Bei einer Rhinosinusitis (RS) sind die Schleimhäute sowohl der Nase als auch der Nasennebenhöhlen von einer entzündlichen Veränderung betroffen. Die Klassifizierung der RS erfolgt häufig nach deren zeitlichem Verlauf, wobei von einer chronischen RS (CRS) gesprochen wird, wenn die Beschwerdedauer mehr als 12 Wochen beträgt.
Typische Symptome einer RS sind eine Behinderung der Nasenatmung, anteriore und/oder posteriore Sekretion, Gesichtsschmerz (u.U. im Zahnbereich) und eine Riechstörung; eventuell können auch Fieber und Kopfschmerzen dazukommen. Die Symptome einer CRS sind häufig weniger charakteristisch bzw. weniger stark ausgeprägt als jene einer akuten RS (ARS).
Eine RS bedeutet einen entzündlichen Prozess, der meist von einer nasalen Infektion mit gestörtem Abfluss und behinderter Ventilation der Nasennebenhöhlen ausgeht. Häufigste Ursache ist dabei eine virale Infektion, in etwa 0,5 % bis 2 % der Fälle kann sich im Verlauf eine bakterielle RS mit einer starken entzündlichen Infiltration der Nebenhöhlenschleimhaut entwickeln. Daneben können auch anatomische Varianten der Nasenscheidewand Rezidive einer RS begünstigen; oft besteht auch eine Verbindung von CRS und Asthma.
Bei einer CRS kommt es häufig zu einer allmählichen Verengung und vermehrten Gewebebildung in den Drainagewegen der Nasennebenhöhlen (ostiomeataler Komplex), die resultierenden Ventilations- und Drainagestörungen können den Krankheitsprozess aufrechterhalten.
Darüber hinaus sind bei der CRS zwei klinische Erscheinungsbilder, die CRS mit Nasenpolypen (CRScNP) und jene ohne Nasenpolypen (CRSsNP), zu unterscheiden. Bei Nasenpolypen handelt es sich um Schleimhautausstülpungen, die sich im Rahmen einer CRS entwickeln und Komponenten des Immunsystems enthalten können.
Bei der Abklärung einer RS sollten neben den bereits genannten typischen Symptomen einer RS auch der zeitliche Verlauf der Beschwerden inklusive eventueller beschwerdefreier Intervalle (rezidivierende akute RS?), bisherige Therapieversuche und deren Wirksamkeit sowie relevante Vorerkrankungen berücksichtigt werden. Bei entsprechenden Verdachtsmomenten sind mögliche kausale Grunderkrankungen (z. B. Mukoviszidose, Immundefekt) auszuschließen. Darüber hinaus sollte zur Abklärung einer CRS eine Endoskopie der Nase erfolgen, um bestehende Nasenpolypen nachweisen zu können.
Salzlösungen in Form von Nasentropfen, -sprays oder -spülungen können die Symptome der CRS bessern. Topische Glukokortikosteroide gelten als Erstlinien- und Standardtherapie sowohl bei CRSsNP als auch – und insbesondere – bei CRScNP. In Einzelfällen kann eine Therapie mit systemischen Kortikosteroiden erwogen werden.1
Darüber hinaus können bei CRScNP monoklonale Antikörper (Biologika) im Rahmen der Zulassungen der Substanzen zum Einsatz kommen. Diese können bei Patient:innen ≥18 Jahre mit schwerer CRScNP, die mit einer nasalen Kortikosteroid-Dauertherapie und/oder chirurgischen Eingriffen keine ausreichende Krankheitskontrolle erzielen konnten, als Zusatztherapie zu nasalen Kortikosteroiden erwogen werden. Laut Leitlinien sollte der Schweregrad der Erkrankung vor der Einleitung einer Biologikatherapie anhand objektiver und subjektiver Kriterien (z.B. Lebensqualität, subjektives Riechvermögen, Größe der Nasenpolypen) dokumentiert werden. Die Wirksamkeit einer Biologikatherapie bei CRScNP sollte nach einem angemessenen Zeitraum (je nach Präparat spätestens 6 Monate nach Therapiebeginn) überprüft werden.2