Bempedoinsäure

Bempedoinsäure ist in Form von Filmtabletten mit 180 mg Wirkstoffgehalt allein oder in Kombination mit Ezetimib im Handel erhältlich. Die zugelassene Indikationlautet: zur Senkung des kardiovaskulären Risikos durch Reduktion des LDL-Cholesterol-Spiegels bei Erwachsenen mit nachgewiesenem oder hohem Risiko für atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Therapie wird als Ergänzung zur Veränderung anderer kardiovaskulärer Risikofaktoren eingesetzt.

Bempedoinsäure:

  • bei Patient:innen, die eine maximal verträgliche Dosis eines Statins mit oder ohne Ezetimib erhalten
  • bei Patient:innen, die eine Statinintoleranz haben oder bei denen ein Statin kontraindiziert ist, als alleinige Therapie oder in Kombination mit Ezetimib

Bempedoinsäure/Ezetimib:

  • bei Patient:innen, welche die maximal verträgliche Dosis eines Statins erhalten und die durch eine zusätzliche Ezetimib-Behandlung nicht ausreichend kontrolliert werden können
  • bei Patient:innen, die entweder eine Statinintoleranz haben oder bei denen ein Statin kontraindiziert ist und die durch die Behandlung mit Ezetimib nicht ausreichend kontrolliert werden können
  • bei Patient:innen, die bereits mit der Kombination aus Bempedoinsäure und Ezetimib als separate Tabletten behandelt werden

Pharmakodynamik und Nebenwirkungen

Bempedoinsäure ist ein Inhibitor der Adenosintriphosphat-Citrat-Lyase (ACL), der das Low-Density-Lipoprotein-(LDL-)Cholesterin senkt, indem die Cholesterin-Synthese in der Leber gehemmt wird. ACL ist ein der 3-Hydroxy-3-Methylglutaryl-Coenzym-A-(HMG-CoA-)Reduktase übergeordnetes Enzym im endogenen Cholesterin-Biosyntheseweg. Somit passiert die Hemmung an einem früheren Punkt im Vergleich zu den Statinen, die an der HMG-CoA-Reduktase angreifen. Durch die verminderte Cholesterin-Biosynthese in der Leber werden LDL-Rezeptoren hochreguliert und die LDL-C-Konzentration im Blut gesenkt.

Bempedoinsäure führt häufig zu Hyperurikämie, Anämie und Schmerzen in den Extremitäten, gelegentlich zu Leber- und Nierenfunktionsstörungen. Es wurde außerdem über Fälle von Sehnenrupturen berichtet.

Tierexperimentelle Studien mit Bempedoinsäure haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt. Deshalb müssen Frauen im gebärfähigen Alter während der Behandlung eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden.

Pharmakokinetik und Wechselwirkungen

Bempedoinsäure wird in der Leber hauptsächlich zu Acylglucuronid verstoffwechselt. In weiterer Folge werden ca. 25 % über die Fäzes und ca. 60 % über den Urin ausgeschieden. Zur Anwendung bei schwerer Niereninsuffizienz (definiert als eGFR < 30 ml/min/1,73 m2) liegen derzeit nur begrenzte Erfahrungen vor. Patient:innen mit schwerer Leberfunktionsstörung (Child-Pugh-Klasse C) wurden nicht untersucht. Die mittlere Halbwertszeit beträgt 19 Stunden im Steady State. Es wird daher einmal täglich eingenommen. Die gleichzeitige Gabe von Nahrung hatte keine Auswirkungen auf die orale Bioverfügbarkeit von Bempedoinsäure. Somit kann eine Einnahme mit oder ohne Nahrung erfolgen.

Bempedoinsäure wirkt außerdem als Inhibitor auf die Organo-Anion-Transporter OATP1B1/OATP1B3 und kann folglich zu klinisch relevanten Wechselwirkungen führen. Spiegelerhöhungen von unter anderem Elagolix, Elbasvir, Grazoprevir, Pravastatin, Simvastatin, Taurursodiol, Voxilaprevir sind möglich.

Studienlage

Im CLEAR Outcomes Trial (Nissen et al., 2023) wurde Bempedoinsäure 180 mg bei 13.970 Patient:innen verglichen mit Placebo getestet. Es wurden Patient:innen eingeschlossen, die aufgrund von Nebenwirkungen kein Statin einnehmen konnten. Der kombinierte Endpunkt aus Tod durch kardiovaskuläre Ursachen, nichttödlichem Myokardinfarkt, nichttödlichem Schlaganfall oder Koronarrevaskularisation war niedriger in der Bempedoinsäure-Gruppe (HR 0,87; 95%-KI: 0,79–0,96). Der mittlere LDL-C-Spiegel zu Beginn betrug in beiden Gruppen 139 mg/dl, und nach 6 Monaten war die Reduktion des LDL-C-Spiegels durch Bempedoinsäure um 29,2 mg/dl größer als durch Placebo.