Johannes Steinhart: Eine unmittelbare Herausforderung wird die Zusammenlegung der GKKs zur Österreichischen Gesundheitskasse sein, und es gilt, diese für Ärzte verträglich zu gestalten. Wir müssen aber auch zum Dauerbrenner-Thema Ärztemangel mit der Politik ins Gespräch kommen. In den nächsten zehn Jahren erreichen etwa 50 Prozent der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte das Pensionsantrittsalter, und der ärztliche Nachwuchs bleibt zahlenmäßig weit hinter dem Notwendigen zurück. Wenn da nicht sehr schnell sehr wirksame Maßnahmen ergriffen werden, sind wir in ein paar Jahren mittendrin in einem fatalen ärztlichen Versorgungsmangel – hier laden wir die Bildungs- und Gesundheitspolitik, die Sozialversicherungen und alle involvierten Interessenvertretungen zu einem lösungsorientierten Dialog ein, der möglichst umgehend beginnen sollte.
Steinhart: Es müssen regionale Gegebenheiten ausreichend berücksichtigt werden. Ich erwarte mir einen Bürokratieabbau und erhoffe mir weniger Ideologie und mehr Pragmatismus. Dass von den Allgemeinmedizinern mit GKK-Vertrag in den nächsten 10 Jahren 55 Prozent in Pension gehen und von den Fachärzten 60 Prozent, muss von der Politik unbedingt ernst genommen werden. Es müssen also die Rahmenbedingungen für die niedergelassene ärztliche Tätigkeit wieder so attraktiv werden, dass sich möglichst viele Jungmediziner für die Niederlassung entscheiden.
Steinhart: Das ist ein sinnvoller Schritt, der dazu beiträgt, dass eine soziale Medizin für alle Bevölkerungsschichten finanziert werden kann. Andernfalls würde den Wiener Spitälern Geld entzogen, das diese dringend benötigten, und es käme zu Wettbewerbsnachteilen der öffentlichen Spitäler zugunsten von Privatspitälern.