Harald Titzer, BSc, MSc, begrüßte die über 100 Gäste, die sich zur Feier im Festsaal des Hauses der Musik eingefunden hatten, und eröffnete die Veranstaltung – das erste große Projekt unter seiner Regie in seiner noch relativ jungen Amtsperiode als Präsident der AHOP. Dabei sprach er vor allem seinen Vorgängern, den ehemaligen AHOP-Präsidenten Erich Swoboda, Bernhard Glawogger, Wolfgang Hofer und Josef Trattner, seinen Dank aus, ohne sie wäre die AHOP heute nicht das, was sie ist.
Im Anschluss folgten Festreden von Vertretern von in Österreich wichtigen Institutionen im Bereich der Onkologie. Allen voran Prim. Univ.-Prof. Dr. Andreas Petzer, Past President der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie (OeGHO), der die Pflege sehr würdigte und die Integration aller Berufsgruppen, insbesondere jedoch von Pflege und Ärzten speziell im Bereich der Onkologie, als notwendig sieht, aber auch anmerkt, dass die Umsetzung dessen in der täglichen Praxis manchmal noch schwierig ist. „Die Zukunft muss gemeinsam und nicht in Konkurrenz zueinander gestaltet werden!“, bekräftigte Petzer. Prim. Univ.- Prof. Dr. Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe, schrieb der onkologischen Pflege ein enormes Wissen abseits der Therapie zu, speziell in den Bereichen der Nebenwirkungen und der Bedürfnisse der PatientInnen. Er sieht als zentrales Ziel eine umfassende, würdevolle, individuelle und menschliche Betreuung von an Krebs erkrankten PatientInnen als das zentrale Ziel. „Das Ziel ist nicht nur Heilung und beste Therapie, sondern das lebenswerte Leben, und das ist nicht nur ein Weg, sondern das sind mehrere Wege!“ Als „Geburtstagsgeschenk“ bot Sevelda der AHOP eine noch intensivere Zusammenarbeit mit der Österreichischen Krebshilfe an – dieses Geschenk wird bestimmt gerne angenommen werden.
In Vertretung der Frau Bundesministerin Mag. Dr. Brigitte Zarfl befand sich auch der Chief Nursing Officer Mag. Paul Resetarics, MSc vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz (BMASGK) unter den Festrednern. Er sprach u. a. positiv über die Ausweitung der Kernkompetenzen der Pflege auf Grund der GuKG-Novelle 2016 und betonte die fachliche Expertise der AHOP im Onkologiebeirat des BMASGK. Durch die AHOP sieht Resetarics die hämatologische und onkologische Pflege in den besten Händen: „Das BMASGK kann auf die pflegespezifische Expertise der AHOP nicht verzichten!“
Anschließend an die Festreden folgten einige Grußworte, beginnend mit Ursula Frohner, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes (ÖGKV). Die AHOP sei in Bezug auf onkologische Pflege nicht mehr wegzudenken. „Wir brauchen sichtbare Abbildungen in der Gesundheitspolitik – wir gehören ALLE an den Verhandlungstisch!“, waren ihre Worte, und mit dem Angebot „Kontaktieren Sie uns, Ihre Expertise findet Eingang in unsere Überlegungen!“ übergab sie das Wort an Kerstin Paradies, Vorstandssprecherin der Konferenz Onkologischer Kranken- und Kinderkrankenpflege (KOK) aus Deutschland. Paradies sieht die Übernahme ärztlicher Tätigkeiten als sehr positiv, stellte jedoch kritisch in Frage, was wir in der Folge als Pflegepersonen abgeben können. „Wir sitzen alle im selben Boot, egal ob in Deutschland oder in Österreich!“, bemerkte sie und freute sich über die sehr gute Zusammenarbeit zwischen KOK und AHOP – „hoffentlich noch für weitere 25 Jahre!“
Die Präsidentin der Onkologiepflege Schweiz (OPS), Irène Bachmann-Mettler, übernahm als Nächste das Wort und hob als Beginn das Verbindende der onkologischen Pflege in der Schweiz und in Österreich hervor: ähnliche Pflege, gleiche Kompetenzen, gleiche PatientInnen, gleiche Probleme, gleiche Herausforderungen. Ihr Anliegen ist die Schaffung einer Cancer-Nursing-Community. Bachmann-Mettler stellte im Zuge ihrer Rede die Frage in den Raum, ob uns vielleicht nicht alle ein „Onkologiepflege-Gen“ verbindet. Extra aus Zypern angereist war Andreas Charalambous, Präsident der European Oncology Nursing Society (EONS). Seine zentrale Frage: „Was ist so wichtig an ‚Societies‘ wie EONS, der AHOP oder anderen Vereinigungen?“ Die Antwort: „Mitglieder von ‚Societies‘ teilen dieselben Träume, verfolgen dieselben Ziele und ‚they cultivate leaders‘!“ Sein Credo: „We all work together, to get better for our patients!“
25 Jahre onkologische Pflege: Mag. IreneAchatz, ehemalige Lehrerin für Gesundheits- und Krankenpflege mit Schwerpunkt Onkologie, blickte auf 25 Jahre onkologische Pflege zurück. Als zentrale Veränderungen im Vergleich von früher und heute erwähnte sie den rasanten medizinischen Fortschritt, den gesellschaftlichen Wertepluralismus, die wachsenden Ansprüche von PatientInnen und das Selbstbewusstsein und Selbstverständnis der onkologischen Pflege. Zum Thema „Best Practice“ unterstrich sie neben Fachwissen (als Voraussetzung für gute Pflege unabdingbar) die Wichtigkeit des Erfahrungswissens, ohne welches „Best Practice“ nicht möglich ist. „Das multimodale, berufsgruppenübergreifende Betreuungskonzept ist das, was dem Patienten/der Patientin wirklich hilft!“ Systematische und strukturierte PatientInnenberatung gewinnt immer mehr an Bedeutung: Weg von der „barmherzigen Lüge“ von früher, hin zum wahrheitsgetreuen Umgang mit einer Krebserkrankung; der Einbezug des Patienten/der Patientin habe entscheidenden Einfluss auf seinen Krankheitsverlauf.
