Am 5. Juni 2023 wurde bereits zum 5. Mal der Niederösterreichische und Wiener AHOP-Fortbildungstag abgehalten. Der Fokus der Fortbildungsveranstaltung, zu der sich 63 Teilnehmer:innen einfanden, lag auf der geriatrischen Onkologie. Hochkarätige Referent:innen aus dem multiprofessionellen Team beleuchteten das Thema aus dem Blickwinkel verschiedener Berufsgruppen.
Die demografische Entwicklung bedingt nicht nur, dass die Menschen zukünftig immer älter werden, diese sind auch oft noch in einer guten körperlichen Verfassung. Dennoch gilt es zu beachten, dass das biologische Alter nicht zwingend mit dem chronologischen Alter übereinstimmt. Die Nierenfunktion nimmt beispielsweise bereits ab dem 40. Lebensjahr ab, der Stoffwechsel ist verlangsamt, und Zytostatika werden im Alter anders metabolisiert. Durch das fortschreitende Alter haben Patient:innen neben der Tumorerkrankung mitunter noch andere chronische Erkrankungen und nehmen eine Vielzahl von Medikamenten ein. Dieser Medikamentencocktail ist nicht zu unterschätzen, da diverse Medikamente einander in ihrer Wirkung aufheben oder verstärken können. Mag.a Martina Anditsch, Universitätsklinikum für Klinische Pharmakologie, AKH Wien, beleuchtete in ihrem Vortrag „Medikamentencocktails bei onkologischen Patient:innen am Prüfstand!“ diese Thematik anschaulich und berichtete aus ihrer Praxis in der Anstaltsapotheke des AKH Wien. Die Mitarbeiter:innen der Anstaltsapotheke überprüfen auf Anfrage von Ärzt:innen, Stationen etc. die Medikamente von Betroffenen, um ebendiese Wechselwirkungen der Medikamente zu überprüfen, zu evaluieren und zu adaptieren. Die Problematik im ambulanten Setting ist, dass oft nur unzureichende Kenntnis über die Dauermedikation der Patient:innen herrscht.
Der Abbau der Muskulatur im fortschreitenden Alter ist in der Behandlung gleichsam zu bedenken hinsichtlich der Toxizität der eingesetzten Medikamente. In der Behandlung bedarf es eines ethischen Reflektierens des Behandlungszieles, um einer Unterversorgung, aber auch einer Übertherapie entgegenzuwirken. Univ.-Prof.in Dr.in Christine Marosi, Medizinische Universität Wien, forderte in ihrem Vortrag „Was kennzeichnet die geriatrische Onkologie?“ die Zusammenarbeit von Fachärzt:innen der Geriatrie und Onkologie, und dass diese gemeinsam bei den Tumorboard-Besprechungen teilnehmen sollen. Geriatrische Assessments, u.a. das G8-Screening-Tool (Tab.), sind elementar. Gemäß DGKP Marisol Azuara, AHOP-Landeskontaktperson Wien, bieten geriatrische Assessments in der Onkologie eine wertvolle Möglichkeit, die spezifischen Bedürfnisse älterer Krebspatient:innen besser zu verstehen und geeignete Behandlungsansätze zu entwickeln, um sowohl die Lebensqualität zu verbessern als auch optimale Ergebnisse zu erzielen. Neben der antitumoralen Behandlung bedarf es ergänzend physiotherapeutischer Behandlung. Elisabeth Gassner, BSc, Universitätsklinikum für Physikalische Medizin, AKH Wien, zeigte anschaulich, mit welchen Hilfsmitteln sie ihre Patient:innen in der Mobilität fördert, ohne zu überfordern. Diesen Aspekt hält sie für besonders wichtig, und dass Übungen nur in kurzen Intervallen, aber dafür z.B. zweimal täglich ausgeführt werden. Ergänzend zur stationären Therapie bekommen die Patient:innen Übungsblätter mit nach Hause.