Beratungsleitfaden: Glieder- und Kopfschmerzen

Gliederschmerzen können bei allen möglichen Erkrankungen auftreten, angefangen bei einer einfachen Erkältung über Grippe und COVID-19 bis hin zu schweren Störungen des Nervensystems.
Im Rahmen von Erkältungskrankheiten treten Gliederschmerzen häufig gemeinsam mit Kopfschmerzen, Fieber und Abgeschlagenheit auf.

Sie entstehen dabei über verschiedene Mechanismen, betreffen zum Teil alle Gliedmaßen, teils aber nur einen Arm oder ein Bein und dauern unterschiedlich lange an. Vor allem bei älteren Menschen entstehen Gliederschmerzen häufig durch Arthrose, Arthritis oder Gicht. Ein generalisierter Gliederschmerz, der lange anhält, kann auch Symptom einer Polyneuropathie (Diabetes mellitus) oder einer Polyarthritis sein. Bei Gliederschmerzen aufgrund von Fehlhaltungen sind meist auch der Rücken, die Schultern oder die Hüften betroffen.

Auf den ersten Blick / Wirksames für die Selbstmedikation

Für die Selbstmedikation bei Glieder- und Kopfschmerzen eignen sich folgende Substanzen:

  • ASS
  • Ibuprofen
  • Naproxen
  • Dexketoprofen
  • Paracetamol
  • fixe Kombinationen aus ASS, Paracetamol und Koffein

Fragen für den Einstieg in das Beratungsgespräch:

  • Seit wann bestehen die Beschwerden? Akut oder chronisch?
  • Liegt ein akuter Infekt vor (grippaler Infekt, Grippe, COVID-19)?
  • Sind Begleitsymptome vorhanden? Kopfschmerzen? Fieber? Müdigkeit?
  • Welche Körperteile sind von den Schmerzen betroffen?
  • Wann und wie tritt der Schmerz auf? Dumpf, stechend oder ziehend?
  • Welche Mittel und Maßnahmen wurden bisher ausprobiert? Mit welchem Erfolg?

Gliederschmerzen können alle Muskeln (Myalgien), Gelenke (Arthralgien) und Knochen (Ostealgien) betreffen.

Akute Gliederschmerzen

Sie treten plötzlich auf und halten Stunden bis Tage an, sind genau lokalisierbar und haben meist eine organische Ursache, z. B. Infekte, Verletzungen.

  • virale und bakterielle Infekte (häufigster Grund) ⇒ grippaler Infekt, Influenza, COVID-19, Masern, Mumps, Varizellen, Herpes Zoster, FSME, Röteln, Harnwegsinfekt, Lungenentzündung, Borreliose u. a.
  • Gefäßverschluss durch Blutgerinnsel ⇒ akute Thrombose, akute Embolie; plötzlicher, intensiver Schmerz ­(Vernichtungsschmerz).
  • Sport- und Unfallverletzungen
  • Überbelastung beim Sport, Muskelkater
  • langfristige Fehlhaltungen des Körpers ⇒ angeborene oder erworbene Fehlhaltungen, Fehlbelastungen, Muskelverspannungen

Wichtig! Auch hormonelle Umstellungen (Ungleichgewicht der Hormone) können zu Gliederschmerzen führen ⇒ Menstruation, Schwangerschaft, Wechseljahre.

Chronische Gliederschmerzen

Hierbei handelt es sich um ununterbrochene Schmerzen in Armen und/oder Beinen, die seit mindestens drei bis fünf Monaten andauern, die Schmerzen sind schwer zu lokalisieren und tendieren dazu, schlimmer zu werden. Sie treten mit zunehmendem Alter häufiger auf, Frauen sind öfter betroffen. Risikofaktoren ⇒ körperliche Aktivität, Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht

Ursachen ⇒ Osteoporose, degenerative und entzündliche Gelenkerkrankungen, Fibromyalgie, Sehnen- und Sehnenscheidenentzündungen, Neuralgien, Durchblutungsstörungen (z. B. Arteriosklerose, pAVK), Probleme mit der Wirbelsäule (z. B. Facettensyndrom), Tumorerkrankungen.

Therapie

Die spezifische Behandlung von Gliederschmerzen richtet sich nach der auslösenden Erkrankung.

  • Gliederschmerzen mit entzündlicher Komponente werden mit NSAR (Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Dexketoprofen, Naproxen) therapiert, bei Gliederschmerzen aufgrund eines grippalen Infektes, einer Grippe oder einer Infektion mit COVID-19 wird bei leichten Verläufen eine symptomatische Therapie empfohlen.
  • chronisch entzündliche Erkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis) werden immer ganzheitlich therapiert ⇒ Physiotherapie, Ergotherapie und immunsupprimierende Medikamente.
  • Sind die Gliederschmerzen Begleitsymptom einer anderen Grunderkrankung, so ist die gezielte Therapie dieser Krankheit notwendig.

