Wir kennen alle Kunden, die sicher viel zu häufig Analgetika/Antipyretika für ihre Kleinkinder kaufen. Doch der Grat zwischen Überdosierung und unnötigem Leiden ist sehr schmal. Natürlich ist es unsinnig, leicht erhöhte Körpertemperatur von etwa 37,5° C mit einem Arzneimittel zu senken – doch was macht der Apotheker, wenn die Kundin am Freitagabend einen fiebersenkenden Saft verlangt? Ganz ähnlich ist die Situation beim Schulkind, das über Kopfschmerzen klagt. Homöopathische Mittel stehen hier sicher im Vordergrund; was aber, wenn das Kind wirklich unter Migräne leidet? Die Abgabe des Analgetikums wird sicher gerechtfertigt sein – die nötige Beratung und auch das Empfehlen von möglichen Alternativen sollte dabei aber die Regel sein.
Ob Fieber eine Abwehrreaktion des Körpers ist oder eine zwangsläufige Reaktion auf endogene und exogene Pyrogene, ist bislang umstritten. Vieles spricht dafür, dass die Temperaturerhöhung im Krankheitsfall dafür sorgt, dass bestimmte biochemische Prozesse, die zur Abwehr von Krankheitserregern dienen, besser ablaufen können. So ist bekannt, dass bei höheren Temperaturen mehr Leukozyten die Lymphknoten erreichen und für die Körperabwehr eingesetzt werden können als bei normaler Temperatur. Außerdem versucht der Körper durch die erhöhte Temperatur, ein ungünstiges Klima für pathogene Keime zu schaffen, um ihre Replikation zu verhindern.
Die große Angst der Eltern sind Fieberkrämpfe im Säuglings- und Kleinkindalter. Für Eltern wirkt ein Fieberkrampf meist lebensbedrohlich, obwohl er im Normalfall harmlos ist. Etwa 3–4 % aller Säuglinge und Kleinkinder neigen zu Fieberkrämpfen. Wenn sie im Alter zwischen 6 Monaten und 6 Jahren auftreten, sind sie in der Regel selbstlimitierend und folgenlos. Nur wenn die Anfälle länger als 20–30 Minuten dauern oder in einen komplizierten Status epilepticus übergehen, besteht Anlass zur Sorge. Heftige Muskelzuckungen, die auch die Augenlider betreffen, kurze Apnoe, Erbrechen, Apathie bis hin zur kurzfristigen Bewusstlosigkeit sind Symptome, die aber tatsächlich Angst verursachen können. Am ehesten vermeidbar sind diese Fieberkrämpfe, indem man im Abstand von maximal 3 Stunden das Fieber kontrolliert und einen plötzlichen Temperaturanstieg durch die Gabe von Antipyretika rechtzeitig unterbindet. Nur bei besonders langen Anfällen sollte der Anfall durch die rektale Gabe von antiepileptischen Substanzen wie Diazepam unterbrochen werden.
Bei fiebernden Kindern ist vor allem auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Außerdem sollten sich die kleinen Patienten körperlich schonen, wobei strenge Bettruhe nicht unbedingt nötig ist. In der Phase des Fieberabfalls helfen kühlende Maßnahmen wie Wadenwickel. Normalerweise nicht nötig ist es, Fieber unter 38° C zu senken. Kinder vertragen nämlich Fieber deutlich besser als Erwachsene. Zudem unterstützt die hohe Körpertemperatur ja die Abwehrreaktionen des Körpers. Daher verbessert eine medikamentöse Fiebersenkung zwar das Befinden der kleinen Patienten, das Outcome der Erkrankung beeinflusst sie aber nicht.
Die meisten Erfahrungen liegen sicher für die Wirkstoffe Paracetamol und Ibuprofen vor. Die richtige Dosierung hängt von Alter und Körpergewicht ab und ist gerade bei Paracetamol wegen der Gefahr der Hepatotoxizität genau einzuhalten. Ibuprofen zeichnet sich durch ein breiteres Wirkungsspektrum und ein geringeres Nebenwirkungspotenzial aus. Wie Paracetamol sollte aber auch Ibuprofen nicht länger als 3 Tage ohne ärztliche Kontrolle gegeben werden. Acetylsalicylsäure gilt bei Kindern und Jugendlichen wegen der Möglichkeit, ein Reye-Syndrom hervorzurufen, als kontraindiziert.
Schon im Vorschulalter sind bereits 20 % der Kinder von Kopfschmerzen betroffen, bis zur Pubertät haben sogar fast 90 % der Kinder Erfahrung damit gemacht. Die Mehrheit leidet dabei unter Spannungskopfschmerzen, nur etwa 10 % haben bereits echte Migräneattacken. Daraus lässt sich ableiten, dass man Kopfschmerzen bei Kindern sehr ernst nehmen muss; der Griff zur Schmerztablette sollte trotzdem möglichst vermieden werden. Wesentlich besser geeignet ist Ibuprofen in Saftform in einer Dosierung von 10–15 mg/kg KG. Auf Grund des geringen Nebenwirkungspotenzials ist ein Nachdosieren im Notfall bereits nach einer Stunde möglich. Nicht vernachlässigen darf man aber, dass gerade bei Kindern und Jugendlichen nichtmedikamentöse Therapieverfahren wie Entspannungsverfahren, Verhaltenstherapie und Akupunktur zur Behandlung von Kopfschmerzen wesentlich erfolgreicher als bei Erwachsenen sind.
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