Kommunikation mit Angehörigen im hämatoonkologischen Setting

Am Montag, den 3. Juni 2024, wurde bereits zum sechsten Mal der Wiener und Niederösterreichische AHOP-Fortbildungstag abgehalten. Gut besucht von etwa 100 Teilnehmer:innen lag der Fokus dieses Fortbildungstages auf der Hämatologie und bot ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm von Expert:innen unterschiedlicher Berufsgruppen. Die Kommunikation ist in der Interaktion mit Patient:innen und deren Angehörigen sowohl im hämatologischen als auch im onkologischen Setting unabdingbar. Frau Dr.in Tilli Egger brachte dies in ihrem Vortrag eindrucksvoll dem Publikum nahe und legte ihren Fokus auf die Kommunikation mit Angehörigen. Durch ihre langjährige Tätigkeit als Ärztin für Radiologie, Psychotherapeutin und als Psychoonkologin verfügt sie auf diesem Gebiet über einen großen Wissens- und Erfahrungsschatz. Ihre alleinige Präsenz auf der Bühne ohne Zutun elektronischer Hilfsmittel ließ das Publikum interessiert zuhören. Die Mischung aus theoretischem Wissen gepaart mit Fallbeispielen ließ dieses oft schwierige Thema leicht erscheinen.

Kommunikation mit Angehörigen

Die Kommunikation mit Angehörigen erfordert viel Fein- und Taktgefühl. Als Angehörige werden nicht nur Familienmitglieder, sondern auch jene Personen gezählt, die sich in einer vertrauten, häufig auch verpflichteten Nähe zu Patient:innen befinden, z. B. Freund:innenoder Lebensgefährt:innen. Oft unvorbereitet finden sich diese in Situationen wieder, die sie weder für sich noch für ihren Angehörigen erdacht haben. Die Konfrontation mit der Endlichkeit des Lebens und dem Tod können unterschiedliche Reaktionen auslösen. Die Personen müssen sich von ihrer Vorstellung eines schmerzfreien, schnellen Todes verabschieden und sich auf die Begleitung eines erkrankten Angehörigen, mitunter über einen längeren Zeitraum hinweg, einstellen, der dann auch noch mit viel Leid, Schmerzen, Ängsten u. a. verbunden sein kann. Dass dies schwer auszuhalten ist, ist verständlich und nachvollziehbar.
Für eine gelingende Beziehungsarbeit zwischen Angehörigen und dem Behandlungsteam braucht es Vertrauen, die Angehörigen sollen sich anerkannt und willkommen fühlen. Sie sind in den Augenblicken, in denen ihre Angehörigen schwer erkrankt sind, sehr betroffen und sehen sich mitunter mit belastenden Symptomen konfrontiert, an denen ihre geliebte Mutter, Vater etc. leidet. Von Seiten des Behandlungsteams braucht es ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, das einen adäquaten Umgang mit den eigenen Gefühlen in den Momenten der Begegnung und Interaktion mit Angehörigen sowie die Fähigkeit zur Reflexion benötigt. Auf einer Station oder Ambulanz/Tagesklinik braucht es ein geeignetes Setting, um sich Zeit für Gespräche mit Angehörigen zu nehmen. Diese intimen Gespräche in einem geschützten Rahmen tragen wesentlich zur Vertrauensbildung bei. Das ist besonders essenziell, da in diesen Zeiten nicht nur die Patient:innen, sondern v. a. die Angehörigen mit vielen Ängsten konfrontiert sind. Nicht selten werden diese benannt und präsentieren sich mitunter in einem sehr fordernden Verhalten der Angehörigen gegenüber dem Behandlungsteam. Dahinter verbergen sich mitunter Unsicherheit, Ungewissheit und/oder auch Überforderung mit der derzeitigen Situation. Ein sensibles Vorgehen und Annehmen der Ängste vermittelt Angehörigen, dass sie in diesen Situationen nicht auf sich allein gestellt sind, sie fühlen sich gehört und verstanden. Nicht nur das Gesagte ist in der Kommunikation mit Angehörigen von Bedeutung, vielmehr ist es das nonverbale Agieren, das zu einem gelungenen Beziehungsaufbau beiträgt. Aufrichtiges Zuhören, Mimik und Gestik, ein ruhiger Raum, kein Zeitdruck sind u. a. nicht zu unterschätzende Kommunikationsmittel. Die Anteile der Gesamtbotschaft setzen sich aus 7 % Wort, 38 % Stimme und 55 % Körpersprache zusammen.n