Eine Wunde ist definiert als ein Defekt des schützenden Deckgewebes (Trennung des Gewebezusammenhangs) an äußeren (Haut) oder inneren (Schleimhaut) Körperoberflächen mit oder ohne Gewebeverlust.
Ursächlich sind unterschiedlich einwirkende Noxen (Tab.).
Akute Wunden durchlaufen die Wundheilungsphasen regelrecht und heilen innerhalb von 2–3 Wochen komplikationslos ab. Voraussetzung für eine primäre Wundheilung sind glatte, enganliegende Wundränder, ein minimaler Gewebedefekt, ein gut durchblutetes Wundgebiet und die Abwesenheit von Fremdkörpern und Infektionen. Durch das enge Zusammenführen der Wundränder kann die Wundheilung schnell ablaufen, und es entsteht nur eine minimale Narbe. Im Gegensatz dazu ist bei der sekundären Wundheilung kein primärer Verschluss möglich (großer Gewebedefekt, weit klaffende Wundränder, Fremdkörper, Infekt, trophische Störungen). Es bildet sich verstärkt Granulationsgewebe, und durch stärkere Wundkontraktion bleibt eine Narbe zurück.
Auch bei Wunden steht die Anamnese an vorderster Stelle, da systemische Grunderkrankungen und die Einnahme von Medikamenten die Wundheilung negativ beeinflussen können. Weiters ist das Alter der Wunde sowie die verantwortliche Noxe zu erheben. Das Ausmaß des Gewebeschadens sowie das Vorliegen von Begleitverletzungen (Gefäße, Sehnen, Nerven) müssen richtig eingeschätzt und erfasst werden. Mittels Palpation werden Turgor, Hauttemperatur, lokaler Druckschmerz und mögliche Fremdkörpereinsprengungen untersucht. Störungen der Durchblutung, der Motorik und der Sensibilität müssen sicher erkannt und weiterführende apparative Untersuchungen müssen eventuell veranlasst werden. Die Überprüfung des Tetanusschutzes ist bei jeder offenen Wunde obligat.
Gehören zu den häufigsten Verletzungen im Haushalt und haben typischerweise glatte Wundränder. Bei kleinen Wunden reicht ein Schutzpflaster, und sie heilen sehr gut ab. Tiefe Wunden müssen exploriert werden (Nerven-, Sehnenverletzung) und können je nach Lokalbefund primär oder sekundär abheilen.
Der penetrierende Gegenstand darf aufgrund der Blutungsgefahr (tamponierende Wirkung) und der Gefahr von Verletzung bzw. Eröffnung von Hohlorganen nicht aus der Wunde entfernt werden.
Hier kommt es durch äußere Gewalteinwirkung zu einer Kompression des Weichteilgewebes mit konsekutiver Verletzung der Blutgefäße und Ausbildung eines Hämatoms. Kleinere Quetschwunden heilen in der Regel innerhalb von 1–2 Wochen ohne Narbenbildung ab. Bei zusätzlichem Vorliegen einer offenen Hautverletzung besteht die Gefahr einer Superinfektion. Bei ausgeprägten Quetschwunden im Bereich des Unterschenkels oder des Unterarms ist das Kompartmentsyndrom eine mögliche Komplikation. Direkt posttraumatisch sollte die betroffene Stelle gekühlt werden, um Ödem- sowie Hämatombildungen zu verhindern.
Entstehen durch plötzliche Gewalteinwirkung auf den Körper, worunter die Haut aufplatzt oder reißt. Durch Zerreißung subdermaler Gefäße kommt es zu einer starken Blutung, die initial gestillt werden muss.
Finden sich oft im Bereich prominenter knöcherner Strukturen, es kommt zu punktförmigen Blutungen durch verletzte Kapillaren. Sie heilen zumeist komplikationslos ohne Narbe ab. Bei Décollements (Abreißen von Haut und subkutanem Fettgewebe mitsamt Gefäßen der darunterliegenden Faszie) besteht die Gefahr einer Nekrose.
