Sobald die Schule begonnen hat und die Temperaturen stetig sinken, haben Bakterien und Viren wieder Hochsaison. Erkältungskrankheiten wie Husten, Schnupfen und Halsschmerzen sind allgegenwärtig und begleiten uns durch die kalte Jahreszeit. Vor allem viral bedingte Erkrankungen lassen sich in den meisten Fällen problemlos selbst behandeln. Pflanzliche Heilmittel leisten dabei einen wichtigen Beitrag bei kaum zu erwartenden Nebenwirkungen.
Erstes Symptom einer beginnenden Erkältung ist häufig ein trockener Hals mit kratzigem Gefühl. Eine Pharyngitis äußert sich in weiterer Folge durch Schmerzen im Rachenbereich und Schluckbeschwerden. Zur Befeuchtung der trockenen Schleimhaut eignen sich Arzneipflanzen mit einem hohen Gehalt an Schleimstoffen. Schleimstoffe sind Polysaccharide, die nach Zubereitung mit Wasser Hydrogelkomplexe bilden, die sich schließlich als schützender Film über die gereizte Schleimhaut legen.
Zu den Muzilaginosa zählen beispielsweise die Eibischwurzel und die Eibischblätter (Althaea officinalis), die als Mazerat zubereitet werden. Auch die Isländische Flechte (Lichen islandicus) und die Käsepappelblätter (Malva sylvestris) wirken aufgrund ihres Gehaltes an Schleimstoffen angenehm kühlend und beruhigend auf die gereizte Schleimhaut und ermöglichen eine raschere Abheilung. Sie können als Tee zubereitet werden, sind jedoch auch als Extrakte beispielsweise in Lutschtabletten enthalten.
Sehr gute antiphlogistische Wirkung zeigen gerbstoffhaltige Arzneipflanzen. Bekannte Beispiele sind Salbeiblätter (Salvia officinalis), Blutwurz (Potentilla erecta) oder Eichenrinde (Quercus sp.), die als Tee, Extrakt oder als Lutschtabletten verwendet werden. Zubereitungen aus Johannisbeersprossen (Ribes nigrum) auf Glycerinbasis wirken ebenfalls entzündungshemmend und sind vor allem bei Kindern sehr beliebt.
Zur oralen Einnahme eignen sich Zubereitungen aus Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) und Meerrettich (Armoracia rusticana). Diese besitzen aufgrund ihres Gehaltes an Senfölen (Isothiocyanate) antibakterielle Wirkung gegen grampositive und gramnegative Keime.
Die akute Rhinitis ist mit Abstand die häufigste virale Infektionskrankheit. Im serösen Stadium mit Hypersekretion der Nasenschleimhaut und erschwerter Nasenatmung fühlen sich die Patienten meist sehr matt und abgeschlagen. Später geht der Schnupfen dann in ein muköses Stadium über, das Sekret wird visköser und zäher, das Schnäuzen ist erschwert. Die Behandlung der Rhinitis erfolgt rein symptomatisch. Zusätzlich ist das mehrmals tägliche Spülen mit physiologischer Kochsalz- bzw. Meersalzlösung hilfreich. Es kommt zu einer Verflüssigung des festsitzenden Sekrets und einer Reinigung der Nasenschleimhaut. Leicht hypertone Salzlösungen (bis zu 2 %) eignen sich als Alternative zu lokalen α-Sympathomimetika. Auch prophylaktisch eignen sich Kochsalzsprays, da sich durch regelmäßige Befeuchtung und Spülung der Nasengänge Viren schwerer festsetzen können. Einen wirksamen Schutz vor Viren und Bakterien bildet die aus Rotalgen gewonnene Carragelose®, die einen Schutzfilm auf der Nasenschleimhaut bildet und somit das Anhaften von Keimen erschwert. Somit wird auch das Eindringen von Viren und Bakterien in die Zellen der Nasenschleimhaut weitgehend verhindert.
Geht eine Rhinitis in eine Sinusitis über, so ist es wichtig, das festsitzende Sekret effektiv zu lösen. Inhalationen mit einem Infus aus Kamillenblüten (Matricaria chamomilla) oder mittels Zusatzes ätherischer Öle wie etwa Eukalyptus (Eukalyptus glob.) oder Cajeput (Melaleuca leucadendra) werden als sehr angenehm empfunden. Bei Inhalation mit heißem Wasser ist vor allem bei Kindern höchste Vorsicht geboten. Alternativ können spezielle Inhalatoren verwendet werden, die dieses Risiko nicht aufweisen. Spezielle Zubereitungen aus dem Eukalyptus können in Form von Kapseln auch oral verwendet werden und haben eine sehr gute schleimlösende Wirkung im Bereich der oberen und unteren Atemwege. Pflanzenextrakte aus Schlüsselblume (Primula veris, Primula elatior), Schwarzem Holunder (Sambucus nigra), Gelbem Enzian (Gentiana lutea), Ampfer (Rumex sp.) und Eisenkraut (Verbena off.) werden in Kombination ebenfalls bei Problemen der Stirn- und Nebenhöhlen eingesetzt.
