In der aktuell gültigen S1-Leitlinie zur primären Hyperhidrose wird das pathologische, temperatur- und bewegungsunabhängige Schwitzen nicht aufgrund der Schweißmenge, sondern der Fehlfunktion des Schwitzens definiert. Im Gegensatz zur sekundären Hyperhidrose liegt keine internistische Erkrankung oder externe Ursache vor – sie ist idiopathisch. Meist tritt sie fokal auf, wobei vor allem Körperareale mit einer hohen Dichte ekkriner Schweißdrüsen betroffen sind (Achselhöhlen, Handflächen, Fußsohlen, Stirn, Inguinalbereich). Bei Betroffenen werden diese Drüsen durch erhöhte Sympathikusaktivität überstimuliert.
Die PAHH ist unterdiagnostiziert, da die Betroffenen sie oft nicht als Krankheit einschätzen. In der ärztlichen Praxis erfolgt die Diagnosestellung anhand von Anamnese, Klinik und diversen Tests, wobei es keine allgemein gültigen Labor- oder Messwerte zur Bestimmung gibt.
Nicht nur die Lebensqualität ist eingeschränkt, es kann auch zu Folgeerkrankungen der dauerhaft feuchten Haut kommen. Zur Vermeidung gibt es verschiedene Therapieansätze. Neben der topischen Therapie mit Antiperspiranzien und Anticholinergika gibt es auch die Möglichkeit der systemischen Anticholinergikatherapie, die Radiofrequenzbehandlung, die Injektionstherapie mit Botulinumtoxin A oder die chirurgische Schweißdrüsenentfernung. Beim stufenweisen Vorgehen wird mit einer topischen Behandlung begonnen. Bei unzureichendem oder ausbleibendem Therapieerfolg kann ein anderes Verfahren oder eine Kombination der Behandlungsmöglichkeiten in Betracht gezogen werden.
Aluminiumsalze diffundieren in die Ausführungsgänge der ekkrinen Schweißdrüsen, wo sie durch Komplexbildung mit Mukopolysacchariden die Zelloberfläche beschädigen. Wichtig ist die abendliche Anwendung der Externa, da die Patient:innen in dieser Zeit nicht schwitzen. Aufgrund des verzögerten Wirkeintritts sollte ein Behandlungsversuch über mehrere Wochen erfolgen. Das in Topika enthaltene Glycopyrroniumbromid (GPB) wirkt anticholinerg. Durch die Hemmung der muskarinen Acetylcholinrezeptoren wird die neuronale Aktivierung der Schweißdrüsen blockiert. Im Gegensatz zu aluminiumsalzhaltigen Präparaten unterliegen jene mit GPB der Rezeptpflicht.
In Österreich sind auch Injektionen mit Botulinumtoxin A für die Behandlung der PAHH zugelassen, diese gelten als besonders effektiv. Durch die reversible Blockade der autonomen cholinergen postganglionären sympathischen Nervenfasern wird die Acetylcholinfreisetzung gehemmt, und in weiterer Folge werden ekkrine Schweißdrüsen chemisch denerviert. Ein Vorteil für die Patient:innen ist, dass meist 1–2 jährliche Behandlungen genügen. Es sollte jedoch in jedem Fall vorher eine topische Therapie versucht werden.
Systemische Therapien mit oralen Anticholinergika werden aufgrund der Bandbreite an Nebenwirkungen eher als situative temporäre Behandlungen gewählt. Sie können bei anderen Therapieformen unterstützend eingesetzt werden. Ein Wirkstoff, der bei PAHH wirkungsvoll sein könnte, ist Methantheliniumbromid. Die Auswahl der Therapie sollte individuell erfolgen und kann bei Bedarf stufenweise angepasst werden.