Beratungstipps

  • Körperliche Schonung und viel Schlaf unterstützen die Therapie.
  • Wohltuend bei Gliederschmerzen ist ein warmes Vollbad mit einem Badezusatz, der ätherische Öle enthält. Durch die Wärme und die bessere Durchblutung der Haut lockern sich verspannte Muskeln, und das Allgemeinbefinden bessert sich.
  • Bei Fieber sollte man jedoch auf das Baden verzichten, da dies den Kreislauf zu sehr belasten würde.
  • Wärmedecke, Wärmeflasche, Kirschkernkissen
  • sanfte Massage

Arztbesuch empfehlen:

Gliederschmerzen ausgelöst durch Infektionen oder durch einen möglichen Muskelkater verschwinden nach einigen Tagen. Bei länger anhaltenden und/oder stärker werdenden Schmerzen muss unbedingt ein Arztbesuch empfohlen werden, da hinter den Beschwerden eine Verletzung oder eine schwerwiegende Grunderkrankung stecken kann.
Auch besteht immer die Gefahr, dass die Gliederschmerzen chronisch werden, vor allem bei Fehl- oder Überbelastungen (Schmerzgedächtnis). Zu beachten ist, dass bei depressiven Patient:innen die Gefahr groß ist, dass der chronische Schmerz subjektiv viel intensiver empfunden wird.


Selbstmedikation bei Glieder- und Kopfschmerzen

Die Wirksamkeit ist für folgende Substanzen bzw. Substanzkombinationen belegt:

  • Monotherapie mit ASS, Ibuprofen, Naproxen, Dexketoprofen (kurzwirksames NSAR, ­Wirkung 2–3 Stunden), Paracetamol
  • fixe Kombinationen aus ASS, Paracetamol und Koffein ⇒ unterschiedliche Ansatzpunkte erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass ein Arzneimittel beim einzelnen Anwender wirksamer ist, ­Wirkungsverstärkung durch gegenseitige Unterstützung.

Zu beachten! Analgetika-Kombinationen mit Koffein haben den Vorteil, dass Koffein als analgetisches Adjuvans den Effekt von ASS und Paracetamol 1,3- bis 1,7-fach verstärkt ⇒ schnellerer Wirkungseintritt, stärkere analgetische Wirkung, bzw. bei gleicher Wirksamkeit ist eine Reduktion der ­Analgetikadosis möglich.


Epilog

Glieder- und Kopfschmerzen sind bei einer Erkältung ein beinahe unzertrennliches Duo und ein normales Warnsignal des Körpers.

Die häufigste Ursache von vorübergehend auftretenden Glieder- und Kopfschmerzen sind grippale Infekte, Grippe, COVID-19 oder andere Infektionskrankheiten (siehe oben bei akuten Gliederschmerzen).
Die Schmerzen signalisieren, dass die Infektion den ganzen Körper erfasst hat und die Immunabwehr auf vollen Touren arbeitet.

Gesteigerte Empfindlichkeit

Entzündungsbedingte Gliederschmerzen entstehen durch eine gesteigerte Empfindlichkeit von Schmerzrezeptoren bei Entzündungsprozessen. Bei Entzündungen werden verschiedene Botenstoffe (z. B. Prostaglandine) ausgeschüttet, die mit den Schmerzrezeptoren interagieren. Die Schmerzschwelle sinkt, und das Schmerzsignal wird bei deutlich niedrigeren Reizen als normal ausgelöst. Diese Mechanismen führen zu Gliederschmerzen und anderen typischen Beschwerden wie berührungsempfindliche Haut und Kopfschmerzen.

Unspezifische Immunabwehr

Auch wenn Glieder- und Kopfschmerzen unangenehm sind, so sind sie auch ein gutes Zeichen dafür, dass das Immunsystem effektiv arbeitet. Die T-Lymphozyten spielen eine wichtige Rolle beim Schutz gegen Infektionen. Sie werden erst durch „Warnzeichen“ aktiviert, die von anderen Zellen ausgesendet werden. Eine infizierte Zelle weist an der Oberfläche Fragmente (Peptide) des Krankheitserregers auf, damit diese von den T-Lymphozyten erkannt werden können. Aus diesem Grund müssen diese Peptide auch mit einem Molekül verbunden sein, dem Haupthistokompatibilitätskomplex (Major Histocompatibility Complex, MHC). Dieser MHC ist eine Art „Personalausweis“, der den T-Lymphozyten vorgelegt werden muss, um „eigen“ von „fremd“ unterscheiden zu können. Körperfremde oder erkrankte Zellen, die nicht über den richtigen MHC verfügen, werden aufgespürt und vernichtet. Als Verstärkung senden die Zellen der unspezifischen Abwehr auch Botenstoffe aus (Zytokine, z. B. Interferone, Interleukine), wodurch auch andere Immunzellen aktiviert werden.Diese Vorgänge laufen vollkommen unbemerkt ab, aber wenn das Immunsystem auf vollen Touren arbeitet, können diese Mechanismen und Botenstoffe im Körper zu Glieder- und Kopfschmerzen, Entzündungen und Fieber führen.

Rasche Hilfe ist gefragt

Bei erkältungs- oder grippebedingten Beschwerden helfen die Wirkstoffe Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Dexketoprofen, Naproxen oder Paracetamol schnell und effektiv gegen Glieder- und Kopfschmerzen sowie Fieber.

Beratungstipp

Bei Gliederschmerzen hilft oft ein warmes Vollbad mit einem Badezusatz aus ätherischen Ölen. Durch die Wärme und die bessere Durchblutung der Haut lockern sich verspannte Muskeln, und das Allgemeinbefinden bessert sich.