Haarfarbe und Haarfülle sind mit Schönheitsidealen und gesellschaftlichem Ansehen eng verbunden. Aus diesem Grund stellt Haarausfall für viele Betroffene eine enorme psychische Belastung dar.
Ein Haarverlust von bis zu 100 Haaren pro Tag ist völlig normal, die Haarwurzel bleibt bei diesem „normalen“ Haarausfall bestehen, und die Haare wachsen wieder nach. Wenn die Menge der ausgefallenen Haare über einen längeren Zeitraum überschritten wird, wird dies als Effluvium bezeichnet. Bei Auftreten von einer deutlichen Lichtung der Haare oder haarlosen Arealen liegt eine Alopezie vor. Ungefähr 40 % der Männer sind von Haarausfall betroffen, wobei dieser meist erblich bedingt ist, mit „Geheimratsecken“ beginnt und häufig zu einer Glatze führt. Doch auch 20 % aller Frauen leiden unter Haarausfall.
1. Androgenetische Alopezie
Einer der häufigsten Gründe für Haarausfall ⇒ genetisch bedingte Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber Androgenen, vor allem Dihydrotestosteron (DHT), das in den Follikeln durch 5α-Reduktase Typ II aus Testosteron gebildet wird, für ca. 90 % der Fälle verantwortlich; die androgenetische Alopezie ist meist fortschreitend und erholt sich nur selten von allein.
Therapie: Grundsätzlich richtet sich die Behandlung nach dem Geschlecht des Betroffenen ⇒ Finasterid (5-alpha-Reduktasehemmer) und Minoxidil (5%ig) bei Männern; bei Frauen vor allem topische Behandlung mit Minoxidil (2%ig); Antiandrogene alleine nach der Menopause; vor den Wechseljahren in Kombination mit Östrogenen.
2. Diffuser Haarausfall
Häufiges Beratungsthema in der Apotheke; nach Beseitigung der auslösenden Faktoren wachsen die Haare in den meisten Fällen wieder nach.
Mögliche Ursachen:
Therapie: richtet sich nach der Ursache
3. Alopecia areata
„Kreisrunder Haarausfall“ ⇒ weltweit altersunabhängige Prävalenz von 0,1–0,2 %; Ursache vermutlich gegen Haarfollikel gerichtete Autoimmunerkrankung (entzündliche Erkrankung); Beginn oft spontan ⇒ kreisrunder, kahler Fleck auf der Kopfhaut kann sich innerhalb kurzer Zeit rasch ausdehnen; bei Männern kann auch der Bart betroffen sein.
Therapie: topische und orale Glukokortikoide, topische Calcineurin-Inhibitoren, systemische Gabe von Immunsuppressiva; Zink aufgrund seiner immunmodulatorischen Eigenschaften; PUVA
4. „Saisonal verstärkter Haarausfall“
Vor allem in den Monaten August und September ⇒ es wird angenommen, dass durch das lange Tageslicht im Mai/Juni deutlich mehr Haare als sonst von der Wachstumsphase in die Ruhephase übergehen; dieser letzte Lebensabschnitt eines Haars dauert dann ca. drei Monate, und entsprechend viele Haare fallen dann im August und September aus.
Es ist sinnvoll „verdächtigen“ Haarausfall beim Arzt/bei der Ärztin differenzialdiagnostisch untersuchen zu lassen. Bei kreisrundem Haarausfall (Alopecia areata) und bei erblich bedingtem Haarausfall (Alopecia androgenetica) können Therapien und Behandlungen den weiteren Verlauf des Haarausfalls einschränken und eventuell sogar stoppen. Eine Selbstmedikation ist nur bei „unphysiologischem“ Haarausfall zu empfehlen. Wenn der Verdacht besteht, dass der Haarausfall durch bestimmte Medikamente ausgelöst wird, ist auch in diesem Fall eine Abklärung beim Arzt/bei der Ärztin zu empfehlen.
Bei Ausschluss systemischer Erkrankungen als Ursache bzw. wenn diese gut therapiert sind, ist eine Selbstmedikation zu empfehlen; der Kunde/die Kundin muss aber unbedingt darauf aufmerksam werden, dass eine Wirkung erst nach einigen Wochen zu erwarten ist ⇒ längerfristige und kontinuierliche Einnahme bzw. Anwendung der verschiedenen Präparate über mindestens 3 Monate
Das Beratungsthema Haarausfall ist auch gleich eine gute Gelegenheit, zu hinterfragen, ob Haare und Kopfhaut richtig gepflegt werden.
Eine gesunde Kopfhaut ist die beste Basis für kräftige Haarwurzeln und gesundes Haar, und bei Haarausfall ist eine schonende Haar- und Kopfhautpflege besonders wichtig.
Haare richtig pflegen
Tägliches Haarewaschen ist für viele Menschen ein Bestandteil der täglichen Körperpflege, kann aber dazu führen, dass die Haare „austrocken“ und spröde werden und die Kopfhaut gereizt wird. Falls die Kopfhaut ohnehin schon trocken ist, sollten die Haare auf alle Fälle seltener gewaschen werden.Für die Haarwäsche eignen sich milde Shampoos bzw. Babyshampoos, damit die Kopfhaut und das Haar nicht zu sehr entfettet werden. Empfindliche Kopfhaut kann auf aggressive Shampoos „gereizt“ reagieren, was zu vermehrtem Haarausfall führen kann. Wichtig ist auch, dass alle Shampoo-Rückstände gut ausgespült werden, da diese das Haar beschweren und zusätzlich reizen können. Eine optimale Haarpflege und die Verwendung hochwertiger, individuell angepasster Haarpflegeprodukte stärkt und kräftigt Haarwurzeln und Haare. Zusätzlich können spezielle Präparate und Aufbauprodukte das Erscheinungsbild der Haare verbessern. Durchblutungsfördernde Präparate, Haarkuren oder auch Kopfhautmassagen sind in der Lage, die Versorgung der Haare in der Wachstumsphase zu optimieren.