Läuse sind weltweit verbreitet und können während jeder Jahreszeit auftreten. Mittel zur Prävention oder Behandlung von Lausbefall werden oft in der Apotheke nachgefragt, und dieser ist meist durch Selbstmedikation gut behandelbar. Dabei handelt es sich um eine meist harmlose Parasitose des Menschen, die seit Jahrtausenden auftritt. Die ersten Lauskämme wurden bei archäologischen Ausgrabungen in Ägypten gefunden, man schätzt sie auf ein Alter von 8.000–10.000 Jahre. Dies zeigt, dass Läuse schon seit jeher zum lästigen Gesellen des Menschen zählten. Die Laus ist ein Ektoparasit, der nur den Menschen befällt, und ist von den Tierläusen abzugrenzen, daher ist die Übertragung über Tiere oder auch Haustiere nicht möglich. Die Läuse können nicht von Körper zu Körper springen und werden nur durch Körper- oder Textilkontakt übertragen. Mit ihren krallenbesetzten Beinen halten sie sich gut an Haut und Haaren fest und können durch handelsübliche Shampoos nicht ausgewaschen werden.
Das Leitsymptom der sog. Pedikulose ist der starke Juckreiz, begleitet durch sichtbare Läuse oder auch Nissen und gerötete Einstichstellen. Wegen des durch den Juckreiz verursachten Kratzbedürfnisses kann es zu Kratzwunden kommen, die sich infizieren können. Meist komplikationslos verlaufend, kann ein Körperlausbefall zur Übertragung von ernstzunehmenden Infektionskrankheiten führen.
Um Läuse zu entfernen, werden oft Hausmittel wie Essigwasser, Olivenöl, Teebaumöl oder gar Mayonnaise versucht. Diese sind zwar unbedenklich, jedoch in Studien nicht untersucht und verfügen daher über keine belegte Wirkung.
Auf den ersten Blick / Wirksames für die Selbstmedikation
Wer ist vom Lausbefall betroffen, und wie viele Personen leben im Haushalt?
Wie lang sind die Haare der Personen im Haushalt?
Handelt es sich um Kopfläuse, oder sind auch andere Stellen des Körpers betroffen?
Welche Symptome treten auf? Gibt es infizierte Stellen?
Welche Maßnahmen wurden bisher getroffen? Mit oder ohne Erfolg?
Kopfläuse ➔ befallen alle Altersgruppen ➔ haben nichts mit mangelnder Hygiene zu tun ➔ Kinder am häufigsten betroffen (Deutschland: 600–1.000 Fälle pro 10.000 Kinder; Lausbefall bei Kindern in Europa: 4 %; Entwicklungsländer: bis zu 80 %). ➔ Meist trifft es Kinder schon in sehr frühen Jahren, wenn sie eine Gemeinschaftseinrichtung wie Kindergärten oder Schulen besuchen. ➔ häufigste Infektionszeit: nach den Sommerferien (kann das ganze Jahr über auftreten) ➔ Mädchen tendenziell häufiger betroffen (meist lange Haare)
Kopfläuse sind 2–4 mm lang und sind stationäre Ektoparasiten ➔ leben bevorzugt im Haar (spezielle Krallen). ➔ Spezielle Mundwerkzeuge ermöglichen es ihnen, den Wirt zu stechen und dessen Blut zu saugen. ➔ Weibchen produzieren während ihrer Lebensdauer bis zu 200 Eier. ➔ Die weißen Lauseier (0,8 mm; oval) sind mit einer Chitinschicht überzogen und werden auch Nissen genannt. ➔ Sie werden von einem befruchteten Weibchen bevorzugt in der Nähe der Kopfhaut abgelegt. ➔ Nach 7–8 Tagen schlüpfen dann die Larven ➔ drei unterschiedliche Larvenstadien ➔ nach ca. 20 Tagen: adulte Laus (Imago). ➔ Leere Eihüllen bleiben dann durch eine wasserunlösliche Substanz fixiert am Haar kleben. ➔ Die adulte Kopflaus lebt ca. 30 Tage am Wirt ➔ Blutmahlzeit: alle 4–6 Stunden. ➔ ohne Wirt: Überlebenszeit nicht länger als 2 Tage ➔ bevorzugte Regionen: Hinterkopf, Nacken, Hinterohr ➔ häufigste Übertragung: Haar-Haar-Kontakt, weitere Möglichkeiten: gemeinsam genutzte Schals, Haarbürsten, Kämme, Spangen, Haargummis ➔ neuer Wirt: Befall erst nach mehreren Wochen bemerkbar ➔ rötliche, oft juckende Quaddeln, an denen Blut gesaugt wird ➔ Juckreiz nachts schlimmer (schlechter Schlaf) ➔ Juckreiz: Speichelenzyme der Laus fließen in die Einstichstelle fließen und lösen eine Fremdkörperreaktion des Körpers aus. ➔ Vermutung auf Kopflausbefall: genaue Inspektion der Kopfhaut und der Haare ➔ Werden Nissen, Eier oder auch Läuse gesichtet, so kann man von einem Befall ausgehen. ➔ Kopflausbefall ist meist harmlos, sie können jedoch Träger von Staphylokokken oder Streptokokken sein ➔ Infektionen der Einstichstellen oder der Kratzstellen.
Behandlung von Kopfläusen
Zur Behandlung von Läusen werden chemisch, physikalisch oder mechanisch wirkende Therapien angewendet. Die Behandlung im Rahmen der Selbstmedikation ist meist erfolgreich.
Chemische pedikulozide Substanzen sind in Österreich zur Behandlung von Läusen nicht mehr zugelassen und werden nur Off-Label genutzt.
