Der Anteil der älteren und hochbetagten Menschen wird stetig größer, und bereits heute sind laut Umfragen über 50 % der Menschen über 65 Jahre von Schmerzen betroffen. Hauptursache für Schmerz im Alter ist unter anderem der Bewegungsapparat. Dieser kann sowohl degenerativer als auch entzündlicher Genese sein. Beispielhaft hierfür stehen der Rückenschmerz, arthrotische Gelenkveränderungen oder osteoporotisch bedingte Frakturen. Neben Kompressionssyndromen und neuropathischen Schmerzen zählen aber auch die Folgeerscheinungen eines Schlaganfalls, einer koronaren Herzerkrankung oder einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit zu den Auslösern von Schmerz im Alter.
Persistieren die Schmerzen, kann Immobilität eine Folge sein und im Alter eine Reihe an negativen Begleiterscheinungen mit sich bringen. Dazu zählen Abnahme der Muskelmasse, ein erhöhtes Sturzrisiko und damit einhergehend ein stetig zunehmender Verlust von Selbständigkeit und Autonomie im Alltag.
Grundsätzlich orientiert sich das pharmakologische Schmerztherapieschema am WHO- Stufenschema. Mit zunehmendem Alter kann es jedoch zu grundlegenden physiologischen Verschlechterungen der Organfunktionen kommen. Diese müssen bei einer medikamentösen Schmerztherapie miteinbezogen werden.
Bei geriatrischen Patient:innen sollten pharmakokinetische Veränderungen aufgrund von Leber- und Niereninsuffizienz oder eine verlängerte Kreislaufzeit bei Herzinsuffizienz in der Therapieplanung berücksichtigt werden.
Als Basis des WHO-Stufenschemas gelten NSAR, ASS, Paracetamol sowie Metamizol. Bei der Verordnung von NSAR bei geriatrischen Patient:innen ist grundsätzlich auf die strenge Indikationsstellung und die kurzfristige Behandlungsdauer aufgrund des Nebenwirkungs- und Interaktionsprofils zu achten. Gleichzeitige Gabe von ACE-Hemmern und NSAR kann die antihypertensive Wirkung reduzieren und in Kombination mit Diuretika zu einem akuten Nierenversagen führen sowie das gastrointestinale Blutungsrisiko deutlich erhöhen. ASS ist unter anderem wegen des gastrointestinalen Nebenwirkungsprofils zur dauerhaften Behandlung chronischer Schmerzen ungeeignet. Bei geriatrischen Patient:innen hat sich Metamizol aufgrund des geringen Nebenwirkungsprofils als günstig erwiesen.
Beim chronischen nichttumorbedingten Schmerz nehmen Opiate ebenfalls einen wichtigen Stellenwert ein, unter anderem wegen der fehlenden Organtoxizität. Auch hier sollte nach dem Motto „Start low, go slow“ vorgegangen werden. Obligat bei Therapieeinleitung ist die antiemetische Prophylaxe sowie eine konsequente Stuhlsorge.