Die wirtschaftliche Situation der Apotheken bleibt weiter angespannt. Nachdem die Apothekerkammer bereits im Frühjahr erste Trends vorgelegt hat, zeigen nun die detaillierten Zahlen, dass die Spannen auf Kassenmedikamente – und die machen immerhin zwei Drittel aller Verkäufe aus – erstmals auf unter 15 % gesunken sind. Mit durchschnittlich 2,61 Euro pro erstattungsfähiger Packung liegt Österreich im internationalen Vergleich weit hinter Deutschland (8,93 Euro), der Schweiz (4,61 Euro) oder Schweden (2,68 Euro).
Konkret ist die durchschnittliche Krankenkassenspanne in den vergangenen zehn Jahren von 18,83 % auf 14,98 % im Jahr 2017 gesunken, das ist ein Rückgang um 20,4 %. Durch den Trend, immer teurere Präparate – mit einer niedrigen prozentuellen Apothekenspanne – zu verschreiben, wird die durchschnittliche Apothekenspanne auch in Zukunft weiter absinken, heißt es aus der Kammer.
Gleichzeitig wachsen allerdings die Ausgaben der Apotheken. Eine durchschnittliche Apotheke hat rund 6.000 unterschiedliche Medikamente auf Lager, in Summe rund 24.000 Arzneimittelpackungen. Österreichweit beträgt der Lagerwert der in den öffentlichen Apotheken vorrätig gehaltenen Waren insgesamt rund 245 Millionen Euro. Aufgrund der stetig steigenden Generikaverschreibungen erhöht sich auch die Anzahl der vorrätig zu haltenden Arzneimittel und damit der Lagerwert, was einen höheren Kapitalbedarf und Kosten für die Apotheken bedeutet.
Um gegenzusteuern, wollte der Österreichische Apothekerverband für die Zukunft ein neues Honorierungsmodell entwickeln und sieht sich nun auch schon recht weit. „Wir haben inzwischen sehr gute Berechnungen und ein wenig Klarheit, wie das aussehen könnte“, so Verbandspräsident Mag. pharm. Jürgen Rehak. Das Hauptproblem dabei war bisher die fehlende Datenbasis über jene Medikamente, die unterhalb der Rezeptgebühr abgegeben werden. Rehak: „Das fällt nicht in die Abrechnung der Sozialversicherung, und deshalb gab es keine Informationen darüber, wie viel das ist. In der Zwischenzeit wissen wir, dass es zwischen 30 und 40 Millionen Packungen sind, deren Preis je nach Produkt zwischen dem Privatpreis und dem Kassenpreis liegt. Das ist deshalb eine schwer fassbare Zone. Ohne die Zahlen zu kennen, konnten wir kein Modell entwickeln.“
Doch nun droht eine weit höhere Hürde: Aufgrund der angekündigten Zusammenlegung der Krankenkassen ist dem Verband nun der Verhandlungspartner abhanden gekommen. „Wir wissen nicht, was beim Hauptverband passieren wird. Man findet dort niemanden, der mit einem reden will, weil sie mit sich selbst beschäftigt sind“, sagt Rehak. Man sei dadurch momentan in Warteposition, und die dürfte möglicherweise auch recht lange dauern. Zuletzt warnte nämlich der Obmann der unter der Regierung Schüssel fusionierten Pensionsversicherung, Manfred Anderle, vor einem zu hohen Zeitdruck bei der Zusammenlegung der Kassen. „Eine Fusion kostet zu Beginn immer Geld, und großer Zeitdruck kostet noch mehr Geld.“ Wenn man unterschiedliche Arbeits- und Führungsstrukturen zusammenbringen wolle, dann brauche das Zeit, für die unmittelbar Betroffenen und für die Versicherten.