Auch im vergangenen Jahr gab es in der onkologischen Pflege keinen Stillstand. Neue Behandlungsmöglichkeiten und Herausforderungen in der pflegerischen Praxis erfordern Aufmerksamkeit und Anpassung. In diesem Jahr gelangt der Fokus der Aufmerksamkeit auf ältere Menschen mit einer Krebserkrankung. Die Grenze zwischen onkologischer Behandlung und palliativer Linderung ist an der einen oder anderen Stelle durchlässig. Kommunikation und Empathie gelten dabei als wichtige Eckpfeiler der Wirksamkeit einer Behandlung. Agnes Glaus hat gemeinsam mit ihrem Team aus der D-A-CH-Region auch in diesem Jahr ein spannendes und praxisorientiertes Programm zusammengestellt.
Josef Körb, Wissenschaftsjournalist und Erwachsenenbildner aus Vorarlberg, stellt einleitend die umgekehrte Frage: „Was können ältere Menschen für die Gesellschaft tun?“ Er fordert in seinem Vortrag dazu auf, das Potenzial und die Vielfalt des Alters wahrzunehmen und alte Menschen als offen zu betrachten. Das negative Bild des Alters (Vereinsamung, körperliche Veränderungen) ist einem Wandel unterzogen. Man beschäftigt sich nicht mehr mit Anti-Aging, sondern dem Pro-Aging. „Wie werden wir alt?“ – „Den Jahren Leben geben.“ – „Jahre erfüllt und sinnvoll werden lassen.“ Dies sind einige Botschaften, die in seinem Vortrag mitgegeben wurden. Vorrangig sei dabei Aktivität und Bewegung im körperlichen, geistigen und sozialen Sinn. Das Gefühl muss entstehen,dass eine alte Person gebraucht wird und sich nicht überflüssig fühlt. Sinn meint dabei, eine Bedeutung zu haben, auch für andere Personen. Körb erweiterte mit seinem Plädoyer für das Alter unsere Perspektive auf das heutige Alt-Werden in unserer Gesellschaft und auf dessen Wandel in der Zukunft. Für die alternde Person gilt es: „Nicht untätig zu sein – es braucht eine Aufgabe, die eine:n ruft, lockt, motiviert und für die es sich lohnt, am Morgen aufzustehen.“
Elemente einer erfolgreichen Kommunikation: Ein hochrelevantes und immer hinterfragtes Thema wurde von Mathias Schlögl aus der Klinik Barmelweid präsentiert. In seinem Vortrag fokussiert er auf die verbale und nonverbale Kommunikation mit älteren Menschen. Nicht immer können Symptome wie Schmerz so klar beschrieben werden, Einschränkungen in täglichen Aktivitäten wie beim Spazierengehen aber schon. Symptome scheinen auch verschleiert aufzutreten. So sind klassische Symptome auch vertieft zu hinterfragen. Eine Herausforderung in der Kommunikation stellen sensorische Defizite dar: Zahnersatz, Hörgeräte und Brillen sind auch während einer Untersuchung oder einem Gespräch zur Verfügung zu stellen. Manchmal kann es auch schwierig werden, Symptome bei onkologischer Therapie von Symptomen des physiologischen Alterungsprozesses zu unterscheiden. Vieles verschwindet unter dem Begriff des „underreporting“. Vieles wird nicht geäußert, da es für nichtrelevant gehalten wird. Eine Vermehrte Aufmerksamkeit den genannten Themen gegenüber kann die Kommunikation deutlich verändern.
Besonders erfreulich war die immer wachsende Teilnehmerzahl aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Verpassen Sie nicht die Chance, sich mit Kolleg:innen aus der D-A-CH-Region auszutauschen und aktuelles Wissen präsentiert zu bekommen: Die nächste Onkologiepflege-Fortbildung in St. Gallen findet am 29. und 30. August 2024 statt.