In ihrer Eröffnungsrede zum 23. DESO-Seminar (Onkologische Pflege – fortgeschrittene Praxis) verwies Dr. Agnes Glaus auf die diesjährige COVID-19-bedingte spezielle Situation hin und drückte im Namen des gesamten Organisationskomitees ihre Freude aus, dass trotz der Gegebenheiten zahlreiche Teilnehmende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz den Weg nach St. Gallen gefunden hatten.
Vortrag „Krankheit Krebs im höheren Alter“: Prof. Dr. Annelie Keil berichtete von ihrer persönlichen Erfahrung als Patientin mit einer onkologischen Erkrankung und verband dies auf eindrucksvolle Art und Weise mit einer sozialwissenschaftlichen Perspektive. Corona-bedingt war es ihr leider nicht möglich, den Vortrag vor Ort zu halten, es gelang ihr allerdings ebenso via Video, die ZuhörerInnen durch die Brille einer direkt Betroffenen blicken zu lassen.
Im Themenblock „Supportive Care“ gab es neue Erkenntnisse zu den Themen Immuntherapie, Prävention von Kardiotoxizität, opioidinduzierte Obstipation sowie Fatigue in der Survivorship-Phase. Als roter Faden zog sich durch die einzelnen spannenden Inputs die Bedeutung eines systematischen Assessments inkl. Re-Assessments.
Zum Thema Hypnose überführte Katrin Marfurt, Pflegeexpertin am Ostschweizer Kinderspital, ihre Erkenntnisse zum Thema Hypnose bei prozeduralen Schmerzen in der Pädiatrie auf deren Bedeutung in der Erwachsenen-Onkologie. Anhand eindrücklicher Fallberichte zeigte sie die Möglichkeiten und Grenzen sowie die wissenschaftlichen Grundlagen von Hypnose auf. Ein Leitsatz, den Fachpersonen mit ihren PatientInnen einüben können, lautet: „Sie sind ChefIn Ihrer Gedanken, Ihres Körpers und Ihrer Erfahrungen.“
Im Themenschwerpunkt „Psychoonkologie“ zeigte u. a. Monica Fliedner, Inselspital Bern, anhand eines Fallbeispiels auf, welche Möglichkeiten es gibt, mit „total pain“ umzugehen. Die hohe Kunst liege darin, eine tragfähige Beziehung zur betroffenen Person aufzubauen, „Heilsames“ im Menschen zu entdecken sowie Kreativität bei der Wahl geeigneter Interventionen walten zu lassen.
Workshops: Matthias Hellberg-Naegele, Pflegeexperte APN am Universitätsspital Zürich, fokussierte auf Supportive-Care-Interventionen bei Immuntherapie-assoziierten Nebenwirkungen. Natacha Szüts, Pflegeexpertin APN am Spital Freiburg, nahm den Faden von Prof. Dr. Annelie Keil vom Vortag auf und berichtete von der onkogeriatrischen Sprechstunde. Sie betonte dabei die Komplexität der Situationen, in denen sich ältere KrebspatientInnen häufig befinden und unterstrich dabei die Schlüsselrolle der onkologischen Pflegefachpersonen bei der Beurteilung, Unterstützung und Nachsorge von älteren Menschen mit Krebs.
Bedeutung des Themas „Kinderwunsch nach einer Brustkrebserkrankung“: 76 % der Überlebenden wünschen sich Kinder, 80 % glauben, gerade aufgrund ihrer Erfahrung mit der Erkrankung, gute Eltern zu sein. Die Reproduktionsmedizinerin Dr. Cosima Huober-Zeeb betonte, dass den Patientinnen, unabhängig vom Rezeptorstatus, von einer Schwangerschaft nicht abgeraten werden muss.
Wissenschaftliche Grundlagen des Heilfastens: Dr. Günther Spahn berichtete über Hinweise aus Studien, dass bei PatientInnen nach kurativ behandelter Krebserkrankung und stabilem Gewicht/hohem BMI Fasten empfohlen werden kann und wahrscheinlich einen anti-entzündlichen Effekt bewirkt. Bei PatientInnen mit aktiver Krebserkrankung scheint Fasten allerdings kontraproduktiv zu sein, da der Körper die fehlende Energie und unzureichende Versorgung mit Nährstoffen kaum mehr aufholen kann.