Werden abhängig von der Tiefenausdehnung, der Lokalisation, dem Gesamtausmaß sowie dem Allgemeinzustand der Patient:innen behandelt. Bei Verbrennungen ersten Grades werden pflegende Salben eingesetzt, ein Verband ist meist nicht notwendig. Oberflächliche Verbrennungen zweiten Grades werden nach Débridement mit semiokklusiven Verbandsmaterialien versorgt. Bei klinisch manifester Infektion sollte ein operatives Débridement mit Entfernung des infizierten Gewebes erfolgen. Bei tieferen Verbrennungen zweiten Grades ist die Entfernung nekrotischen Gewebes indiziert. Bei Verbrennungen dritten Grades wird abhängig von der Größe und Lokalisation der Wunde eine tangentiale oder epifasziale Nekrosektomie durchgeführt.
Bei Kälteschäden (langsamer Temperaturverlust, unvollständiger Gewebeschaden, selten Blasenbildung) sollte eine langsame Wiedererwärmung erfolgen, eine Verbandanlage ist meist nicht notwendig. Bei Erfrierungen (kompletter Gewebeschaden, Blasenbildung in Stadium II und III, Nekrosen im Stadium IV) erfolgt eine Wiedererwärmung mit warmem Wasser (37–39 °C) für 15–60 Minuten sowie die Anlage steriler Verbände, ggf. mit topischen Antiseptika.
Die Erste-Hilfe-Maßnahme bei Verätzungen besteht unabhängig von der Lokalisation in ausgiebigem Ausspülen (Cave: Kein Erbrechen erzwingen). Eine Weiterbehandlung erfolgt im Krankenhaus.
Versorgung erfolgt primär am Unfallort mittels Druckverbandes und Hochlagerns (Amputat mit sterilem Verbandstoff sichern).
Haben ein breites Verletzungsspektrum, infektiöse Komplikationen sind häufig. Die mechanische Reduktion der Keimzahl und die Optimierung der Mikrozirkulation im Wundbereich bilden die Grundlage der chirurgischen Therapie. Eine Kontrolle des Impfschutzes (Tetanus/Tollwut) ist obligat.
Eine rasche Erstversorgung ist sowohl als Notfallmaßnahme als auch für den späteren Heilungsverlauf essenziell. Am Notfallort werden Wunden von groben Verschmutzungen befreit, bei nichtstillbaren Blutungen wird ein lokaler Druckverband angelegt. Ein körpernahes Abbinden der Wunde ist nur selten notwendig. Ausgedehnte Wunden und Frakturen werden geschient. In der Ordination oder Spitalsambulanz erfolgen die nochmalige Wundreinigung/Wundspülung und die Reevaluierung der Wunde mit chirurgischem Wunddébridement. Etwaige Fremdkörper sowie devitalisiertes Gewebe müssen vollständig entfernt werden. Ziel ist es, eine gut durchblutete Wunde zu erreichen.
Der Wundverschluss kann primär (erster bis dritter Tag), verzögert primär (vierter bis siebter Tag) oder sekundär (ab dem achten Tag) erfolgen. Wenn der primäre Wundverschluss nicht möglich ist, kann die Wunde offen behandelt werden, entweder definitiv oder bis zum sekundären Verschluss. Die débridierte Wundfläche muss dabei vor dem Austrocknen und einer sekundären Keimbesiedelung geschützt werden. Durch den Einsatz unterschiedlicher Wundauflagen wird die physiologische Wundheilung unterstützt, Störfaktoren und Mangelzustände werden beseitigt, und die Wunde wird im feuchten Milieu gehalten. Bei akuten Wunden ist neben dem Exsudatmanagement eine Infektionsprophylaxe indiziert. Hierbei kommen oftmals imprägnierte antiseptische Tüllverbände oder Wundsalben zum Einsatz. Neben der desinfizierenden und antibakteriellen Wirkung fördern sie auch die physiologische Wundheilung.