Laut dem letzten Bericht zu psychischen Krankheiten in Österreich (2017) betrug die Einmonatsprävalenz für Phobien und andere Angststörungen 5,8 %, die Einjahresprävalenz 6,9 %. Frauen waren zum Zeitpunkt des Berichts etwas häufiger betroffen als Männer.1 Insgesamt zählen Angststörungen gemeinsam mit Depressionen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Das ursprünglich nützliche Gefühl der Angst, um den Menschen vor Gefahren zu warnen und zu schützen, wird für viele Menschen zur Qual, weil die Angst nicht mehr nachlässt und das Alltagsleben stark beeinträchtigt.2 Die Coronakrise verschärfte diese Problematik. Bereits im vergangenen Frühjahr berichtete die Donau-Universität Krems, dass es zu einer sprunghaften Zunahme von Angstsymptomen kam (von rund 5 % auf 19 %).3 Die Problematik verbesserte sich seither nicht und ist vielfältig: Angst vor dem Virus selbst oder der Infektion enger Angehöriger und der Freunde ist ebenso ein starkes Thema wie Angststörungen als mögliche Folge einer COVID-19-Erkrankung. Der Begriff der Coronaphobie wurde daher mittlerweile wissenschaftlich definiert.4 Studien zeigen auch, dass die Angst vor COVID-19 eine Projektion bereits zuvor existierender affektiver Symptome sein kann.5 Untersuchungen dokumentierten auch, dass Angstgefühle, die bereits vor der Pandemie vorhanden waren, sich nun weiter verschärften. Besonders Personen mit Angststörung als Vorerkrankung leiden verstärkt.6
Diagnostische Kriterien einer generalisierten Angststörung (GAD)
Gemäß DSM-V zeigt die generalisierte Angststörung folgende Charakteristika:
Diese Symptome verursachen eine klinisch signifikante Belastung oder beeinträchtigen die Funktion im Alltagsleben.
Quelle: Kasper S, State-of-the-Art-Therapie von Angststörungen. In: ApoPunkte 1/2020
Wie wirkt sich all dies nun weiter auf das Befinden/Verhalten der Betroffenen und in der Bevölkerung prinzipiell aus? Angststörungen bedeuten nicht nur einen hohen psychischen Leidensdruck, sie sind auch mit einer hohen Rate an Komorbiditäten verbunden. Mehr als ein Drittel etwa zeigt Anzeichen einer begleitenden Depression, 12 % sind alkoholabhängig.7 Es gibt auch Schätzungen, wonach die Rate an Menschen, die als Komorbidität einer Angststörung Substanzmissbrauch betreiben, bei 34 % liegt.8 Gerade beim Vorliegen von Suchterkrankungen können diese gegenüber der eigentlichen (Angst-)Erkrankung in den Vordergrund treten, heißt es in der derzeit in Überarbeitung befindlichen S3-Leitlinie Angststörungen der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e. V. (DGPM).9 Auch weitere psychische Erkrankungen wie andere Angststörungen sind möglich. In einer landesweiten Studie in den USA konnte bei 66 % der an einer GAD erkrankten Personen zumindest eine weitere psychiatrische Komorbidität gezeigt werden.10 Weiters wurde in Untersuchungen eine deutlich erhöhte Rate an somatischer Komorbidität festgestellt. Es handelt sich dabei vor allem um gastrointestinale und kardiale Störungen und Migräne.8 Weitere komorbide Erkrankungen sind die posttraumatische Belastungsstörung (PTSD), die Zwangsstörung sowie chronische Schmerzsyndrome, ohne dass eine organische Ursache oder eine chronisch verlaufende somatische Krankheit festgestellt wurde.10
Für die Selbstmedikation ist das aus Lavendelblüten durch Wasserdampfdestillation gewonnene Öl geeignet. Der Lavendel ist seit Jahrhunderten als Arzneipflanze im Einsatz. Die moderne Forschung konnte beruhigende und angstlösende Wirkungen nachweisen. Als gebräuchliche nichtpharmakologische Behandlungen kommen kognitive Verhaltenstherapien und Entspannungstechniken in Frage.7 Yoga-Übungen, häufig auch in Verbindung mit Meditation, gelten zunehmend mehr als Behandlungsoption von Angsterkrankungen.10
Literatur: