Stress und Überlastung sind für viele von uns tägliche Begleiter. Berufliche Verpflichtungen, Haushalt, Familie und ein umfangreiches Freizeitprogramm (manchmal regelrechter „Freizeitstress“) nehmen sehr viel Zeit in Anspruch. Nicht immer gelingt es, Ruhe und Entspannung zu finden. Auch Ängste und Sorgen plagen viele Menschen. Nicht zu vergessen ist, dass übermäßiger Konsum von Genussmitteln sowie Lärmbelästigung einen negativen Einfluss auf die Verfassung haben. So wundert es nicht, dass psychische Erkrankungen stetig zunehmen. Unruhe, Antriebslosigkeit, Nervosität und Schlafstörungen sind meist Anzeichen einer Überforderung. Allerdings können sie auch erste Symptome einer Depression sein. Häufig bleiben Depressionen anfangs unerkannt, auch deshalb, weil das Bekenntnis zu dieser Krankheit vielen Betroffenen schwerfällt und der Arzt erst spät aufgesucht wird.
Liegen keine Grunderkrankungen vor, können gelegentliche Unruhezustände und Schlafstörungen gut selbst behandelt werden. Anhaltende Symptome erfordern jedoch eine ärztliche Abklärung.
Wichtigste Maßnahme ist zunächst, die jeweilige Ursache der Beschwerden zu eruieren. Schlafstörungen werden mitunter auch falsch interpretiert. Der Schlafbedarf ist individuell sehr unterschiedlich und sinkt mit zunehmendem Alter häufig. Wichtig ist in jedem Fall, den normalen Schlaf-wach-Rhythmus durch verhaltenstherapeutische Maßnahmen wieder zu trainieren. Dazu zählen regelmäßiges Zubettgehen und Aufstehen, Vermeiden von Tagesschlaf. Die richtige Temperatur im Schlafraum beträgt etwa 18 °C. Abends verzichtet man auch besser auf schweres Essen. Zu beachten ist, dass auch einige Arzneimittel wie z. B. koffeinhältige Medikamente, Theophyllin, Levodopa oder MAO-Hemmer Insomnien hervorrufen können.
Um Stress abzubauen, können verschiedene Entspannungstechniken, wie etwa autogenes Training oder progressive Muskelentspannung nach Jacobson, eingesetzt werden. Auch regelmäßiger Sport hilft, Stress abzubauen. Bei psychischen Problemen sind generell auch Gesprächstherapien eine gute Hilfe.
In vielen Fällen ist die Verordnung von synthetischen Psychopharmaka unumgänglich, häufig erzielt man jedoch auch mit Phytopharmaka gegen unterschiedliche psychische Beschwerden gute Erfolge. Zahlreiche Arzneipflanzen werden erfolgreich bei Nervosität und Schlafstörungen verwendet. Sie kommen entweder als Infus, Extrakt oder im Rahmen der Aromatherapie zum Einsatz.
Im Gegensatz zu Psychopharmaka haben pflanzliche Sedativa keine Nebenwirkungen wie Hang-over, Toleranz oder Abhängigkeit und beeinflussen den physiologischen Schlafrhythmus nicht. Entscheidend für einen positiven Effekt ist jedenfalls die richtige Dosierung. Sehr häufig werden Extrakte von Valeriana officinalis, dem Arzneibaldrian, verwendet. Wichtige Inhaltsstoffe sind neben den Valepotriaten auch Lignane, welche vermutlich an Adenosin-A1-Rezeptoren im ZNS binden. Die eigentliche Wirksamkeit ergibt sich jedoch durch das Zusammenspiel der verschiedenen Inhaltsstoffe. Gute Wirkung zeigen außerdem Hopfenextrakt (Humulus lupulus), aber auch Auszüge aus Melisse (Melissa off.), welche beide sedierende und spasmolytische Eigenschaften zeigen. Das Extrakt der Passionsblume (Passiflora incarnata) wird sowohl als Monopräparat als auch in Kombination verwendet. Wirksamkeitsbestimmend sind v. a. Flavonoide wie C-Glykoside, Luteolin und Apigenin. Wesentlich ist der zentral dämpfende Effekt des Passiflora-Extraktes, je nach Dosierung wird eine beruhigende bzw. schlaffördernde Wirkung erzielt.