25 Jahre Onkologie: OA Dr. Ferdinand Haslbauer, Salzkammergut-Klinikum Vöcklabruck, sprach über 25 Jahre Onkologie. Er demonstrierte die Veränderungen in der Onkologie anhand eines Krankheitsbildes, welches vor 25 Jahren noch ein sicheres Todesurteil bedeutete, heute jedoch – auf Grund der Entwicklung der Medizin und der neuen Medikamente und Therapiemöglichkeiten – unter bestimmten Voraussetzungen geheilt werden kann. Die Zusammenarbeit mit der Pflege sieht er als unabdingbar, die gezielte individualisierte und personalisierte Therapie sei das wichtigste Ziel. „Wir haben in den letzten 25 Jahren viel erreicht, müssen aber noch viel erreichen!“
Bei solch einer Veranstaltung dürfen neben Festreden, Grußworten und Rückblicken von den unterschiedlichsten Größen im Bereich der Onkologie und der onkologischen Pflege Fachvorträge keinesfalls fehlen. Dafür sorgten Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Rupert Bartsch, AKH Wien – Medizinischer Universitätscampus, aus Sicht der Medizin und DGKP Maria Röthlin, AHOP-Vizepräsidentin vom Ordensklinikum Linz Elisabethinen, aus Sicht der Pflege. Die beiden Vortragenden sprachen über das Thema „Im Brennpunkt der Immuntherapien“. Ein sehr aktuelles Thema, welches durch die beiden sehr gelungenen Vorträge auch im Zuge einer 25-Jahre-Feier höchste Aufmerksamkeit im Auditorium hervorrief. Mehr dazu auf Seite 10.
Weg von den vergangenen 25 Jahren, hin zu den nächsten 25 Jahren! Den Blick in die Zukunft der onkologischen Pflege wagte Dr. Agnes Glaus, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Pflegeexpertin Onkologie am Tumor- und Brustzentrum ZeTuP St. Gallen. „Woher? Wohin?“, fragte sie ins Publikum. Woher? In den 1970ern, als die Pflege „Häubchen“ trug, stand diese eng im klösterlichen Kontext. Die Häubchen wurde abgelegt und somit auch die Klösterlichkeit – der Grundstein für die onkologische Pflege war gelegt. „Die Zukunft hat begonnen!“ Wohin? Zukunftsorientierte Fragen geben Anlass zum Nachdenken: Braucht es die neuen Berufsrichtungen? Roboter gegen den Fachkräftemangel? Fortschreiten der Digitalisierung? Der Mensch als Nebenfigur? Ambulant vor stationär? Glaus’ (und unser aller) Traum: „Die Pflege wird diesen Entwicklungen Stand halten! Das Caring wird bleiben!“ Es braucht laut der Expertin praxisstarke, praxisorientierte Pflegende. Es braucht Bildung, denn diese befähigt Menschen, Entwürfe für eine bessere Welt zu entwickeln. Und dabei verwies Glaus auf ein Zitat von Sr. Liliane Juchli: „Wir brauchen große Pflegende, keine kleinen Ärzte!“ Mehr dazu auf Seite 6.
Das Betroffenen-Interview, geführt von Christoph Feurstein, welcher den gesamten Tag trotz Ernsthaftigkeit des Themas mit seiner charmanten Art professionell moderierte, bot den krönenden Abschluss des Festaktes. Ein Patient nach einer Krebserkrankung berichtete sehr bemerkenswert über seine Erfahrungen: vom Beginn der Diagnosestellung bis hin zur letzten Untersuchung mit dem Ergebnis „tumorfrei“. Eindrücklich schilderte er die Höhen und Tiefen, wer und was in dieser Zeit wichtig war, wie sich sein Leben und seine Werte verändert haben und was jetzt noch wirklich wichtig ist. Dabei spricht er der Pflege einen großen Dank aus, welche ihn mit ihrem Humor und ihrer „Natürlichkeit“ immer wieder ein Stück Normalität spüren ließen.