Beim Schwitzen wird aus den ekkrinen Schweißdrüsen ein wässriges, nahezu geruchloses Sekret abgegeben, durch dessen Verdunstung der Körper vor Überhitzung geschützt wird. Ekkrine Schweißdrüsen finden sich auf der gesamten Haut, wobei die Dichte u. a. im Bereich der Achseln, Handflächen und Fußsohlen am größten ist. Neben der Thermoregulation tragen ekkrine Schweißdrüsen u. a. zur Bildung des antibakteriellen Hydrolipidfilms auf der Haut bei. Im Gegensatz dazu produzieren die apokrinen Schweißdrüsen (v. a. in den Achseln und im Genitalbereich lokalisiert) ein milchiges, relativ stark riechendes Sekret. Bei Patient:innen mit primärer Hyperhidrose sind die ekkrinen Schweißdrüsen aufgrund einer Dysregulation des autonomen Nervensystems überstimuliert.
Die Diagnose der primären axillären Hyperhidrose (PAHH) erfolgt anhand von Anamnese, Klinik und ergänzenden Tests zur Größe des betroffenen Areals und zur Schweißmenge unter den Achseln, wobei dafür kein allgemeingültiger Labor- oder Messwert existiert. Jedoch sollte beim erstmaligen Kontakt von Patient:innen mit Hyperhidrose eine sekundäre Hyperhidrose ausgeschlossen werden (z.B. Schilddrüsenwerte, Katecholamine etc. erheben; bei vermehrtem nächtlichem Schwitzen Tumor ausschließen).
Kriterien für die Diagnose der PAHH beinhalten fokales (axilläres), sichtbares übermäßiges Schwitzen über mehr als 6 Monate ohne erkennbare Ursache sowie zumindest 2 Faktoren wie z. B. symmetrisches Schwitzen ausschließlich unter den Achseln, Beeinträchtigungen im Alltag, Alter bei Erstmanifestation < 25 Jahre, normalerweise kein Nachtschweiß.
Die Therapie sollte individuell auf die Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt werden. Zudem sollte berücksichtigt werden, dass die PAHH häufig zeitlich limitiert ist (Pubertät, frühes Erwachsenenalter).
Die Leitlinien empfehlen ein stufenweises Vorgehen, beginnend mit einer topischen Therapie. Bei Unverträglichkeit oder ungenügender Wirkung ist ein Wechsel der Intervention möglich, bei unzureichender Effektivität einer Monotherapie evtl. auch Kombinationen.
Folgende Therapieoptionen stehen zur Verfügung, wobei die Reihenfolge der Aufzählung auch die Reihenfolge der klinischen Anwendung vorgibt (gegebenenfalls individuell abwandeln):