Fachliche Einblicke und persönliche Erfahrungen für die Pflegepraxis

Grazer Fortbildungen der AHOP Am 20. September 2024 fand der 6. Steirische AHOP-Fortbildungstag statt, organisiert von Bettina Fiedler und Marlene Fitzek. In einem abwechslungsreichen Programm wurden aktuelle Themen behandelt, die für den Alltag von Pflegepersonen von zentraler Bedeutung sind. Unter anderem wurden die Herausforderungen bei der Pflege von Patient:innen mit bispezifischen Antikörpern, die Schleimhautpflege während Krebstherapien sowie neue Erkenntnisse zur Tracheostomapflege thematisiert.
Besonders spannend waren der Einblick in den Arbeitsalltag einer Perückenmacherin und das Update zum assistierten Suizid. Zudem berichtete Dr. Martin Prein im Letzte-Hilfe-Kurs über den sensiblen Umgang mit Angehörigen nach einem Todesfall und der Versorgung von Verstorbenen.

Hochdosis-Chemotherapie: Herausforderungen

Ein zentraler Vortrag des Fortbildungstages befasste sich mit der Hochdosis-Chemotherapie und ihren spezifischen Anforderungen für Pflegepersonen.Dr.Christopher Roßmann erklärte, dass es sich dabei um Chemotherapien handelt, bei denen die Dosis an Zytostatika deutlich höher ist als bei herkömmlichen Krebstherapien. Ziel ist meist eine vollständige Remission der Krankheit. Er stellte die verschiedenen Formen der Hochdosis-Chemotherapie vor:

  • Hochdosis-Chemotherapie gefolgt von allogener Stammzelltransplantation: Diese Methode wird bei Krankheiten wie AML, ALL oder MDS angewendet und ist oft die einzige kurative Option. Hierbei wird das HLA-Profil der Spender:innen (Familienmitglied oder Fremdspender:in) geprüft, um das Risiko einer Abstoßung zu minimieren.
  • Hochdosis-Chemotherapie gefolgt von autologer Stammzelltransplantation: Bei Erkrankungen wie multiplen Myelomen oder T-Zell-Lymphomen kommen autologe Stammzelltransplantationen zum Einsatz, wobei keine Fremdspende notwendig ist. Dies reduziert das Risiko einer Graft-versus-Host-Erkrankung.
  • Hochdosis-Chemotherapie ohne Stammzelltransplantation: Bei bestimmten Krebsarten wie Osteosarkomen oder Seminom wird diese Variante angewendet. Da hier keine Stammzelltransplantation erfolgt, entfällt die Notwendigkeit, die Patient:innen aufgrund von Neutropenie und der damit verbundenen Infektionsgefahr zu isolieren.

Perspektivenwechsel: Erfahrungen einer Patientin

Nach dem Vortrag von Dr. Roßmann nahmen Magdalena Frank (32) und ihre beste Freundin Platz auf der Bühne, um ihre persönliche Geschichte zu teilen. Magdalena hatte eine Hochdosis-Chemotherapie ohne Stammzelltransplantation erhalten, nachdem bei ihr ein Sarkom diagnostiziert wurde. Sie erzählte von den letzten 1,5 Jahren – von der Diagnose über die Amputation ihres Beins bis hin zu den intensiven Herausforderungen der Chemotherapie.
Insbesondere die Nebenwirkungen wie Mukositis und Fatigue empfand sie als besonders belastend. Doch trotz der schweren Zeit konnte sie mit einem humorvollen Blick auf ihre Erfahrungen und ihre medizinische Versorgung zurückblicken.

Sie berichtete, wie prägend die Momente der Behandlung für sie waren: Wer ihr den Port das erste Mal angestochen hatte, wer die erste Chemotherapie verabreicht hatte und wer am Ende dabei war, als die Therapie abgeschlossen war. Für Magdalena waren diese Details von enormer Bedeutung.

Die Bedeutung der menschlichen Perspektive in der Pflege

Der Vortrag von Magdalena erinnert an die Bedeutung der persönlichen Betreuung in der Pflege. Es sind nicht nur die fachspezifischen Fertigkeiten, die eine gute Pflege ausmachen, sondern auch die Wahrnehmung der Patient:innen als Menschen mit einzigartigen Erfahrungen. In einem Arbeitsalltag, der häufig von Routine geprägt ist, hilft der Perspektivenwechsel, den Menschen hinter der Krankheit wieder stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Magdalena hält diesen Vortrag erneut bei der Frühjahrstagung 2025 in Salzburg.