Vorsorgeuntersuchungen von Kindern und Jugendlichen

Schulärztliche Untersuchungen

Entsprechend dem schulärztlichen Versorgungsauftrag erfolgt, nachdem die Eltern informiert wurden, einen Fragebogen ausgefüllt haben und formal ihre Einwilligung gegeben haben, ein direkter Kontakt des/der Schulärzt:in mit dem Kind. Ein Beisein der Eltern wird auf Wunsch ermöglicht, ist aber außer bei jüngeren Kindern eher unüblich. Das Ergebnis der Untersuchung wird in der Regel erst dann an die Eltern übermittelt, wenn Handlungsbedarf entsteht– z.B. die Empfehlung zur weiteren Abklärung bei Verdacht auf ein gesundheitliches Problem. Das schulärztliche Angebot – Anzahl der Kontakte während der Schuljahre, Umfang der Gesundheitsberatung der Kinder und Jugendlichen – ist sehr unterschiedlich und hängt zu einem Großteil von der finanzierenden Institution (Bundes- versus Landesschulen, Gemeinden usw.) ab.

Jugendlichenuntersuchung des Dachverbands der Sozialversicherungsträger

Jugendliche ab 15 Jahren, die nicht mehr im Rahmen der schulärztlichen Untersuchung versorgt werden, da sie als Lehrlinge in ihrem ersten Arbeitsverhältnis stehen, werden einmal jährlich von Seiten der zuständigen Krankenversicherungsträger eingeladen, eine Jugendlichenuntersuchung gemäß ASVG § 132a Abs.1 zu absolvieren. Im ersten Jahr erfolgt eine Basisuntersuchung, bestehend aus körperlicher Untersuchung, Harnuntersuchung und Gesundheitsberatung. Die Teilnahme ist freiwillig, und die Teilnahmequote liegt bei rund zwei Drittel der Eingeladenen.

Stellungsuntersuchung

Männliche österreichische Staatsbürger werden, sobald sie 18 Jahre alt sind, verpflichtet, zur Stellungsuntersuchung zu erscheinen, um die körperliche und geistige Eignung der Wehrpflichtigen festzustellen.

SVS-Versicherte: Gesundheitscheck Junior

Diese Vorsorgeuntersuchung für die Kinder und Jugendlichen der SVS-Versicherten wird unter dem Namen „Gesundheitscheck Junior“ angeboten und darf wie bei Erwachsenen von jungen Proband:innen einmal im Jahr kostenlos in Anspruch genommen werden. Durchgeführt werden kann sie bei Kinderärzt:innen und Allgemeinmediziner:innen.

Ein Arztkontakt, Elternteil ist dabei. Die Vorsorgeuntersuchung beinhaltet in der Regel keinerlei Blutabnahmen oder Harnproben, und im Vorfeld wird auch kein Fragebogen ausgegeben. Somit muss kein Befund abgewartet werden, und es ist nur ein einziger Arztkontakt notwendig. Die Untersuchung des Kindes oder Jugendlichen findet altersgemäß im Beisein des bzw. der Erziehungsberechtigten statt.

Anamnese, Status, Coaching. Das Befundblatt besteht aus einem Anamneseteil und der Dokumentation der Ergebnisse der klinischen Untersuchung. Der Anamneseteil bzw. der Fragebogen wird beim Termin von dem/derÄrzt:in gemeinsam mit dem Kind oder dem/der Jugendlichen und den Eltern ausgefüllt. Es folgen die Erhebung des körperlichen Befundes und anschließend das Coaching durch den/dieÄrzt:in. Nur bei Proband:innen ab 12 Jahren sind auch die Angaben zu Alkohol-, Nikotin- und Drogenkonsum auszufüllen. Als Coaching-Info steht als Drucksorte ein Folder zur Verfügung, den man dem Kind aushändigt. Zum Schluss wird der oberste Teil des Befundblattes abgetrennt; auf ihm stehen der Name und die Versicherungsnummer des Kindes sowie der Stempel und die Unterschrift des/derÄrzt:in. Dieser Abschnitt kann von den Versicherten gemeinsam mit einer Rechnung über eine sportliche Aktivität des Kindes bei der SVS eingereicht werden, um den SVS-Gesundheitshunderter überwiesen zu bekommen. Der Anamnesebogen mit dem klinischen Befund wird mit Datum, Stempel und Unterschrift versehen von dem/der Untersucher:in an die SVS geschickt.

