Mitte Oktober fand der Kongress der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft (ESC) statt. Präsentiert wurden u. a. bedeutsame Neuerungen der Behandlungsleitlinie für Herzinsuffi zienz (HI). Es fand eine Aufwertung der Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (MR-Antagonisten) statt. Diese Wirkstoffe (Spironolacton oder Eplerenon) sollen nun nicht mehr erst bei fortgeschrittener, sondern bereits bei mäßiger HI (NYHA II) zum Einsatz kommen, da sie zu einer Verbesserung der Prognose führen. Das Prinzip der Therapie bleibt jedoch gleich und heißt neurohumorale Blockade. Das bedeutet, dass der Stress, der durch verschiedene Botenstoffe auf das kranke Herz ausgeübt wird, reduziert werden soll. Daher sind die drei Säulen der medikamentösen Therapie ACE-Hemmer (die das einwirkende Angiotensin reduzieren), Beta-Blocker (die das Herz vor zu starker Adrenalin-Wirkung schützen und damit Blutdruck und Puls senken) und eben die MR-Antagonisten, welche die Wirkung des Hormons Aldosteron blockieren.
Neu ist die Substanz Ivabradin, die wie ein Beta-Blocker die Herzfrequenz reduziert, dabei aber keine Blutdrucksenkung bewirkt. Ivabradin wird ab mäßig fortgeschrittener Herzinsuffi zienz zusätzlich zu den bereits genannten Medikamenten empfohlen, wenn ein Patient nach wie vor eine Herzfrequenz über 70 bis 75 Schläge pro Minute und einen stabilen Herzrhythmus hat. Die ESC-Leitlinien nennen auch eine Reihe von Medikamenten, die bei Herzinsuffi zienz nicht gegeben werden sollen. Das sind unter anderem NSAR (Anti-Rheumatika), COX-2-Hemmer (Schmerzmittel), Glitazone (Diabetes-Medikamente) sowie Kalzium-Antagonisten (mit Ausnahmen).
Hieß es vor wenigen Jahren noch, Menschen mit HI sollen sich möglichst wenig bewegen, so hat sich das Bild nun komplett gewandelt. Körperliche, aerobe Bewegung führt zu einer Verbesserung der Belastbarkeit und der Symptome. Dafür gibt es in den neuen Leitlinien eine IA-Empfehlung, also die beste Empfehlungsstärke.