Migräne ist einer der führenden Gründe für Behinderung und eingeschränkte Lebensqualität; mehr als 1 Milliarde Menschen weltweit leidet daran.1 Die höchste Prävalenz herrscht zwischen 20 und 50 Jahren, je nach Altersgruppe sind Frauen bis zu 3-mal so häufig wie Männer betroffen. Unbehandelt dauert eine Attacke, die oftmals einseitig vorkommt, zwischen 4 und 72 Stunden. Mögliche Begleiterscheinungen einer Migräne-Attacke sind Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit.²
Sprechen die Patient:innen nicht ausreichend auf Analgetika wie NSAR an, soll leitliniengemäß ein Triptan verordnet werden. Die Substanzklasse ist für den Endpunkt Schmerzfreiheit nach 2 Stunden den NSAR überlegen.2 Laut einem Register der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, das selbst angegebene Daten von 2.284 Patient:innen analysiert hat, haben 57,5 % auf eine Therapie mit Triptanen sofort ein Ansprechen gezeigt. Ein Therapieversagen bei einem Triptan wurde bei 29,3 % registriert, während sich bei 13,1% bzw. 3,9 % die Migräne mit mindestens 2 bzw. 3 Triptanen nicht ausreichend besserte.Damit galt ein relativ geringer Prozentsatz als therapieresistent bzw. therapierefraktär3 – diese Daten untermauern die Empfehlung der Leitlinien, bei Nichtansprechen auf ein Triptan ein anderes Triptan auszuprobieren.2
Die rezenten Daten des Kopfschmerzregisters verglichen die Ansprechraten der verschiedenen Triptane miteinander (Abb.): Am effektivsten waren nasales Zolmitriptan (45,1%), Eletriptan (43,1 %), subkutanes Sumatriptan (42,9 %) und orales Zolmitriptan (41,6%).
Die Studienautor:innen weisen darauf hin, dass es sich hier um Real-World-Daten von Patient:innen handelt, die spezielle Kopfschmerzambulanzen aufgesucht haben und vermutlich schon länger durch die Migräne stark beeinträchtigt sind. Es ist davon auszugehen, dass die Ansprechraten in einer „unvoreingenommenen“ Migräne-Population höher ausfallen würden. Darüber hinaus ist nicht bekannt, ob die Empfehlungen, das Triptan gleich zu Beginn der Attacke einzunehmen bzw. mehrere Attacken mit demselben Triptan zu behandeln, bevor dieses als unwirksam bezeichnet wird, eingehalten wurden.3
Auch bei einer anderen aktuellen Studie, in der 278.006 Nutzer:innen einer Smartphone-App angeben konnten, welche Medikation sie erhielten und ob sie diese als hilfreich einstuften, schnitten Eletriptan, Zolmitriptan und Sumatriptan am besten ab. Etwa 3 von 4 Patient:innen empfanden diese Triptane als am meisten hilfreich gegen die Migräne, gefolgt von Naratriptan, Frovatriptan, Rizatriptan und Almotriptan. Selbst bei dem in dieser Untersuchung am niedrigsten bewerteten Triptan stuften dieses immer noch etwa 70% als hilfreich ein, während beispielsweise das NSAR Naproxen nur knapp jede:r 2. Proband:in als hilfreich wahrnahm.4
Patient:innen mit bekanntem Triptan-Therapieversagen sind von der Migräne signifikant stärker beeinträchtigt als jene, die sofort auf ein Triptan angesprochen haben. Das betraf die Anzahl der Migränetage pro Monat, die Anzahl der chronischen Migränediagnosen, die Höhe des MIDAS (Migraine Disability Assessment Score) und den Gebrauch prophylaktischer Medikation. Die Beeinträchtigung nahm dabei analog mit der Anzahl an Triptanen zu, bei denen ein Therapieversagen registriert wurde. Die Autor:innen weisen darauf hin, dass neben der stärkeren Beeinträchtigung auch das Risiko einer Chronifizierung steigt, wenn die Migräne nicht ausreichend unter Kontrolle gebracht werden kann, weshalb Triptan-Non-Respondern besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte (Kasten).3
Trotz ihrer guten Wirksamkeit2-4 werden Triptane in Österreich nur selten verordnet; laut einer im Jahr 2018 veröffentlichten Publikation wurden lediglich 6 % der Migränepatient:innen ein Triptan verschrieben.5 Auch eine dänische Kohortenstudie schätzte, dass nur etwa 12 % der Migränepatient:innen ein Triptan ausprobierten, obwohl 83 % der Personen, die noch keine Erfahrung mit Triptanen hatten, die rezeptfrei erhältlichen Analgetika als unzureichend empfanden.6 Patient:innen mit mittelschweren bis schweren Migräneattacken sollte daher, den Empfehlungen der Leitlinien² folgend, bei Nichtansprechen auf Analgetika/NSAR ein Triptan angeboten werden. Dabei sollte zuerst ein Triptan mit hoher Wirksamkeit ausgewählt werden; bei Therapieversagen ist es ratsam, ein anderes Triptan zu verordnen.2, 3