Sport trotz Klimawandel

Ob Fußball, Schwimmen, Tennis, Laufen, Ski- oder Radfahren: In Österreich treibt jede:r Zweite Sport, entweder in einem der 15.000 Sportvereine oder als Individualsportler:in. Sie alle werden künftig die Folgen des Klimawandels auf die eine oder andere Weise spüren, da er relevante Gesundheitsrisiken mit sich bringt.

Klimatische Risikofaktoren

Der Klimawandel führt insgesamt zu häufigeren und längeren Hitzewellen. Je höher Außentemperatur, Luftfeuchtigkeit und körperliche Belastung, desto höher der Hitzestress für den menschlichen Körper. Mögliche Folgen einer Überhitzung des Körpers sind Sonnenstich, Hitzekollaps, Hitzeerschöpfung und Hitzekrämpfe. Besonders gefährlich ist der Hitzschlag, der meist einer sofortigen notfallmedizinischen Versorgung bedarf. Zudem verursacht der Klimawandel eine Beschleunigung des Wasserkreislaufes infolge der Erderwärmung. Dies führt zu abtauenden Gletscher- und Permafrostgebieten. Extremwetterereignisse bergen Risiken für den Berg- und Wassersport durch kurzfristige Starkregen sowie gefährlich ansteigende Pegel und Fließgeschwindigkeiten etwa in Bergtälern. Skisportler:innen und Wander:innen müssen mit häufigeren Murenabgängen, Bergstürzen, Steinschlägen, Gletscherspalten und Großlawinenlagen rechnen.
Der Klimawandel bringt weiters eine höhere UV-Exposition beim Sport mit sich. Zum einen erhöht sich seit einigen Jahren die Strahlungsintensität aufgrund des Ozonlochs, zum anderen erhöht sich im Zuge des Klimawandels die jährliche Sonnenscheindauer. Schließlich nimmt aufgrund milderer Winter und längerer Outdoor-saison auch die UV-Jahresdosis von Sportler:innen zu. Akute Folge einer übermäßigen, ungeschützten UV-Exposition ist das UV-Erythem („Sonnenbrand“). Darüber hinaus können chronische Erkrankungen wie aktinische Keratosen, maligne Melanome und nichtmelanozytäre Formen von Hautkrebs entstehen. Vor allem im Alpinsport kann die typische UV-Exposition unter hoher Schneereflexion auch zu rezidivierendem Herpes labialis und Augenschäden (u. a. Photokeratitis, Katarakt) führen.

Zunehmende Allergenität

Im Zuge des Klimawandels kommt es zu einem früheren Beginn und zu einem späteren Ende des Pollenflugs, einer erhöhten Pollenkonzentration und einer stärkeren Allergenität. Die mildere Witterung begünstigt zudem die Einbürgerung und Ausbreitung von Neophyten mit allergenem Potenzial. Neben dem Riesenbärenklau und der Goldrute ist in diesem Zusammenhang vor allem die beifußblättrige Ambrosia zu nennen. Da die Exposition nicht auf den Zeitraum der Sportaktivität begrenzt ist, trifft diese Klimafolge in individuell unterschiedlichem Ausmaß Outdoor- wie Indoorsportler:innen.

Neue Arten

Invasive Stechmücken, wie die Asiatische Tigermücke, die Japanische Buschmücke und die Koreanische Buschmücke wurden unter anderem in Tirol bereits mehrfach gesichtet. Durch mildere Winter können aus dem Mittelmeerraum vordringende Arten hierzulande überwintern und Vektorkompetenz für Erkrankungen wie Dengue, Chikungunya und Zika erlangen.

Nicht nur bei der Behandlung betroffener Sportler:innen, sondern auch bei der Vermittlung medizinisch sinnvoller Präventionsstrategien sind Ärzt:innen gefragt. Denn während sich große Teile der Bevölkerung vor Hitze, UV-Strahlung, Ozon, Allergenen und anderen Risiken durch Aufsuchen kühler Räume, Standortwechsel usw. schützen können, sind solch klassische Vermeidungsstrategien im Sport oft nicht möglich. Meist sind Trainingszeiten vereinsintern fixiert, Spielpläne in den Ligen langfristig terminiert, Wettkämpfe nur schwer verschiebbar und auch die Zuschauer:innen den zugespitzten Klimabedingungen ausgesetzt.

Praxismemo

  1. Outdoorsportler:innen gelten als Risikogruppe gegenüber den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels.
  2. Besonders aufmerksam sollten Ärzt:innen bei einer Risikokumulation sein, z. B. bei vorerkrankten Sportler:innen.
  3. Ärzt:innen sollten individualpräventiv beraten. Klassische Vermeidungsstrategien sind oft nicht umsetzbar.