Der echte Lavendel (Lavandula angustifolia) wird als Teedroge, Trockenextrakt und auch aromatherapeutisch verwendet. Das ätherische Öl mit den Hauptinhaltsstoffen Linalool und Linalylacetat hat neben seiner sedierenden und entspannenden Wirkung auch ausgeprägte anxiolytische Effekte.
Die Wirksamkeit von Johanniskraut (Hypericum perforatum) bei leichter bis mittelschwerer Depression ist durchaus vergleichbar mit jener von synthetischen Antidepressiva.
Entscheidend ist dabei die richtige Dosierung. Die empfohlene Tagesdosis beträgt 300 bis 900 mg Johanniskrautextrakt, aufgeteilt auf drei Einzeldosen. Gemäß der Monografie des Europäischen Arzneibuches werden die Extrakte mit 50–80%igem Methanol oder Ethanol hergestellt. Sie müssen einen Gehalt von 0,1–0,3 % Hypericin und mind. 6 % Flavonoide (berechnet als Rutin) aufweisen. Mit einem Infus aus Herba Hyperici erzielt man wegen der zu niedrigen Dosierung jedoch nur unzureichende Wirkung. Aufgrund der Verstoffwechselung über das Cytochrom-P450-System ergeben sich zahlreiche Wechselwirkungen, beispielsweise mit oralen Kontrazeptiva, Theophyllin, Digitalisglykosiden und Ciclosporin. Bei gleichzeitiger Antikoagulanzientherapie ist eine engmaschige Kontrolle bzw. genaue Dosisanpassung des Antikoagulans erforderlich. Eine Kombination von Johanniskraut mit synthetischen Antidepressiva darf nur auf ärztliche Anweisung erfolgen. Wichtig ist auch der Hinweis auf die photosensibilisierenden Eigenschaften des Johanniskrauts sowie auf ein mögliches Allergiepotenzial.
Eine weitere pflanzliche Option, um zur Ruhe zu kommen, Option ist Ashwagandha (Indischer Ginseng, Schlafbeere). Extrakte daraus werden zur Unterstützung des Nervensystems eingesetzt.
Psychische Beschwerden sind mit aromatherapeutischen Maßnahmen sehr gut unterstützend behandelbar. Ätherische Öle entfalten ihre Wirkung einerseits durch Inhalation über die Nase bzw. das limbische System, andererseits auch durch Aufnahme über die Haut. Dabei ist jedoch auf eine entsprechende Verdünnung mit fetten Basisölen wie etwa Mandelöl zu achten, pur sollten ätherische Öle nie aufgetragen werden. Gut eignen sich beispielsweise Blütendüfte wie Lavendel, Neroli, Rose oder Ylang-Ylang. Auch Zitrusdüfte (z. B. Bergamotte, Grapefruit, Orange) wirken sich positiv auf die Psyche aus.
Hochwertiges Eiweiß unterstützt den Körper in stressigen und belastenden Zeiten. Neben einer ausgewogenen Mischkost kann für eine gute Versorgung auch auf Hanfsamenproteinpulver zurückgegriffen werden. Das Hanfprotein enthält alle acht essenziellen Aminosäuren, ist damit als hochwertig einzustufen und gilt als gute Möglichkeit, die geistige und körperliche Widerstandskraft zu unterstützen.
Nicht zu unterschätzen ist die Rolle der Vitamine und Mineralstoffe bei psychischen Beschwerden. So ist beispielsweise Vitamin B6 für den Aufbau von Serotonin im Körper mitverantwortlich. Ein Mangel an Serotonin gilt wiederum als eine Ursache für die Entstehung von Depressionen und Schlafstörungen. Die Gabe der Serotonin-Vorstufen L-Tryptophan bzw. 5-Hydroxytryptophan kann hilfreich sein. Wechselwirkungen mit SSRI und SNRI sind jedoch zu beachten.