In Anlehnung an den Kongresstitel der OeGHO- & AHOP-Frühjahrstagung „Stronger together“ wurde die Dreiecksbeziehung – Ärzt:innen, Pfleger:innen und Patient:innen –thematisiert. In Vertretung der onkologischen Teams sprachen Prim.a Doz.in Dr.in Birgit Grünberger, Landesklinikum Wiener Neustadt, Valerie Galleé, BScMSc, Advanced Practice Nurse, SALK, und Hannah Gsell, Obfrau des Vereins Survivors Österreich und Projektmanagerin bei Childhood Cancer International (CCI) Europe, über individuelle Aspekte, wie eine gute Zusammenarbeit gelingen kann.
Wichtige Komponenten, die in der onkologischen Teamarbeit eine gute Verbindung schaffen, sind für Prim.a Birgit Grünberger die Vertrautheit, die über Respekt und Wertschätzung gegenüber allen Beteiligten entsteht, sowie die Leidenschaft, als Komponente für die eigene und gegenseitige Motivation. ImMittelpunkt der onkologischen Teamarbeit stehen die Patient:innen, die zunächst mit der Situation einer Krebsdiagnose umgehen müssen.Aus einer inhaltlichen Studie zu Filmen, die Krebserkrankungen thematisieren, wird deutlich, dass Patient:innen nach einer Krebsdiagnose mit einem sehr negativen Bild konfrontiert sind.1 Aufgrund dieser Ausnahmesituation ist die geforderte Aufmerksamkeit der Patient:innen in den Gesprächen mit Ärzt:innen oft nicht gegeben. Die Pflege bietet hier einen wichtigen Anker für die Betroffenen, die sich bei Unklarheiten häufig an die Pflege wenden. Situationen wie diese zeigen, wie wichtig es für Patient:innen ist, dass die Zusammenarbeit von Ärzt:innen und Pflegepersonen als Team gut funktioniert.
Die Erwartungen an die fachspezifischen Pflegekräfte sind Kenntnisse über gängige onkologische Therapiekonzepte und die typischen Nebenwirkungen sowie der Umgang mit einer meist lebenslangen Ausnahmesituation der Patient:innen. Als zentraler Bestandteil der gemeinsamen Routineversorgung sollten Therapieziele klar definiert werden und identische Verlaufsdokumente verwendet werden. Probleme sollten durch direkte Interaktion gelöst werden, weshalb regelmäßige gemeinsame Besprechungen notwendig sind. Gemeinsam wird auch der Bedarf an weiteren Hilfestellungen mit Psychoonkologie, Ernährungsberatung und -therapie, Pflege-/Sozialdienst und Schmerztherapie besprochen.
Pionierarbeit: Am Landesklinikum Wiener Neustadt wurde erstmals die Aufgabe der Verabreichung von Vollblut und/oder Blutbestandteilen auf die Gesundheits- und Krankenpflege übertragen. Dieser aufwendige Übergangsprozess ist als ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit im Team zu nennen, die laut Birgit Grünberger nur dann funktioniert, wenn sie von allen Seiten gewollt und gelebt wird.
Valerie Galleé berichtet aus ihrem Klinikum von einem neu entwickelten Leitbild, das sich auf eine „personzentrierte Pflege“ konzentriert – alle, die im medizinischen Versorgungsprozess beteiligt sind, werden als gleichwertige Mitglieder betrachtet. Mit dieser Neugestaltung soll auch in Zeiten steigender Patientenzahlen und mangelnder personeller Ressourcen eine hohe Qualität der Versorgung gewährleistet bleiben.
Im onkologischen Team nimmt die Pflege eine zentrale Bindungs- und Vermittlungsfunktion ein: Sie ist für die Koordination von Behandlungs- und Betreuungsprozessen zuständig und stellt damit auch die Behandlungskontinuität sicher. In ihrer Beratungs- und Vernetzungsfunktion ist die Pflege für Wissensmanagement und Informationstransfer verantwortlich. Durch den intensiven Kontakt mit Patient:innen kann sich die Pflege mit wertvollen Einblicken einbringen, und damit trägt sie auch eine starke Mitverantwortung bei den ethischen Entscheidungsfindungen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass Pflegepersonen in ihrer Kompetenz wahrgenommen werden.
Die Zusammenarbeit im Team sollte von Transparenz und Wertschätzung geprägt sein, wobei man Verständnis für den jeweiligen Arbeitsdruck aufbringen sollte. In der Kommunikation mit Patient:innen ist bedeutsam, dass Ärzt:innen und Pflegepersonen vorab über den Therapiepfad Bescheid wissen, damit bei den Betroffenen keine Verunsicherung entsteht. Mit Empathie und Einfühlungsvermögen sollte die individuelle Situation der Patient:innen ganzheitlich wahrgenommen werden, und die Möglichkeit des Pflegekontaktes kann genutzt werden, um Patient:innen zu sensibilisieren, ihre eigene Gesundheitskompetenz zu fördern. Insgesamt kann „die Versorgung nur so gut sein, wie wir sie im Team gemeinsam gestalten“, so Valerie Galleé.
Die Sicht der Patient:innen kann Hannah Gsell einerseits aus ihrer eigenen Erfahrung als Survivor einer Krebserkrankung im Jugendalter miteinbringen und andererseits aus ihrer heutigen Rolle als Patientenvertreterin bei Survivors Österreich und Childhood Cancer International. Ein zentraler Aspekt aus Patientensicht ist das Vertrauen, das durch persönliche Beziehung aufgebaut und durch offene Kommunikation und Ehrlichkeit bestärkt wird. Für Betroffene ist das Wahrgenommenwerden als Mensch, der weit mehr ist als die Erkrankung, ein essenzieller Aspekt.
Laut Hannah Gsell sind die medizinischen Fachberufe als soziale Berufe zu sehen, da sie in den vulnerablen Momenten der Betroffenen zu wichtigen Bezugspersonen werden, die mit dem Ausnahmezustand umgehen müssen. Die bedrohliche Situation darf von beiden Seiten – Fachkräften und Patient:innen – wahrgenommen werden, und mit der Betrachtung der Patient:innen als ganze Persönlichkeit können Brücken für ein partnerschaftliches Miteinander geschlagen werden.
Patient:innen sind Teil eines onkologischen Teams, da nur sie das Wissen über sich selbst einbringen können. Betroffene sollten unabhängig von ihrem Alter darin bestärkt werden, ihre Bedürfnisse selbstsicher zu kommunizieren. Damit Patient:innen das Gefühl der Selbstwirksamkeit entwickeln können, ist eine Kommunikation auf Augenhöhe notwendig und ein „sprechen mit und nicht über den/die Patient:in“. Die selbstbewusst-informierten Patient:innen können das nötige Engagement für ihr eigenes Gesundheitsmanagement aufbringen, was sich kurz- und langfristig positiv auf den Behandlungserfolg auswirkt.