Der Risikofaktor Alter wird mehrheitlich unterschätzt. Bei der von der ÖLU durchgeführten Umfrage mit einer Netto-Stichprobe von 827 Personen (ab einem Alter von 30 Jahren) entfielen hierauf lediglich 10,7 % der Nennungen in der offenen Abfrage (ohne vorgegebene Antwortmöglichkeiten). In der geschlossenen Abfrage (mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten) wurde dieser Risikofaktor von 56,1 % der Befragten genannt.
Fast der Hälfte der Teilnehmer:innen war zudem nicht bekannt, dass es für Risikopatient:innen bereits zielgerichtete COVID-19-Therapien gibt, die das Risiko für einen schweren Verlauf deutlich mindern können. 46,6 % der Befragten wussten überhaupt nicht, dass es bereits wirkungsvolle COVID-19-Therapien gibt. Auch das Wissen über eine möglichst frühe Einnahme der antiviralen Medikamente ist lückenhaft. 24,4 % der Teilnehmer:innen, welche bereits über vorhandene COVID-19-Therapien Bescheid wissen, würden zuerst den Erkrankungsverlauf abwarten, bevor sie Medikamente einnehmen.
Mit 49,2 % der Nennungen in der offenen Abfrage sind Lungenerkrankungen für die Umfrage-Teilnehmer:innen der bekannteste Risikofaktor, gefolgt von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit 38,6 % und Diabetes mit 30 %. Auch in der geschlossenen Abfrage wurden Lungenerkrankungen am häufigsten genannt (79,3 %). Zudem zählen Krebserkrankungen (71,9 %), Asthma bronchiale (68,6 %), Autoimmunerkrankungen (65,5 %) und die Herzinsuffizienz (64,2 %) zu den bekanntesten Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf. Prim. Priv.-Doz. Dr. Arschang Valipour von der Klinik Floridsdorf, Wien zum Wert des allgemeinen Wissens über COVID-19: „Das Wissen um etwaige Risikofaktoren für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung ist der erste Schritt hin zu einem erhöhten Bewusstsein hinsichtlich regelmäßiger Auffrischungsimpfungen und dem Einsatz der antiviralen Therapie im Falle einer Infektion.“
Eine groß angelegte Awareness-Kampagne der ÖLU unter dem Titel „COVID-19 positiv – nicht warten, Anruf schnell starten!“ will nun von Mitte Oktober bis März 2023 die Wissenslücken schließen. Die österreichische Bevölkerung soll dabei dazu aufgefordert werden, bei einer COVID-19-Infektion so schnell wie möglich die Ärztinnen und Ärzte ihres Vertrauens zu kontaktieren. Die Aufklärungskampagne wird multimedial umgesetzt. Auch Flyer werden in Arztpraxen und öffentlichen Apotheken aufliegen beziehungsweise kostenlos zur Verfügung stehen. Die ÖLU ist ein Selbsthilfeverein für Menschen mit Atemwegserkrankungen, Hauterkrankungen und Allergien, der es als seine Aufgabe sieht, vulnerable Patient:innen durch breite Öffentlichkeitsarbeit zu schützen.
Der Einsatz von zielgerichteten COVID-19-Therapien wird derzeit zum frühestmöglichen Zeitpunkt nach einer nachgewiesenen Infektion zur Verringerung des Risikos für einen schweren Verlauf empfohlen. Die Medikamenteneinnahme ist derzeit Risikopatient:innen vorbehalten. Voraussetzung ist zudem die Abklärung von Medikamentenwechselwirkungen. Weiters zu beachten sind: der Zeitpunkt des Einsatzes nach Symptombeginn, der Nachweis einer Infektion mit einem Antigen-Schnelltest (von Ärztinnen und Ärzten durchgeführt) oder einem PCR-Test sowie das Vorhandensein von milden bis moderaten Symptomen.