Um den zähen Schleim zu verflüssigen und zu lösen und das Abhusten zu erleichtern, werden expektorierende Arzneipflanzen verwendet. Zum Einsatz kommen diese in Form von Hustensäften, Tropfen oder als Infus. Reflektorisch expektorierend wirken saponinhaltige Arzneipflanzen, wie beispielsweise Süßholzwurzel (Glycyrrhiza glabra), Primelblüten und Wurzel (Primula veris) und Königskerze (Verbascum). Dabei werden im Magen afferente parasympathische Fasern stimuliert. Der Reiz wird in der Folge über das parasympathische Nervensystem an das Brechzentrum weitergeleitet, über den Nervus vagus werden die Bronchialdrüsen stimuliert. Die Oberflächenspannung des Sputums wird herabgesetzt. Efeuextrakt (Hedera helix) vermindert über einen indirekten β2-adrenergen Effekt die Schleimviskosität und fördert die Sekretolyse. Außerdem wirkt Efeu spasmolytisch, bronchodilatierend und antiphlogistisch.
Das Extrakt der in Südafrika heimischen Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides) wirkt schleimlösend, antiviral und antibakteriell. Weiters stimuliert es die Immunabwehr. Es wird in Form von Kapseln, Tropfen oder als Sirup angeboten. Nicht geeignet ist das Extrakt für Patienten, die Gerinnungshemmer einnehmen.
Große Bedeutung haben Arzneipflanzen mit einem hohen Gehalt an ätherischen Ölen. Diese wirken ebenfalls sekretolytisch, aber auch teilweise desinfizierend, antibakteriell oder spasmolytisch. Ätheroleahaltige Arzneidrogen sind u. a. Thymian (Thymus vulg.), Anis (Pimpinella anisum), Fenchel (Foeniculum vulg.), Eukalyptus, Speiklavendel (Lavandula latifolia), Kamille sowie verschiedene Pinusarten. Bei äußerlicher Anwendung (Salben, Balsame, Badezusätze) werden die Ätherolea perkutan resorbiert und auch inhaliert. Ebenso spielt der kutiviszerale Reflex eine große Rolle. Zu beachten ist, dass mentholhaltige Externa bei Kindern unter 2 Jahren kontraindiziert sind.
Zur Linderung eines trockenen Reizhustens werden Antitussiva eingesetzt. Sie setzen die Häufigkeit des Hustenreflexes durch verschiedene Mechanismen herab. Hilfreich sind die bereits genannten Muzilaginosa, die als lokal reizlindernde Mittel die Hypersensibilität der Hustenrezeptoren herabsetzen. Die Pflanzenschleime überziehen die Schleimhaut mit einer Schutzschicht, wodurch der lokale Reiz reduziert wird. Außerdem wirken sie antiphlogistisch. Die Applikation von Hustensäften hat den Vorteil, dass der enthaltene Zucker einen adjuvanten Effekt ausübt. Sonnentau (Drosera) wirkt antitussiv über einen sekretolytischen, broncholytischen und spasmolytischen Effekt, der auf Naphthochinonderivate zurückzuführen ist, die zusätzlich auch bakteriostatische Wirkung haben. Auch Efeuextrakt wirkt sehr gut hustenreizstillend, es enthält neben Saponinen auch Spuren von Emetin.
Die Volksmedizin verwendet Wickel und Umschläge schon seit geraumer Zeit. Diese werden aus drei Schichten zusammengesetzt – einem Innentuch aus Baumwolle oder Leinen, einem Zwischentuch und einem Außentuch (Wolle oder Frottee). Das Innentuch wird mit Wasser oder Tee befeuchtet, auch der Zusatz von ätherischen Ölen ist je nach Indikation und Alter des Patienten möglich. Bei warmen Wickeln dient das Außentuch als Wärmelieferant und -speicher. Warme Wickel verwendet man beispielsweise als Hals- oder Brustwickel. Auch kalte Wickel sind bei Halsschmerzen eine Option. Diese werden vorzugsweise mit Topfen zubereitet, der sehr gut antiphlogistisch wirkt. Den Topfen dazu am besten zwischen zwei Mullbinden geben, diese um den Hals legen und mit einem Tuch fixieren. Ohrwickel werden vor allem bei Kindern sehr häufig verwendet. Man verwendet dazu entweder ätherische Öle (z. B. Lavendel) oder geschnittene Zwiebeln, die ebenfalls zwischen zwei Mullbinden gegeben werden. Zur Fixierung des Ohrwickels eignet sich am besten ein Stirnband.