Physikalisch pedikulozide Substanzen werden häufig in der Apotheke im Rahmen der Selbstmedikation für Kopfläuse von den Kund:innen verlangt, werden aber auch häufig von Allgemeinmediziner:innen oder Kinderärzt:innen empfohlen. In Form von Sprays oder auch als Shampoo wird dabei der Wirkstoff Dimeticon eingesetzt. Dimeticon ist ein Silikonöl, das vom Körper weder oral noch dermal resorbiert wird. Die Anwendung ist ab dem Säuglingsalter möglich. Die Wirkung basiert auf dem sehr trivialen Atemsystem der Läuse. Auf ihrem Körper befinden sich sieben Atemöffnungen, die in Tracheen enden. Dimeticon als flüssiges Silikonöl kann in diese Atemöffnungen einfließen und diese somit belegen. Kein Sauerstoff kann mehr in die Tracheen eingeatmet werden, sodass die Laus erstickt. Aufgrund des rein physikalischen Wirkungsmechanismus ist das Aufkommen von Resistenzen gegenüber dem Wirkstoff sehr unwahrscheinlich. Es wird empfohlen, die Behandlung am Tag 9 oder 10 zu wiederholen, weil überlebende Larven am Tag 8 schlüpfen und die Weibchen wieder neue Eier ablegen könnten.
Pedikulozide auf pflanzlicher Basis kommen in verschiedenen Produkten vor. Der Extrakt des Neemsamens, Kokos-, Ylang-Ylang- und Anisöl wirken ähnlich wie Dimeticon und belegen die Atemorgane der Läuse ,wodurch diese Ersticken.
Die Entfernung der Läuse mittels Auskämm-Methode („Bug-buster“-Methode) gehört zu den ältesten Methoden der Lausentfernung. Dabei wird das Haar gewaschen und eine Haarpflegespülung aufs nasse Haar aufgetragen. Mittels eines Läusekamms, der eine Zinkenbreite von 0,2–0,3 mm haben sollte, werden alle Haare partienweise durchgekämmt, wobei man immer beim Haaransatz mit dem Kamm ansetzen und das Haar strähnenweise bis zu den Spitzen durchkämmen sollte . Der Kamm sollte nach jedem Mal Durchkämmen mit einem sauberen Tuch geputzt und nach Gebrauch mit heißem Seifenwasser gereinigt werden. Dabei werden adulte Läuse an den Tagen 1, 5, 9 und 13 ausgekämmt und somit der Lausbefall beseitigt. Diese Methode ist sehr effektiv, jedoch hängt der Erfolg der Therapie von der Konsequenz und Compliance der Patient:innen ab.
Sehr häufig wird die Behandlung mit einem Dimeticon-, Neemsamenextrakt- oder Kokosöl-, Ylang-Ylang- und Anisöl-haltigen Präparat und der Auskämm-Methode erfolgreich kombiniert.
WICHTIG! Manche Nissen halten sich sehr gut an den Haaren und lassen sich selbst durch das Kämmen mit geeigneten Läusekämmen nicht entfernen. Daher ist die erneute Behandlung mit Läusespray oder Läuseshampoo und Läusekamm nach 9–10 Tagen für den langfristigen Behandlungserfolg unerlässlich.
Im Beratungsgespräch an der Tara ist es notwendig, die Kund:innen auf die Wichtigkeit des richtigen Auskämmens hinzuweisen. Strähne für Strähne sollte dabei durch den Kamm gezogen werden, sodass jedes Haar mit dem Kamm behandelt wird. Auch die Einwirkzeit laut Packungsbeilage soll eingehalten werden.
Weiters wichtig ist die richtige Anwendung laut Gebrauchsanweisung. Hier sollte man den/die Kund:in über die Einwirkzeit und die richtige Applikation (ins nasse oder trockene Haar) informieren. Vom Einwickeln der behandelten Haare während der Einwirkzeit in ein Handtuch sollte man abraten, da das Produkt vom Handtuch aufgesaugt werden kann.
Da ein Lausbefall noch immer mit mangelnder Hygiene in Verbindung gebracht wird, im Gespräch an der Tara Aufklärung leisten und die Kund:innen auf den richtigen Gebrauch der Mittel hinweisen.
Wurde ein Lausbefall festgestellt, sollte unverzüglich, am besten noch am selben Tag, mit der Behandlung gestartet werden. Bei der Kopflaus handelt es sich um eine meldepflichtige Infektion, d. h., es muss eine Meldung an die Gemeinschaftseinrichtung (Schule, Kindergarten) erfolgen. Das betroffene Kind darf die Gemeinschaftseinrichtung nicht besuchen, solange ein Befall besteht, und die Gemeinschaftseinrichtung muss die anderen Eltern darüber in anonymisierter Form informieren. Es wird empfohlen, alle Kontaktpersonen über den Befall zu informieren, diese sollten kontrollieren, ob sie sich infiziert haben. Eine Behandlung der Kontaktpersonen wäre sinnvoll, ist aber nicht vorgeschrieben, wenn kein Befall besteht. Der Körperkontakt mit der betroffenen Person sollte bis zur Behandlung vermieden werden, um eine Ansteckung zu verhindern.
Weiters wird bei Kopfläusen empfohlen, Gegenstände, die im direkten Kontakt mit den Haaren waren, wie Haarbürsten, Kämme, Spangen usw., mit einer heißen Seifenlösung zu reinigen. Bettwäsche, Kleidung und Handtücher sollten mit 60 °C gewaschen werden. Andere Gegenstände, die nicht gewaschen werden können, sollen luftdicht verpackt für 4 Tage gelagert werden.