Im neuen innovativen Format fand am 2. Oktober 2020 das 111. Gesundheitspolitische Forum statt. Die DiskutandInnen befanden sich teils vor Ort, teils wurden sie digital zugeschaltet. Die Moderation übernahm Univ.-Prof. DDr. h. c. Robert Fitzgerald von der Karl Landsteiner Gesellschaft. Univ.- Doz. Dr. Ansgar Weltermann, Tumorzentrum Oberösterreich, beschrieb das Forum als sehr gute Möglichkeit, Perspektiven der verschiedenen Stakeholder des Gesundheitssystems zu einem bestimmten Thema abzubilden und zur Diskussion zu stellen. So wurde AHOP-Präsident Harald Titzer als Repräsentant der Pflegefachgesellschaft AHOP eingeladen, mitzudiskutieren. Die Frage, die an ihn zur Vorbereitung gerichtet wurde, lautete: Wer kennt und managt den/die PatientIn auf seinem/ihrem interdisziplinären Weg durch die spezialisierten sowie innovativen Therapien und Behandlungswege, wer berät den/die PatientIn bei allgemeinen Gesundheitsfragen?
Resümee: Zusammenfassend war sich die Diskussionsgruppe einig, dass, sofern bereits eine Lehre aus der Pandemie gezogen werden kann, sich diese auf die beiden K – Kontinuität in der Versorgung und transparente Kommunikation – bezieht. Digitalisierung kann dabei eine große Stütze sein, die das gesamte Behandlungsteam und Stakeholder in der Zukunft noch intensiv beschäftigen wird.
Der Trend hin zur Digitalisierung, ausgelöst durch die derzeitige Situation, wurde von allen TeilnehmerInnen begrüßt. Auch in Bezug auf die Versorgung von PatientInnen wird die Entwicklung als positiv erachtet. So merkte SR Mag. Richard Gauss an, dass die reduzierte Notwendigkeit, vor Ort zu sein, um eine Gesundheitsleistung in Anspruch zu nehmen, auch als Chance wahrgenommen werden kann.
Onkologische PatientInnen als vulnerable Gruppe: Frau Dr. Karin Eglau, MPH, von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) berichtete über den negativen Trend in der Entwicklung der Gesundheitsversorgung im onkologischen Setting während des Lockdowns. So konnte anhand der erhobenen Gesundheitsdaten eine Reduktion der PatientInnenzahlen bezüglich neu diagnostizierter Krebserkrankungen festgestellt werden. Die Ursache dafür liege unter anderem an den reduzierten Möglichkeiten in der Früherkennung, wie beispielsweise der Mammografie. Zudem wurde ein Rückgang der stationären Aufnahmen im Zusammenhang mit einer onkologischen Erkrankung verzeichnet. Mag. Michael Prunbauer von der NÖ Patienten- und Pflegeanwaltschaft ergänzte das entworfene Bild der reduzierten Gesundheitsversorgungsangebote und berichtete, dass PatientInnen die Anlaufstelle vermehrt kontaktieren und über verschobene Untersuchungen, Behandlungen und sogar Operationen berichten. Die Terminabsage, empörte er sich, erfolge sogar auf unbestimmte Zeit. Die Betroffenen wissen aber nicht, wie es mit ihrer gesundheitlichen Situation weitergehe. Auch Jens Weidner, MBA, Bristol-Myers Squibb, betonte die Tatsache, dass gerade in der aktuellen Situation die vulnerablen PatientInnengruppen nicht vergessen werden dürfen. In sämtlichen Therapiestufen, auch den Cancer Survivors, sollte die Möglichkeit zu rehabilitativen Angeboten nicht verwehrt werden.
Die Vision: AHOP-Präsident Herr Harald Titzer MSc, verriet seine Vision, die er in das Forum hineingetragen hat. Diese bezieht sich auf die Anbindung der PatientInnen an das Behandlungsteam, insbesondere an die Pflegepersonen, um sowohl allgemeine als auch spezifische Fragen rund um die Therapie zu beantworten. Diese Möglichkeit der Kontaktaufnahme sollte auch von zuhause aus gewährleistet sein, beispielsweise durch wenig kostenintensiven telefonischen Support. Auch SR Mag. Richard Gauss betonte die Vorteile des IT-Einsatzes und der Kontaktaufnahme von zuhause. Er bedauerte aber gleichzeitig, dass aufgrund des „überfallsartigen“ Auftretens der Pandemie, die Voraussetzungen zur Nutzung noch nicht gegeben waren.