Akute primäre Kopfschmerzen eignen sich grundsätzlich für die Selbstmedikation. Im Zweifelsfall ist eine ärztliche Konsultation empfehlenswert, wenn z. B. eine ungewöhnliche Dauer, Intensität, Häufigkeit oder eine Therapieresistenz auftritt. Zusätzlich einhergehende Symptome wie neurologische Erscheinungen, Nackensteifigkeit, hohes Fieber oder psychische Veränderungen sind weitere Warnsignale. Personen > 40 Jahren mit erstmalig auftretenden ungewöhnlichen Kopfschmerzen gehören ebenso in ärztliche Behandlung wie Kinder < 7 Jahren; die Behandlung von Kopfschmerzen nach Verletzungen, Stürzen, epileptischen Anfällen u. ä. ist selbstredend. Nicht vergessen darf man auch auf mögliche Arzneimittelneben- oder -wechselwirkungen – werden solche vermutet, erfordern sie eine ärztliche Rücksprache und entsprechend ggfs. eine Therapieumstellung.
Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. empfiehlt unter Beachtung von Kontraindikationen und Wechselwirkungen hierzu folgende Mittel:
Sie hält fest, dass es für andere Wirkstoff(-kombinationen) derzeit nicht genügend Evidenz gäbe. Patient:innen, die ihre Attacken mit solchen anderen Wirkstoffen jedoch bisher erfolgreich behandelt haben, sollten diese nicht verwehrt werden. Laut S1-Leitlinie „Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne“ sollten leichtere und mittelstarke Migräneattacken zunächst mit NSAR bzw. Kombinationen behandelt werden. Sie wirken auch bei einem Teil der Patient:innen mit schweren Migräneattacken. Am besten belegt ist die Wirkung bei ASS und Ibuprofen.Ebenso verfügbar sind OTC-Formulierungen von Triptanen. Sie sollten bei starken Kopfschmerzen und bei Migräneattacken, die nicht auf Analgetika, Kombinationen von Analgetika mit Koffein oder auf NSAR ansprechen, eingesetzt werden und sind jenen Patient:innen vorbehalten, die bereits eine eindeutige Migränediagnose erhalten haben. Ausführlichere Informationen zum Thema Triptane lesen Sie auf den vorhergehenden Seiten in dieser Ausgabe.
Von den primären Kopfschmerzerkrankungen (> 90 % der Kopfschmerzen) ist neben dem Spannungskopfschmerz die Migräne mit einer 1-Jahres-Prävalenz zwischen 10 und 15 % eine häufige Erkrankung.
Vor der Pubertät beträgt die 1-Jahres-Prävalenz der Migräne 3–7 % (beide Geschlechter gleiche Häufigkeit), später besteht die höchste Prävalenz zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr (Frauen 3-mal häufiger).