dass Männer zwischen dem 45. und dem 75. Lebensjahr von einer Früherkennung bzw. der damit verbundenen Behandlung des PCa (Operation, Bestrahlung) am meisten profitieren, da die längere Lebenserwartung dieser Altersgruppe den Therapievorteil erst erlebbar macht.
Als die wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung eines PCa gelten also Alter, genetische Vorbelastung, ethnische Herkunft und ungesunde Lebensführung mit unmäßigem Genuss von fettreichen, dunklen Fleischarten (Rind, Schwein, Lamm), Rauchen und Bewegungsmangel.

PSA-Wert bestimmt Kontrollintervalle

Abhängig vom Ausgangswert des PSA werden in den Leitlinien unterschiedlich große Untersuchungsintervalle empfohlen. Ab einem PSA-Wert von 2 ng/ml sollte jedenfalls zumindest eine jährliche Kontrolle erfolgen. Insgesamt ist jedoch der Verlauf mehrerer PSA-Werte für die Entscheidung zur ultraschallgezielten Prostatabiopsie bedeutsam. Es sollen in der Zielgruppe also nicht weniger, sondern eher mehr PSA-Werte in angemessenem Abstand bestimmt werden, um Veränderungen festzustellen. Die vorsorgewilligen Männer sollten zuvor auf mögliche Konsequenzen des PSA-Tests hingewiesen werden, und dieser sollte urologisch-fachärztlich interpretiert werden, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Wie bei allen medizinischen Leitlinien können oder müssen verantwortungsbewusste Ärzt:innen aus guten Gründen von diesen abweichen, um die Patienten vor Schaden zu bewahren.

Fortschritte in der Bildgebung

Einen bemerkenswerten Fortschritt gibt es in der Bildgebung der Prostata zu verzeichnen. Mithilfe der multiparametrischen Magnetresonanztomografie (mpMRT) mit verschiedenen Untersuchungsprotokollen wird eine verbesserte Detektionsrate, vor allem von höhergradigen Tumoren, ermöglicht. Die mpMRT-Bilder können mit denen des transrektalen Ultraschalls abgeglichen werden und dadurch die gezielte Biopsie aus ausfälligen Arealen die Trefferquote deutlich verbessern. Mittlerweile sind auch hochauflösende Ultraschallverfahren zur direkten Tumordiagnose in Entwicklung, um den Patienten die Untersuchung in der MRT-Röhre zu ersparen.

Therapie

Auch bei der Therapie gibt es große Fortschritte: Männer, bei denen ein Tumor mit niedrigem Ausbreitungsrisiko entdeckt wurde, können mit der sogenannten aktiven Überwachung des Tumors beobachtet werden, d.h., es erfolgen in periodischen Abständen PSA-Test, Tastuntersuchung und Rebiopsie. Etwa bei der Hälfte der so überwachten Männer kann auf diese Weise auf OP oder Bestrahlung verzichtet werden, weil deren Tumor sehr langsam wächst.
Bei den operativen Verfahren konnten in den letzten Jahren unerwünschte Operationsfolgen bzw. Begleiterscheinungen reduziert werden, besonders die Harninkontinenz konnte weitgehend in den Hintergrund gedrängt werden. Beim zweiten heilenden Behandlungsansatz, der Bestrahlung des Tumors, wurden nicht nur die Therapieerfolge verbessert, sondern vor allem auch die Rate unerwünschter Folgen der Behandlung reduziert. Dies betrifft die besonders unangenehme strahleninduzierte Entzündung des Enddarms mit blutigen Stuhlabgängen und Reizdarmsymptomen.

Bei fortgeschrittenen Tumoren ist es dank der Entwicklung neuer Medikamente möglich, den Tumor auch bei akzeptabler Lebensqualität längere Zeit unter Kontrolle zu halten. Hier sind vor allem die neuen sekundären Hormontherapien und gut etablierte Formen der Chemotherapie zu nennen. Beide Methoden können allerdings den Tumor nicht ganz beseitigen. Die Heilung des PCa ist nur bei rechtzeitiger Erkennung möglich. In Absprache mit den behandelnden Urolog:innen wird dann ein individuelles Behandlungskonzept erstellt und dem Patienten auf diese Weise die Therapie mit möglichst geringen Nebenwirkungen angeboten. Trotzdem können Begleiterscheinungen wie ungewollter Harnverlust und mangelnde Erektionsfähigkeit die Folge sein. Dies gilt für beide Behandlungsverfahren (Operation und Bestrahlung), wenn auch in unterschiedlichem Zeitablauf und Ausmaß, gleichermaßen.