Hatten Sie schon einmal ein persönliches Gespräch mit einer onkologischen Patientin oder einem onkologischen Patienten, in dem Sie im Laufe der Unterhaltung ad hoc nicht wussten, was Sie sagen sollen? Wenn ja, könnte es sich womöglich um einen Inconvenient Talk („ein unbequemes Gespräch“) gehandelt haben.
Ein Inconvenient Talk charakterisiert sich initial dadurch, dass man im Rahmen einer Unterhaltung keine eindeutige oder klare Antwort beziehungsweise Lösungsstrategie zu einem bestimmten Inhalt oder Anliegen geben kann. Diesbezüglich ist wesentlich, dass Gespräche im klinischen Setting von den unterschiedlichsten Faktoren abhängig sind. Zu den maßgeblich beeinflussenden Größen zählen Verständlichkeit, aktives Zuhören, Vermeiden geschlossener Fragestellungen, adäquate Körpersprache und zeitnahe Korrektur von Missverständnissen. Die Art und Weise der Kommunikation beeinflusst maßgeblich die Beziehungsqualität zwischen der Patientin/dem Patienten und dem Gesundheitspersonal. Die Bedeutsamkeit einer fachgerechten Kommunikation wird aber im klinischen Alltag häufig unterschätzt. Es zeigt sich, dass Kommunikation nachweislich günstig auf das Krankheitserleben wirkt, sie zur Reduktion von Beschwerden führt, das Selbstbewusstsein der Pflegepersonen stärkt, sich die Arbeitszufriedenheit infolge dessen erhöht und Stress reduziert. Grundsätzlich bestehen zahlreiche Ansätze hinsichtlich der Definition von Kommunikation. Ali erklärt, dass Kommunikation im Allgemeinen zur Vermittlung und zum Austausch von Informationen, Gedanken oder Ideen dient.
Diese Botschaften werden durch Sprache, Schrift oder auch durch andere Medien wie beispielsweise Körpersignale oder ein bestimmtes menschlichen Verhalten vermittelt.1 Ergänzend definiert Ahern Kommunikation als einen (1) (wechselseitigen) Prozess, (2) der nicht ausschließlich linear, sondern zirkulär verläuft, (3) sich als komplex darstellt, (4) der irreversibel ist und sich zumeist (5) als sehr persönlich kennzeichnet.2 In der Literatur erfolgt regelmäßig eine Auseinandersetzung mit den Themen Kommunikation und Gesprächsführung im Fachbereich der Onkologie. Wesentlich ist, dass Kommunikationsstrategien das Potenzial haben, die psychosozialen Bedürfnisse von Menschen mit einer Krebserkrankung zu erfüllen. Dies wirkt sich wiederum nachweislich günstig auf die Lebensqualität der PatientInnen und in identer Weise auf den jeweiligen Behandlungserfolg aus.3
Ziel dieses Beitrags ist es, die Bedeutung von Kommunikation inklusive möglicher Herausforderungen im onkologischen Setting darzustellen. Anschließend werden zwei ausgewählte Kommunikationskonzepte näher beschrieben.
In einer Studie von Chan et al. wurden PatientInnen mit einer Krebserkrankung nach ihrer Wahrnehmung hinsichtlich der Kommunikation mit ihrem vertrauten Pflegepersonal befragt.4 In den Ergebnissen zeigten sich insgesamt zwei Themenschwerpunkte: (1) Belastung der Pflege durch Arbeit und Umwelt und (2) die Beziehung zwischen Patientin/Patient und den Pflegepersonen. Onkologische PatientInnen nehmen die zumeist hohe Arbeitsbelastung der Pflege wahr und geben an, diese durch ihre regelmäßige Anwesenheit auch angemessen beurteilen zu können. Dies führt dazu, dass PatientInnen ausschließlich dann ein Gespräch führen möchten, wenn es unbedingt erforderlich ist und es parallel die Ressourcen des Pflegepersonals zulassen. Je mehr Gespräche und Unterhaltungen zustande kommen, desto besser entwickelt sich die Beziehung zwischen der Patientin/dem Patienten und dem Pflegepersonal.4 Wesentlich in diesem Zusammenhang ist ebenfalls, dass insbesondere die Inhalte und die Tiefe der jeweilig geführten Konversationen einen erheblichen Einfluss auf die Beziehungsqualität haben. Katz führt an, dass sich Unterhaltungen mit onkologischen PatientInnen häufig durch Themen wie Tod oder Sterben charakterisieren.5 Hierbei ergänzt die Autorin, dass in diesen Situationen Pflegepersonen regelmäßig an ihre Grenzen stoßen und daher derartige Gespräche als herausfordernd wahrnehmen. Um in diesen Momenten dennoch professionell agieren zu können, ist ein Grundverständnis über patientinnennahe Kommunikation bedeutsam.
Offen formulierte Fragestellungen: Laut Baer und Weinstein basieren Gespräche in der Onkologie überwiegend auf zwei (Coaching-)Ansätzen: (1) dem Ansatz von Optimismus („Hoffen wir darauf!“) und dem Ansatz von (2) Realismus („Bereiten wir uns darauf vor!“).6 Die Auswahl der Ansätze erfolgt je nach den jeweiligen Bedürfnissen der Patientin/des Patienten. Um die Bedürfnisse entsprechend einordnen zu können, könnten zu Gesprächsbeginn folgende offen formulierte Fragestellungen hilfreich sein:
Unterhaltungen mit onkologischen PatientInnen sind meist durch einen hohen Grad an Emotionalität geprägt. Darüber hinaus intensivieren (Familien-)Angehörige derartige Situationen.7 Essenziell zu den oben angeführten (Einstiegs-)Fragen sind daher Konzepte, die Pflegepersonen dabei unterstützen, Gespräche akkurater zu führen. Für den onkologischen Fachbereich können exemplarisch die im Folgenden beschriebenen Kommunikationskonzepte von Bober et al.8 und Kaplan9 herangezogen werden.
Inconvenient Talks sind ein fester Bestandteil des klinischen Alltags. Pflegepersonen sollten über mögliche Strategien und Konzepte Bescheid wissen, um derartige Konversationen adäquat fachlich führen zu können. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit diesen Konzepten (z. B. 5A-Modell nach Bober et al.8 oder SPIKES und Frage-Antwort-Frage-Modell nach Kaplan9) erscheint dahingehend als sinnvoll, als Inconvenient Talks grundsätzlich spontan auftreten und dadurch nicht planbar sind. Eine angemessene Kommunikation stellt schlussendlich die Grundlage für eine professionelle und patientInnennahe Pflege dar.