Im Rahmen der 1. virtuellen AHOP-Jahrestagung fand als Auftakt der Veranstaltung eine Virtual Round Table Discussion zum Thema „COVID-19-Pandemie – brauchen HeldInnen mehr als einen Applaus?“ statt. Die AHOP lud dazu Mag. Elisabeth Potzmann, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes (ÖGKV), Wolfgang Hofer, Vertreter des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) und Vorsitzender der Personalvertretung im AKH Wien, Marisol Azuara, Pflegende in der Onkologie und klinische Psychologin, sowie Psychotherapeutin Mag. Elisabeth Andritsch ein, zu diesem Thema Stellung zu beziehen.
Wenn Applaus nicht mehr ausreicht: Ausgehend von der Tatsache, dass im März Menschen an die Fenster und Balkone ihrer Häuser und Wohnungen schritten, um den HeldInnen der Stunde mittels Applaus ihren Respekt zu zeigen, war dies bald für Pflegende in den Krankenhäusern und Pflegeheimen in ganz Österreich nicht mehr genug. Der damalige Mangel an Schutzmaterial und die Unsicherheit, die sich unter dem Gesundheitspersonal verbreitete, führte bei einigen zu starker Erschöpfung. Pflegende langten am Ende ihrer Kräfte an und erkrankten teilweise selbst. Schockierende Fotos von Gesichtern, die durch das ständige Tragen der Maske zerschlissen waren, kursierten in den Medien. Mittlerweile bezogen einige bereits Stellung, und wir wollen nun wissen, wie sich der ÖGKV und ÖGB dazu positionieren und was Pflegende eigentlich brauchen, um diese Herausforderung meistern zu können. In zwei Fragerunden wurden die TeilnehmerInnen gebeten, ihre Perspektive auf das Thema darzulegen.
Hilfsangebote in Institutionen: Angehörige aller Berufsgruppen finden in den Institutionen Hilfe und Rat, wenn es um die Versorgung von Kindern im Lockdown geht. Entlastungsangebote finden sich vor Ort, müssen jedoch unbedingt proaktiv von Betroffenen in Anspruch genommen werden. Nicht nur Hilfsangebote vor Ort, sondern selbstverständlich auch die Verhandlung um die Entlohnung spielt weiterhin eine große Rolle. Als zweites großes Thema wird der berechnete Personalbedarf genannt, der Österreich auch vor der Pandemie bereits vor eine große Herausforderung stellte.
Pflege ist ein attraktiver Beruf: Darüber sollen junge Menschen in Österreich informiert werden. Motivation durch die Vielfältigkeit zu erreichen, steht mittlerweile außer Frage. Viele Rollenbilder und -modelle sind in den letzten Jahren entstanden, die den Pflegeberuf attraktiv machen. Berufsjunge Kolleginnen und Kollegen auch dort zu halten, ist und wird die Herausforderung sein – für welche Pflegende auch selbst Verantwortung tragen müssen. „Wir befinden uns bereits auf diesem Weg und schreiten ihn langsam voran“, betonte Potzmann.
Veränderung in der Kommunikation: Andritsch und Azuara sind klinisch tätig und nehmen wahr, dass sich die Arbeit an einer onkologischen Abteilung seit März 2020 drastisch veränderte. PatientInnen sind unsicher und haben Angst. Pflegende sind durch die privaten Einschränkungen und die Notwendigkeit steter beruflicher Erreichbarkeit stark belastet. Dies führt zu Stress, hoher Belastung und Anspannung. Hilfreich ist dabei, stark auf nonverbale Signale zu achten, da das Tragen der Maske das Lesen der Mimik nahezu unmöglich macht. Gegenseitige Wertschätzung, Respekt und Achtsamkeit im Team spielen bei der Bewältigung dieser Krisenzeit eine wesentliche Rolle. Jedes Teammitglied leistet hier einen wertvollen Beitrag. Die Diskussionsrunde schloss mit Abschlussstatements zu weiteren Meilensteinen, die auf politischer Ebene erreicht werden müssen. Gespräche und Informationen, die dem ÖGKV zur Entscheidung dienen sollen, werden bereits geführt. „Starke und gemeinsame Kommunikation nach außen“ – darüber sind sich die TeilnehmerInnen einig.