Bei einer GN ist die Filterfunktion der Niere eingeschränkt, es kommt zu einer Proteinurie und Hämaturie.
Sie zählt zu den häufigsten Ursachen, die eine Nierenersatztherapie (Dialyse oder Transplantation) erfordern. Bei etwa 1 von 5 Patient:innen ist dies der Grund für eine Dialysepflichtigkeit. Eine Nierenbiopsie ist zur gesicherten Diagnosestellung unabdingbar. Die Erkrankung kann in primärer oder sekundärer Ausprägung vorhanden sein. Bei einer primären GN wie z. B. der IgA-Nephropathie (IgAN) sind ausschließlich die Glomeruli betroffen, während bei einer sekundären GN eine Grunderkrankung mit Nierenbeteiligung ursächlich ist. Beispielsweise liegt bei 40–60 % der Betroffenen mit systemischem Lupus erythematodes eine Lupusnephritis (LN) vor. Bei manchen Lupus-Patient:innen ist dies die einzige Manifestation der Erkrankung.1
Die IgAN ist die häufigste Ausprägung einer GN. Bisher gab es keine ursächliche Behandlung dieser Erkrankung. Tierexperimentelle und klinische Studien belegen die Beteiligung des Zytokins APRIL („a Proliferation-inducing Ligand“) der TNF-Superfamilie an der Pathogenese der IgAN. Die monoklonalen Antikörper Sibeprenlimab und Zigakibart machen sich die Hemmung des APRIL-Signalwegs zunutze und verfolgen damit erstmals einen krankheitsmodifizierenden Ansatz. Beide Medikamente werden derzeit noch in klinischen Studien untersucht.2 Die Ergebnisse einer Phase-II-Studie mit Sibeprenlimab wurden rezent im New England Journal of Medicine veröffentlicht, der Antikörper konnte die Proteinurie signifikant reduzieren.3 Für die Phase-III-Studie VISIONARY werden bereits Patient:innen rekrutiert. Zu Zigakibart läuft derzeit noch eine Phase-I/II-Studie, während für die Phase-III-Studie das Enrollment bereits begonnen hat.2
Mit Belimumab steht für die LN seit 2021 ein zielgerichteter Therapieansatz zur Verfügung. Der monoklonale Antikörper ist gegen BAFF („B-cell activating factor“) gerichtet und verhindert die Reifung und das Überleben autoreaktiver B-Zellen, wodurch die Antikörperproduktion reduziert wird. Belimumab wird zusätzlich zur Standardtherapie eingenommen. Die Zulassungsstudie BLISS-LN erreichte den primären Endpunkt und konnte nachweisen, dass mit Belimumab eine signifikant größere Anzahl von Patient:innen innerhalb von 2 Jahren ein primäres renales Ansprechen vorweisen konnte als mit der alleinigen Standardtherapie (43 % vs. 32 %). Hinsichtlich Nebenwirkungen entsprachen die Beobachtungen dem bereits bekannten Sicherheitsprofil von Belimumab.4
Außerdem ist Voclosporin in Kombination mit Mycophenolat-Mofetil und niedrig dosierten Steroiden seit September 2022 zur Behandlung der aktiven LN in der EU zugelassen. Der Calcineurin-Inhibitor blockiert die T-Zell-Aktivierung und zeigt ein günstigeres Nebenwirkungsprofil als bisherige Medikamente dieser Wirkstoffklasse. In der Zulassungsstudie AURORA 1 wurde der primäre Endpunkt des kompletten Nierenansprechens von signifikant mehr Patient:innen im Voclosporin-Arm im Vergleich zum Placebo-Arm nach 52 Wochen erreicht (41 % vs. 23 %). Dies ist ein bedeutender Fortschritt in der Behandlung der Lupusnephritis, da die meisten Standardtherapien geringe komplette Nierenansprechraten aufweisen und oftmals mit erheblicher Toxizität verknüpft sind.5