Antibiotika sind selten die Lösung

Niesen, verstopfte Nase, Halsschmerzen und/oder Husten, möglicherweise begleitet von Kopfschmerzen, erhöhter Temperatur oder Fieber: Gerade zur (beginnenden) kalten Jahreszeit steigt die Häufigkeit der typischen Erkältungssymptome deutlich an, wobei die Unterscheidung zwischen einer einfachen Erkältung („common cold“), bei der es sich um einen Infekt der oberen Atemwege handelt, und einem grippalen Infekt bis hin zu Influenza oder einer COVID-19-Erkrankung allein anhand der Symptome mitunter schwierig oder unmöglich ist und nur mittels eines entsprechenden Tests erfolgen kann. Allen gemeinsam ist jedoch, dass keine Indikation für die Behandlung mit einem Antibiotikum besteht. Bei nichterforderlicher Einnahme von Antibiotika fehlt nicht nur die bessernde Wirkung, sondern es können auch unerwünschte Nebenwirkungen auftreten, und Resistenzbildungen können begünstigt werden, wie auch die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) betonen.1 Auch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) empfiehlt in ihrer aktuellen Leitlinie, Erkältungskrankheiten bei erwachsenen Patient:innen nicht mit Antibiotika zu behandeln, sofern keine Warnzeichen („red flags“ wie z. B. pfeifende Atemgeräusche, Atemnot oder Thoraxschmerzen) vorliegen. Selbst bei akuter Bronchitis bringt eine antibiotische Therapie keine nennenswerte Erleichterung der Symptome und nur eine geringfügige Verkürzung der Krankheitsdauer mit fraglicher klinischer Relevanz – und zwar unabhängig davon, ob sie durch virale oder durch bakterielle Erreger ausgelöst wurde.2

In der Regel ist eine Erkältung selbstlimitierend, die Beschwerden verschwinden nach ein bis zwei Wochen, Husten kann mitunter länger bestehen. Mehrmalige Erkältungen pro Jahr sind nicht ungewöhnlich.3

Virale Ursache

Erkältungen sind durch Viren ausgelöste Infektionen der oberen Atemwege. Mehr als 200 verschiedene Viren können eine Erkältung verursachen, wobei Rhino-, Adeno- und Coronaviren die häufigsten Erreger sind. Die Übertragung kann entweder über Tröpfchen oder durch Hautkontakt erfolgen.

Symptom Schnupfen. Das für eine Erkältung typische, anfangs wässrig-klare Nasensekret hat die Funktion, die verursachenden Viren aus der Nase und den Nebenhöhlen zu „spülen“. Wenn sich Farbe und Konsistenz des Sekrets nach einigen Tagen verändern, entspricht dies dem normalen Verlauf und bedeutet keine Verschlimmerung der Erkrankung.1

Symptom Husten. Akuter Husten kann zahlreiche Auslöser haben, die häufigste Ursache bei Erwachsenen ist jedoch eine selbstlimitierende Virusinfektion der Atemwege. Im Verlauf der Erkrankung ändert sich typischerweise die Charakteristik des Hustens von einem zunächst trockenen zu einem produktiven Husten.2

Rhinosinusitis. Unter einer akuten Rhinosinusitis versteht man einen entzündlichen Prozess, der meist als Folge einer Infektion der oberen Atemwege entsteht und mit einem gestörten Abfluss oder einer gestörten Ventilation der Nasennebenhöhlen einhergeht; typische Beschwerden sind Sekretfluss und verstopfte Nase. Auch bei der akuten Rhinosinusitis sind virale Erreger die häufigsten Auslöser, jedoch kann es hier mit einer zeitlichen Verzögerung bei 0,5–2 % der Betroffenen zu einer bakteriellen Infektion kommen. Bei bis zu 80% der Patient:innen heilt eine akute Rhinosinusitis auch ohne Therapie innerhalb von 2 Wochen aus. Selbst wenn der Erreger (viral oder bakteriell) nicht festgestellt wird, betragen die Spontanheilungsraten nach 1 Woche mehr als 50 %. Aufgrund der sehr geringen Wahrscheinlichkeit für Krankheitskomplikationen gegenüber der hohen Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen empfiehlt auch die S2k-Leitlinie „Rhinosinusitis“, eine unkomplizierte akute Rhinosinusitis nicht mit Antibiotika zu behandeln.4

Behandlungsziel: Symptome lindern

Für Erkältungskrankheiten ist keine spezifische Therapie verfügbar, es gibt jedoch zahlreiche Maßnahmen zur Linderung der Symptome. Zu den allgemeinen Maßnahmen, um die Symptome einer Erkältung zu lindern und die Krankheitsdauer möglichst kurz zu halten, zählen (Bett-)Ruhe, ausreichend hohe Aufnahme von Flüssigkeit und das Befeuchten der Atemluft in Innenräumen.

Die Anwendung abschwellender Nasensprays oder -tropfen kann durch die dadurch erzielte freiere Nasenatmung das Krankheitsgefühl mildern, die Dauer der Anwendung sollte jedoch maximal 7 Tage betragen. Insbesondere bei Rhinosinusitis werden Nasenspülungen sowie (wie auch beim banalen Schnupfen) die Inhalation heißer Dämpfe empfohlen.

Schleimlösende Arzneimittel in Form von Lutschtabletten oder Hustentropfen bzw. -säften können den Hustenauswurf erleichtern, sobald der Körper Schleim produziert. Hustenstiller sollten allenfalls nachts verwendet werden, um einen ungestörten Schlaf zu ermöglichen, gleichzeitig aber das Abhusten nicht zu behindern.

Auch nichtverschreibungspflichtige Medikamente, etwa zur Schmerz- und zur Fieberbekämpfung, können das Wohlbefinden verbessern. Vorsicht mit der Selbstmedikation ist generell bei Kindern im Vorschulalter geboten.1, 3, 4

Vorbeugende Maßnahmen

Den besten Schutz vor einer Ansteckung mit Erkältungsviren bieten häufiges Händewaschen, das Vermeiden großer Menschenansammlungen sowie die Stärkung des Immunsystems durch eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und Stressreduktion.3