Update Prävention und Therapie

Präventionsmaßnahmen

Bei Nachweis von hoher Transmission von SARS-CoV-2 und anderen respiratorischen Viren (z.B. durch Abwasserproben) können folgende generelle Maßnahmen dazu beitragen, eine Infektion zu verhindern.

Präexpositionsprophylaxe mittels Impfung
Die Impfung ist allen empfohlen, die das Risiko eines möglichen schweren Krankheitsverlaufs reduzieren möchten. Dies gilt besonders für Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf:

  • ab dem vollendeten 60. Lebensjahr
  • in der Schwangerschaft
  • Personen mit Trisomie 21
  • bei respiratorischen, kardialen, renalen, endokrinen, metabolischen, neurologischen, psychiatrischen oder chronisch entzündlichen Grunderkrankungen
  • bei schweren (dekompensierten) Organerkrankungen und onkologischen Erkrankungen
  • Personen mit Immundefekten, Immundefizienz oder immunsupprimierender Therapie (HIV-Infektion, Organ- oder Knochenmarktransplantation)
  • Autoimmunerkrankungen
  • bei Adipositas (BMI ≥ 30)
  • in Alten- und Pflegeheimen betreute Personen
  • Personen mit intellektuellen oder körperlichen Behinderungen in und außerhalb von Betreuungseinrichtungen
  • bei erhöhtem Expositionsrisiko (z. B. Personal im Gesundheitswesen)

Der Benefit liegt bei etwa 40–50 % Risikoreduktion für die symptomatische Infektion. Bei spezifischer Immunsuppression mit Impfversagen ist die Gabe eines monoklonalen Antikörpers möglich.

Weitere Präventionsmaßnahmen
Für eine adäquate Belüftung in Innenräumen, Händehygiene (mind. 60%ige Alkoholdesinfektion) sowie Husten- und Schnupfenhygiene ist zu sorgen. Veranstaltungen mit potenziellem Übertragungsrisiko (z.B. Après-Ski) sind zu vermeiden, bei hoher Transmission und keiner physikalischer Schutzmöglichkeit bietet das Tragen von Masken einen gewissen Schutz (50% Restrisiko). Bei Symptomen sollte man zu Hause bleiben und einen SARS-CoV-2-Test durchführen.

COVID-19-Therapie

Antivirale Therapie
Eine antivirale Therapie ist bei allen Menschen mit einem Alter über 65 Jahre unabhängig von Impfungen oder anderen Risikofaktoren sinnvoll.
Der größte Nutzen der Therapie ist bei Personen mit vielen Risikofaktoren (Asthma, aktive Neoplasie, zerebrovaskuläre Erkrankungen, chronische Nieren-, Herz-, Leber-, Lungenerkrankungen, HIV, Diabetes Typ 1 und 2, Adipositas, Schwangerschaft, Rauchen, Sichelzellerkrankung, Z.n. Transplantation, Tuberkulose, Steroid- oder immunsuppressive Therapie) zu erwarten. Die Entscheidung für oder gegen eine Therapie sollte gemeinsam von Patient:innen und Ärzt:innen unter der aufgeklärten Berücksichtigung von Nutzen und Risiko getroffen werden. Dies gilt vor allem bei Personen unter 65 Jahren mit wenig Risikofaktoren, da hier das Risiko für eine Spitalsaufnahme und/oder Tod auch ohne Therapie gering ist. Bei Nebenwirkungen, die den potenziellen Nutzen überwiegen, kann die Therapie vorzeitig gestoppt werden. Die antivirale Therapie kann bei jeder neuen Infektionsepisode wiederholt werden.

Geimpfte Personen unter 65 Jahren ohne Risikofaktoren werden heute nicht mehr antiviral behandelt, da der absolute Nutzen der Therapie den potenziellen Schaden (z.B. Arzneimittelinteraktionen, unerwünschte Wirkungen, Risiko für Rebound) nicht überwiegt.
Die Therapie wird nur bei spezifischem Nachweis von SARS-CoV-2 (positiver PCR- oder Antigen-Test) innerhalb von 5 Tagen nach Symptombeginn und nicht bei länger dauernden Beschwerden oder auf Verdacht gegeben, da COVID-19-Symptome von einer Vielzahl anderer Viruserkrankungen nicht zu unterscheiden sind und die Medikation Nebenwirkungen erzeugen kann. Bei GFR >60 ml/min/1,73 m2: Nirmatrelvir 300 mg und Ritonavir 100 mg 2-mal täglich für 5 Tage, bei GFR 30–60 ml/min/1,73 m2: Nirmatrelvir 150mg und Ritonavir 100 mg 2-mal täglich für 5 Tage. Vor der Gabe ist ein elektronischer Medikamenten-Interaktions-Check (z. B. covid19-druginteractions.org/checker) zu konsultieren, da eine Vielzahl von Interaktionen möglich ist.

Bei Schluckstörungen oder Arzneimittelinteraktionen (d. h., Therapie mit Nirmatrelvir/Ritonavir ist nicht möglich) steht Remdesivir i. v. (200 mg Tag 1, 100 mg Tag 2 und 3) zur Verfügung, wodurch das Risiko der Spitalsaufnahme um 87 % reduziert wird. Eine orale Formulierung hat gerade in einer Phase-III-Studie Gleichwertigkeit zu Nirmatrelvir/Ritonavir gezeigt.

Symptomatische Therapie
Als symptomatische Therapie eignet sich bei Fieber und Schmerzen Paracetamol, bei Husten Dextromethorphan. Bei einer Symptomverschlechterung und/oder -erweiterung (Dyspnoe, ggf. Pulsoxymetrie) innerhalb der ersten und zweiten Krankheitswoche ist eine klinische Kontrolle und ggf. eine weiterführende Therapie inkl. eventueller Spitalseinweisung notwendig.