Die AHOP unterstützt mit dem Bernhard-Glawogger-Förderpreis, der im heurigen Jahr bereits zum 17. Mal verliehen wurde, gezielt Mitglieder, die sich vertieft mit innovativen Projekten, Arbeiten oder Initiativen im Bereich der hämatologischen und onkologischen Pflege auseinandersetzen. Ein Fokus wird dabei auf geplante oder umgesetzte Projekte, Abschlussarbeiten aus Fort- und Weiterbildungen sowie wissenschaftliche Arbeiten gelegt.
Carola Sterner, BScN MSc, wurde für ihr Praxisprojekt mit dem Titel „KMT-Pflegeambulanz“ ausgezeichnet. Im Jahr 2020 wurden in Österreich 591 Stammzelltransplantationen (HSZT) durchgeführt, die Indikation für eine HSZT steigt – geschuldet der demografischen Entwicklung und der jährlichen Zunahme an malignen Erkrankungen – jährlich. Zur Implementierung der KMT-Pflegeambulanz wurde das aus 9 Schritten bestehende PEPPA-Framework als theoretischer Rahmen verwendet. Obwohl in der Literatur eine pflegerische Beratung vor einer HSZT empfohlen wird, um die Betroffenen aktiv an ihrem Betreuungsprozess mitwirken zu lassen, wurden die Patient:innen bis zur Implementierung vor einer HSZT ausschließlich im Rahmen eines ärztlichen Aufklärungsgesprächs beraten.
Seit Dezember 2021 wird vor der HSZT für jede:n Patient:in nun ein Termin in der KMT-Pflegeambulanz vereinbart, dieser wird im Rahmen des Prätransplant-Check-ups wahrgenommen. Ziel dieses Praxisprojekts war die Beantwortung der Frage, welche Pflegeprobleme in einer pflegerischen Beratung vor einer HSZT bei erwachsenen Patient:innen relevant sind. Mittels Literaturrecherche wurden die häufigsten Pflegeprobleme, die für eine pflegerische Beratung vor einer HSZT relevant sind, evaluiert: Lebensqualität, orale Probleme, Fatigue, physische Fitness, Angst und Depression, soziale Unterstützung und Ernährung. Die Pflegeprobleme wurden mit validen Instrumenten erhoben. Anfang Juni 2021 wurde eine interdisziplinäre Fokusgruppe gebildet, um die Sichtweise sowie die Erfahrungen der einzelnen Disziplinen aus der Praxis zu sammeln, um anschließend die Inhalte in das Beratungskonzept zur KMT-Pflegeambulanz einzufügen. Aus diesen Ergebnissen wurde eine Patienteninformationsmappe erstellt, die jede:r Patient:in zusammen mit einem Feedbackbogen erhält. Die pflegerischen Beratungen sollen in der Zukunft von DGKP mit Erfahrung im Bereich KMT lt. § 14 durchgeführt werden.
Hans Peter Köllner, BSc MSc, wurde für das Forschungsprojekt „Professionelle Pflegerollen im onkologischen Setting während COVID-19. Eine Fokusgruppenerhebung mit deduktiv-induktiver Auswertung unter Rückgriff auf die Professionsrollen von Peplau (1991)“ prämiert. Pflegepersonen nehmen in der COVID-19-Pandemie eine Schlüsselrolle in der Gesundheitsversorgung ein. Beeinflussend dabei ist eine omnipräsente Vulnerabilität, die sowohl Pflegende als auch deren Betreute betrifft. Besonders schlagend wird diese Konstellation in Risikosettings wie beispielsweise der Onkologie. Der für die Pflege notwendige Beziehungsaufbau basiert auf einer Beziehungsdyade, im Zuge derer die Pflegeperson unterschiedliche Professionsrollen einnimmt. Die gegenseitige Vulnerabilität und die daraus entstehenden Effekte auf die Beziehungsstrukturen zwischen Pflegeperson und Patient:in können auf relationaler Ebene zu veränderten Rollenverständnissen der Pflegepersonen führen. Ziel dieser Studie war die Skizzierung von professionellen Rollen im Kontext der COVID-19-Pandemie aus Sicht onkologischer Pflegepersonen, wobei die gegenseitig bedingende Vulnerabilität zwischen Pflegeperson und Patient:in berücksichtigt und mögliche pandemiebedingte Veränderungen anhand der von Peplau (1991) definierten Professionsrollen hinterfragt wurden. Hierfür fanden zwei Fokusgruppeninterviews mit insgesamt neun Teilnehmenden statt.
In der Auswertung konnte zwischen sechs Rollenausprägungen unterschieden werden. Die Befragten beschrieben dabei ihre Rolle als die einer „Nova Novice“, da die Pandemie eine Rückstellung auf unbekanntes Terrain bewirkt hat. Sie setzen ihre Rolle einer Informationsdrehschreibe gleich, deren wichtigste Funktion die Aufrechterhaltung eines existenziell notwendigen Informationsflusses ist. Zudem nimmt die Pflegeperson eine edukative Rolle im Rahmen der regulativen Wissensvermittlung ein. Dem Exekutieren von pandemiebedingten Erlässen und Regelungen kommt sie in der Rolle der bestimmten Bestimmenden nach. Unterstützend berät die Pflegeperson die Patient:innen und deren An- und Zugehörige in der Rolle eines Facilitators. Außerdem kompensiert sie situativ die pandemieassoziierten Herausforderungen in der Rolle der „fluiden“ Pflegeperson, um sich der Bereitstellung einer ganzheitlichen Versorgung anzunähern. Im Zuge dieser Studie konnte festgestellt werden, dass sich die Professionsrollen nach Peplau (1991) vollumfänglich bei den befragten Pflegepersonen abbilden. Pandemiebedingt, wie auch beeinflusst durch die gegenseitige Vulnerabilität, wurden Rollenkonflikte identifiziert, die durch das Pflegemanagement gegenregulierend adressiert werden sollten.