Die saisonale Rhinitis ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen überhaupt und umfasst mehrere Symptome, die meist durch Allergene in der Luft ausgelöst werden.
Die Hauptsymptome sind Juck- und Niesreiz, Niesanfälle, ein Anschwellen der Nasenschleimhaut mit behinderter Nasenatmung und ein vermehrter Ausfluss von wässrig-klarem Nasensekret. Bei fast allen Betroffenen ist die Symptomatik aber nicht nur auf die Nase beschränkt; es liegen noch verschiedene Allgemein- und Begleitsymptome vor.
Jede:r 5. Österreicher:in ist vom jährlichen Pollenflug betroffen. Die Erkrankung hat vielfältige Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patient:innen, beispielsweise auf die Schlafqualität, schulische oder berufliche Leistungen, Alltagstätigkeiten und sportliche Aktivitäten. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass die Versorgung von Patient:innen mit allergischer Rhinitis oft unzureichend ist. In den aktuellen Leitlinien1 wird eine prophylaktische, problemorientierte und kontinuierliche Therapie empfohlen. Die Gefahr, die von einer allergischen Rhinitis ausgeht, wird sehr häufig unterschätzt, und ein Großteil der Allergiker:innen ist nicht oder nicht ausreichend therapiert.
Auf den ersten Blick / Wirksames für die Selbstmedikation
Für die Selbstmedikation empfehlen sich:
Die allergische Rhinitis zählt gemeinsam mit dem allergischen Asthma und der atopischen Dermatitis zum Formenkreis der atopischen Erkrankungen; überwiegend IgE-vermittelt ⇒ Ausschüttung von Th2-assoziierten Zytokinen, Leukotrienen und Histamin mit Entzündungen der Atemwege.
Wichtig! Diese neue Definition soll darauf hinweisen, dass die Entzündung auch ohne Allergenkontakt fortschreiten kann und zu einer Weiterentwicklung und auch Ausbreitung der allergischen Erkrankung führen kann.
Aufgrund der zugrunde liegenden Pathophysiologie zeigt sich eine hohe Komorbidität der allergischen Rhinitis mit dem allergischen Asthma und auch eine gegenseitige Beeinflussung bezüglich der Schwere und Ausprägung. Häufig ist eine allergische Rhinitis nicht ausreichend diagnostiziert und damit auch nicht adäquat therapiert.
Wichtig! Allergien und Erkältungen zeigen oft eine ähnliche Symptomatik; gerade die „Indoor-Allergien“ verursachen vor allem in der Heizperiode Beschwerden, die denen eines grippalen Infektes sehr ähnlich sind. Bei der Unterscheidung gibt es deutliche Differenzen; z. B. Dauer, Verlauf, Schnupfensymptomatik, Halsschmerzen, Fieber sowie Müdigkeit.
Bei ganzjährigen Rhinitiden (Hausstaubmilbe, Tierhaare, Schimmelpilz u. a.) klagen viele Betroffene häufig über Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit und Konzentrationsstörungen; durch die ständige Allergen-Exposition ⇒ „Dauersymptomatik“ mit ständig gereizten Schleimhäuten; dies kann sogar zu einer nasalen Hyperreaktivität führen, d. h., dass die Betroffenen auch auf andere unspezifische Reize empfindlich reagieren (Staub, Rauch, Dämpfe, intensive Gerüche u. a.).
Empfohlen wird ein Therapiestufenplan:
Eine vollständige Vermeidung des auslösenden Allergens stellt die beste Behandlungsform allergischer Erkrankungen dar, ist jedoch für die meisten Allergene, wie z. B. Pollen und Milben, nur eingeschränkt möglich. Die Pollen kommen während der Blühperiode der jeweiligen Pflanzen in sehr hohen Konzentrationen in der Außenluft vor. Hochgebirge, Meer sowie Regen und bedecktes Wetter mindern den Pollenflug.
Moderne Therapieempfehlungen der allergischen Rhinitis basieren auf einer ganz gezielten Anamnese hinsichtlich Dauer und Schweregrades der Erkrankung ⇒ Antihistaminika, Glukokortikoiden, Mastzellenstabilisatoren, Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten und Dekongestiva.
Eine Hyposensibilisierung ist nach wie vor die einzige Therapieoption, die nicht nur die Symptome lindert, sondern auch die Ursache der Krankheit bekämpft; da durch die allergenspezifische Immuntherapie auch die Entstehung von allergischem Asthma verhindert werden kann, ist diese bei Pollenallergien zu empfehlen.
Bei leichten intermittierenden, meist saisonalen Formen werden Allergiekarenz, Antiallergika und allgemeine Maßnahmen empfohlen
30–40 % der unbehandelten Allergiker:innen entwickeln im Laufe ihres Lebens allergisches Asthma (Etagenwechsel).
Das Asthma-Risiko ist bei erwachsenen Patient:innen mit allergischer Rhinitis um den Faktor 3,2 höher als bei Gesunden (lt. Initiative „Allergic Rhinitis and its Impact on Asthma“, ARIA der WHO2).
Eine rechtzeitige und adäquate Therapie lindert die Beschwerden und verhindert eine weitere Verschlechterung.
Moderne Antihistaminika der zweiten Generation (z. B. Azelastin, Bilastin, Cetirizin, Desloratadin, Loratadin, Levocetirizin, Terfenadin) haben eine hohe Wirksamkeit, eine schnelle Wirkung, sind gut verträglich und haben weniger Nebenwirkungen wie z. B. Müdigkeit.
Lokale Antihistaminika in Form von Augentropfen oder Nasensprays bringen eine rasche Erleichterung. Bei schweren intermittierenden Verläufen und bei allen persistierenden Formen der allergischen Rhinitis gelten intranasale Steroide (rezeptpflichtig), zusätzlich zu Allergiekarenz und Antiallergika, als Maßnahmen der Wahl. Es ist wichtig, die Patient:innen darauf hinzuweisen, dass Tabletten, Nasensprays und Augentropfen je nach Schwere der Beschwerden auch kombiniert werden können.
In der Beratung sollte unbedingt darauf hingewiesen werden, dass die antiallergischen Medikamente bzw. Maßnahmen während der gesamten „Allergiezeit“ einzunehmen bzw. anzuwenden sind. Ein ausreichend hoher Wirkspiegel sollte nicht nur die Symptome reduzieren, sondern auch einen Etagenwechsel (Asthma) verhindern. Mit der Einnahme nach Bedarf bzw. einer sporadischen Anwendung kann dies nicht erreicht werden. Auch sollten Allergiker:innen ihre Medikamente immer griffbereit im Medikamentenschrank zu Hause haben, um die Symptome gleich von Beginn an effektiv und ohne Zeitverzug behandeln zu können.
Eine einfache Maßnahme zur Vermeidung von Beschwerden ist das regelmäßige Ausspülen der Nase. Dies kann im besten Fall dazu führen, dass die Medikamenteneinnahme reduziert werden kann. Auch die lokale Anwendung von Salben und Ölen hat sich als wirksam erwiesen, da sie eine Art Barriere bilden, die das Eindringen von Pollen verhindert.