ApoRefresher: Sommer, Sonne, Sonnenschutz

Wirkung der Sonne auf die Haut

  • UV-Strahlung ist essenziell für die Bildung von Vitamin D in der Haut und damit auch wichtig für die Gesundheit von Knochen und Muskeln. Mittlerweile ist bekannt, dass in den Wintermonaten in Österreich oder in der Schweiz – bedingt durch die zu geringe UV-Strahlung – bei vielen Personen kein ausreichender Vitamin-D-Spiegel erreicht wird!1, 2
  • Die UV-Strahlung stimuliert die Produktion von Melanin und sorgt so für eine zarte Bräunung der Haut, dies dient vor allem als ein natürlicher Schutzmechanismus der Haut vor weiterer UV-Strahlung.
  • Zuviel UV-Strahlung löst den bekannten Sonnenbrand mit Rötung, Entzündung, tlw. Blasenbildung aus und verursacht Schäden, die zu vorzeitiger Hautalterung, Faltenbildung oder im schlimmsten Fall Hautkrebs führen können. Ein wichtiger Punkt ist auch die durch manche Antibiotika, Antimykotika etc. ausgelöste Phototoxizität. Medikamentös bedingte ­Photoallergien treten vergleichsweise seltener auf.

Einflussfaktoren der Sonnenstrahlung

Die Sonnenstrahlung ist am Äquator am intensivsten und nimmt dann mit dem Breitengrad ab, abseits des Äquators wie hier in Österreich spielen selbstverständlich auch die Jahreszeiten eine Rolle. Die Strahlungsintensität nimmt mit der Meereshöhe zu, einen besonderen Einfluss haben Schnee und Gletscher – durch die höhere Reflexion und geringere Absorption ist die Strahlung intensiver. Wie stark die Auswirkungen der Sonnenstrahlung auf die Haut einer individuellen Person sind, hängt auch sehr vom eigenen Hauttyp (Fitzpatrick Scale, Tab.) ab.

Key Facts zum Sonnenschutz(-Faktor)

Sonnenschutz ist relevant für die Gesundheit unserer Haut, insbesondere in Hinblick auf die Prävention von Hautkrebs, Schäden und vorzeitiger Hautalterung. Dazu einige Fakten:

  • Sonnenstrahlung besteht zu 90 % aus In­frarot-, UV/VIS- und UV-Strahlung. Sprechen wir von Sonnenschutz, so ist der Schutz vor UV-A- und UV-B-Strahlung gemeint: Er dient dazu, die Haut vor Sonnenbrand (UV-B, B = Burn) und vorzeitiger Hautalterung (UV-A, A = Aging) zu schützen. In Sonnenschutzprodukten ist ein Verhältnis von UV-A- zu UV-B-Schutz von 1 : 3 empfohlen.
  • Der Sonnenschutzfaktor (Abkürzungen: LSF oder SPF) verlängert die Eigenschutzzeit der Haut um den angegebenen Faktor, vorausgesetzt, es wurde genug Produkt aufgetragen!
  • Lichtschutzfaktoren der Produkte am europäischen Markt sind getestet. Wird nicht mindestens ein LSF von 6 erreicht, so darf das Produkt nicht als Sonnenschutzprodukt in den Verkehr gebracht werden.

Welche Filter gibt es, wie wirken und sicher sind sie?

In der EU müssen UV-Filter vor der Verwendung in Produkten zugelassen werden, derzeit sind rund 35 chemische und physikalische Filter erlaubt3: Chemische (organische) Filter wie zum Beispiel Ethylhexylsalicylat oder Ethylhexyl­triazon absorbieren UV-Strahlung und wandeln sie in Wärme um; die Wirkung von mineralischen (anorganischen) Filtern wie Titandioxid oder Zinkoxid beruht hingegen hauptsächlich auf der Reflexion der Strahlung.

Ebenso ist rechtlich vorgeschrieben, welche Konzentration des jeweiligen Filters für welche Körperstelle (z. B. Gesicht, Körper) maximal eingesetzt werden darf.3 Weitere Einschränkungen beziehen sich auf den Einsatz in Sprays, da manche Filter problemlos auf die Haut aufgetragen werden können, aber nicht eingeatmet werden sollen.

Zusätzlich zu diesen Vorschriften speziell für Filter muss jedes Kosmetik- und damit auch Sonnenschutzprodukt eine Sicherheitsbewertung durchlaufen. Erst wenn ein Produkt in seiner Zusammensetzung als „sicher“ bewertet wurde, darf es auf den Markt gebracht werden.4

Welche Produkte gibt es?