Sozialanamnese, aktuelle Erkrankungen, Impfstatus, Infektionskrankheiten, Operationen, Familienanamnese, Zyklusanamnese. Im Befundbogen werden ein paar Daten wie z. B. Schultyp des Kindes, eventueller Migrationshintergrund der Eltern und Größe der Kernfamilie aufgenommen. Altersangepasste Fragestellungen bei der Kinder- und Jugendvorsorgeuntersuchung sind aktuell bestehende Allergien, Hauterkrankungen, chronische Erkrankungen wie Asthma und Diabetes sowie eine allfällige Dauermedikation. Dem Impfstatus wird ein eigener Frageblock eingeräumt. Folgende durchgemachte Kinderkrankheiten und häufige Infektionskrankheiten werden abgefragt: Masern, Mumps, Röteln und Varizellen, auch Keuchhusten und Scharlach; wiederholte Mittelohrentzündung, wiederholte Bronchitis, Angina und wiederholte Harnwegsentzündung. Etwaige Operationen oder Auffälligkeiten in der Familienanamnese werden ebenfalls erfragt.

Körperlicher Befund. Gemessen werden Größe und Gewicht sowie der Blutdruck. Beim Status, beginnend bei der Kopfform, wird Sehen und Hören immer beurteilt, bei der Zahngesundheit wird auch auf Fehlstellungen geachtet, und die Zahnpflege wird abgefragt. Es folgen Hals, Herz, Lunge und Bauch.

Bewegungsapparat/Haltung.1 Der Block Bewegungsapparat ist umfassend und beinhaltet Körperhaltung, Gangbild, Gehen auf einer Linie, Hüpfen auf einem Bein, Auffälligkeiten im Bereich der Wirbelsäule (Fehlhaltungen), Becken, Thorax (Brustkorbdeformität), Gliedmaßen sowie periphere Gelenke.

Pubertätsentwicklung. Die Pubertätsentwicklung wird beurteilt – Pubertätsstadien nach Tanner2, bei Mädchen wird eine Zyklusanamnese durchgeführt.

Das ärztliche Gespräch. Die Art des ärztlichen Gesprächs im Rahmen dieser Vorsorgeuntersuchung für Kinder und Jugendliche wird als Coaching bezeichnet. Der/die Ärzt:in des Vertrauens fungiert als Berater:in der Kinder und kann etwaige Defizite im sozialen Umfeld ausgleichen. Bewegung, Ernährung, Medienverhalten und bei Jugendlichen auch die Süchte werden mit den Patient:innen besprochen. Es wird auf die individuelle Lebenssituation der Kinder bzw. der Jugendlichen näher eingegangen, um gesundheitliche Risiken besser abschätzen zu können.

Ergebnis, Maßnahmen. Bei Auffälligkeiten erfolgt eine Beratung oder eine gezielte Intervention in den Bereichen Essverhalten, Sport- und Bewegung, Schule und Familie sowie Medienverhalten und Sucht.

Coaching-Info zum Mitgeben. Hierzu steht ein Folder zur Verfügung, der im Anschluss an die Ordination dem Kind bzw. dem/der Jugendlichen ausgehändigt wird. Die Themenbereiche Essverhalten, Sport- und Bewegung, Schule und Familie sowie Medienverhalten werden kurz und prägnant umrissen. Als mögliche:r Ansprechpartner:in bei Problemen in Schule und Familie ist der/die Ärzt:in angeführt. Hervorgehoben sind Tipps und Ratschläge, im Gegensatz zu einem Belehren werden die Kinder und Jugendlichen im Sinne eines Coachings ermutigt, selbständig Antworten und Lösungen zu finden.