Die diesjährige Arzneipflanze hat eine lange Tradition in der Küche und der Medizin. Die Artischocke wird bereits seit mehr als 2.000 Jahren als verdauungsfördernde Heilpflanze eingesetzt – nun wurde sie von der HMPPA zur österreichischen Arzneipflanze 2025 gewählt. Heutzutage wird die Artischocke als traditionelles Arzneimittel zur symptomatischen Behandlung gastrointestinaler Störungen wie beispielsweise Dyspepsie, Völlegefühl, Meteorismus und Flatulenz eingesetzt. Obwohl die Datenlage die Wirksamkeit nicht belegt, erkennt die Europäische Arzneimittel-Agentur die Wirksamkeit bei diesen Indikationen als plausibel an – ebenso wie die cholesterinsenkende und choleretische Wirkung von Artischocken.
Assoc. Prof. Dr. Christian W. Gruber, Vizepräsident der HMPPA, hob bei der Präsentation der Arzneipflanze vor allem die Förderung der Gallensekretion, die lipid- und blutdrucksenkenden sowie antioxidativen Effekte und eine leberprotektive Wirkung der Artischocke hervor. „Neben den etablierten Anwendungsgebieten gibt es vielversprechende Hinweise auf ihren Nutzen bei der Behandlung des metabolischen Syndroms, einer Kombination von Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes und dem Reizdarmssyndrom“, fügte HMPPA-Präsident Univ.-Prof. i. R. Mag. Dr. Hermann Stuppner hinzu und ergänzte: „Diese neuen Indikationen könnten das therapeutische Einsatzspektrum der Artischocke in der modernen Medizin erheblich erweitern.“ Die HMPPA sprach im Rahmen der Präsentation der Arzneipflanze 2025 über die Notwendigkeit, in diesem Gebiet klinische Studien mit größeren Fallzahlen durchzuführen.
Als Arzneidroge werden die Laubblätter der Artischocke verwendet. Sie enthalten vor allem drei Wirkstoffklassen, denen eine pharmazeutische Wirksamkeit zugeschrieben wird: die Caffeoylchinasäuren (CCS), die Flavonoide und die Sesquiterpenlactonbitterstoffe – die CCS nehmen dabei den größten Anteil ein. Die Qualität von Artischockenblättern für pharmazeutische Zwecke wird durch das Europäische Arzneibuch definiert, das einen Mindestgehalt von 0,7 % Chlorogensäure vorschreibt. Die Blätter stehen in Form von Tee-, Trocken-, Dick- oder Flüssigextrakten sowie Frischpflanzenpresssäften zur Verfügung. Die empfohlene Tagesdosierung liegt je nach Präparat/Extrakt zwischen 400 und 2.700 Milligramm. Laut Stuppner lässt sich die Artischocke unter österreichischen klimatischen Bedingungen erfolgreich kultivieren, wobei ein Fokus auf nachhaltigen und biologischen Anbaumethoden liegt.