Mittlerweile ist eine breite Produktpalette an Sprays (Öl oder Emulsion), wenigen Gelen, vielen flüssigen bis halbfesten Emulsionen wie Milch, Lotionen, Cremes mit unterschiedlichem Fettgehalt und auch festen Produkten wie „Solids“ bzw. „Sticks“ erhältlich, letztere schmelzen beim Auftragen auf die Haut. Sonnenschutzprodukte gibt es in wasserfester bzw. nicht wasserfester Form und für unterschiedliche Personengruppen, wie z. B. Kinder, oder Körperstellen wie das Gesicht.

⇒ Spezialfall Medizinprodukt: Personen mit aktinischen Keratosen oder einem anderen erhöhten Risiko können auf Medizinprodukte mit einem LSF 100+ zurückgreifen. Anwendung und Hautgefühl sind ident zu konventionellem Sonnenschutz, rechtlich zählen sie jedoch zu den Medizinprodukten und nicht mehr zu den Kosmetika.

Beratungstipps für die Apotheke!

  • Für die perfekte Auswahl des Produkttyps ist es relevant, für wen – für Kinder oder für Erwachsene – und für welchen Körperteil, z. B. das Gesicht, das Produkt bestimmt ist. Ebenso sollte der Hauttyp des/der Kund:in miteinbezogen werden: Je trockener die Haut, desto reichhaltiger sollte das Produkt sein bzw. je öliger die Haut, desto weniger Öl- bzw. Fettanteil sollte das ­Produkt haben. Die Verwendung einiger weiterer Kosmetika kann die Wahl eines Sonnenschutzes mit geringerem Öl-Anteil empfehlenswert machen, um die Haut nicht zu überpflegen.
  • Der Hauttyp nach Fitzpatrick und die Intensität der Exposition durch Ort (z. B. am ­Gletscher, Urlaub in Äquatornähe) und ­Aufenthaltsdauer bestimmen die Wahl des Lichtschutzfaktors. Medikamente und manche Kosmetika, welche die Photosensitivität hervorrufen, können einen höheren LSF erforderlich machen! Mehr ist mehr: Der LSF wird in Tests mit einer sehr großen Produktmenge bestimmt, die meistens in der Praxis nicht aufgetragen wird. Daher bevorzugt zum Produkt mit dem höheren LSF greifen!
  • Nach intensiver Sonnenexposition kann eine After-Sun-Pflege empfehlenswert sein, die die Haut beruhigt, pflegt und teilweise auch Schäden verringern kann.
  • Für eine korrekte Anwendung sollte man das Produkt großzügig auftragen und alle 2 Stunden, insbesondere nach dem Schwimmen oder Schwitzen, erneuern; das gilt besonders bei nicht wasserfesten Produkten. Generell sollte an umfassenden Sonnenschutz (Sonnenbrille, Lippenschutz etc.) gedacht und die Mittagssonne gemieden werden; speziell Babys und Kleinkinder sollten keiner direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt werden.
  • Besteht der Kundenwunsch nach einem gebräunten Hautton, so sind Selbstbräunungsprodukte und Body-Make-up gesündere Alternativen. Für ein gleichmäßiges Farbergebnis bei Selbstbräunungspro­dukten kann man Kund:innen zu einem vorhergehenden Peeling, der Verwendung farbiger Produkte oder der mehrfachen, verdünnten Anwendung in Kombination mit einer ­Bodylotion sowie zu einem professionellem Aufsprühen mittels Airbrush raten. Kund:innen mit sehr heller Haut sollten die Farbe vor großflächiger Anwendung un­bedingt an einer un­auffälligen Hautstelle testen. Achtung: ­Body-Make-up bietet nur sehr begrenzt, Selbstbräuner gar keinen Sonnenschutz!
  • Gibt es überhaupt einen „sicheren“ Aufenthalt in der Sonne? Das Bundesamt für Gesundheit in der Schweiz ist zu dem Schluss gekommen, dass bei kurzer Exposition am Vor- und Nachmittag während der Sommermonate ausreichend Vitamin D gebildet werden kann, noch bevor ein Sonnenbrand entsteht.2

Smart Molecules

Zwei Beispiele für innovative Wirkstoffe in Sonnenschutzprodukten:

  • Eine spanische Firma hat den ersten UV-B-Filter (Methoxyphenylethenyl + t-Butyl­benzoat) entwickelt, der sich mittels Strahlung nicht in Wärme, sondern in einen UV-A-Filter umwandelt und so adaptiv bzw. ­bedarfsorientiert vor UV-A-Strahlung und damit vor Hautalterung schützt!
  • Auch Stunden nach Sonnenexposition entstehen noch Schäden an und in der Haut – eine Schweizer Firma hat einen pflanzenbasierten After-Sun-Inhaltsstoff (Punica granatum, Perilla frutescens, Terminalia ferdinandiana) entwickelt, der speziell vor diesen zeitverzögerten Schäden schützt.